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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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fiel.
    »Wo ist die Frau, die ihr entführt habt?« Der Atem des Alten stank noch immer, aber seine Hände waren fest wie Schraubstöcke. »Scheu Süd, so ein dürres Ding mit großer Klappe. Wo ist sie?«
    »Ich weiß nichts von irgendeiner Frau«, konnte Pane hervorstottern, und er versuchte, möglichst laut zu sprechen, damit ihn irgendjemand hörte, aber durch den Druck verschluckte er die Worte beinahe.
    »Tja, dann kann ich dich ja wohl aufschlitzen.« Und Pane fühlte, wie sich die Messerspitze unter seinem Kinn in die Haut bohrte.
    »Scheiße! Na gut! Sie ist im Keller!«
    »Führ mich hin.« Der Alte schubste ihn vor sich her. Einen Schritt, zwei, und plötzlich wurde Pane klar, wie unwürdig diese ganze Sache war, von allem anderen mal abgesehen, und ohne weiter nachzudenken, fing er an, zu boxen und zu treten und mit den Ellenbogen zu schlagen. Er kämpfte, als sei dies der richtige Augenblick, um von der untersten Sprosse wegzukommen und endlich zumindest Respekt vor sich selbst zu bekommen.
    Aber der Alte war aus Eisen. Die knorrige Hand drückte Panes Gurgel so zu, dass der nur noch ein Gurgeln herausbekam, und er spürte die Messerspitze mit einem Brennen über sein Gesicht fahren, direkt unter dem Auge.
    »Wenn du dich weiter wehrst, ist das Auge weg.« Eine schreckliche Kälte lag in der Stimme des Alten, eine Stimme, die alle Kampfeslust einfrieren ließ. »Du bist nur der blöde Türöffner, deswegen nehme ich mal an, dass du Papa Ring nicht so viel schuldest. Er ist sowieso erledigt. Wenn du mich zu der Frau bringst und keine Zicken machst, dann wirst du lange genug überleben, dass du später noch bei irgendjemand anderem der blöde Türöffner sein kannst. Alles klar?«
    Die Hand lockerte ihren Griff gerade so weit, dass Pane hustend hervorbringen konnte: »Alles klar.« War ja auch alles klar. Mehr Kampfbereitschaft als eben hatte Pane sein ganzes Leben nicht gezeigt, und wohin hatte ihn das gebracht? Er war der blöde Türöffner.
    Auf der untersten Sprosse.
    Golding hatte dem Alten das Gesicht schon ziemlich blutig geschlagen. Leichter Nieselregen rieselte durch die Lichtkegel der Fackeln und legte sich kühl auf seine Stirn, aber jetzt war er innerlich heiß, und alle Zweifel waren aus ihm gewichen. Er hatte sich ein Bild von Lamm gemacht, und selbst das Blut in seinem Mund schmeckte nach Sieg.
    Das hier würde sein letzter Kampf sein. Dann würde er mit Rings Geld in den Norden zurückkehren und seine verlorene Ehre und seine verlorenen Kinder zurückgewinnen, Rache an Cairm Eisenkopf und an dem Schwarzen Calder nehmen, und der Gedanke an diese verhassten Namen und Gesichter ließ die Wut wie eine Flamme in ihm aufflackern.
    Golding brüllte, und die Zuschauer brüllten mit ihm, trugen ihn über den Kreis, als schwämme er auf der Schaumkrone einer Welle. Der Alte wehrte einen Hieb ab und duckte sich unter einem weiteren hindurch, bekam Goldings Arm zu fassen, und dann rangen sie miteinander, die Finger suchten nach einem festen Griff, die Hände glitschig vor Öl und Regennässe, die Füße suchten einen sicheren Stand. Golding strengte sich an und packte zu, und mit einem Aufheulen konnte er Lamm schließlich umwerfen, aber der Alte zog ihm im Fallen das Bein weg, dann krachten sie zusammen auf die Steine, und die Menge sprang bei ihrem Sturz freudig auf.
    Golding hatte Oberwasser. Er versuchte, dem Alten eine Hand um die Kehle zu legen, fühlte eine Kerbe an dessen Ohr, wollte daran reißen, aber die Haut war zu glitschig. Dann bemühte er sich, seine Hand über Lamms Gesicht zu schieben, um ihm einen Daumennagel ins Auge zu bohren, denn so hatte er auch den großen Bergmann im Frühling erledigt, aber plötzlich wurde sein Kopf herumgerissen, und ein brennender, ziehender Schmerz machte sich in seinem Mund breit. Er brüllte und wand sich und knurrte, krallte seine Nägel in Lamms Handgelenk, und mit einem Stechen und Reißen, das durch seine Lippe und sein Zahnfleisch fuhr, konnte er sich befreien und zur Seite stolpern.
    Als Lamm ebenfalls herumrollte, entdeckte Golding, dass der Alte blonde Haare in einer Faust hatte, und ihm wurde klar, dass er ihm den halben Schnurrbart ausgerissen hatte. Unter den Zuschauern wurde gelacht, aber das hörte er nicht. Er hörte nur das alte Gelächter von vor vielen Jahren, als er aus Skarlings Halle ins Exil geschlichen war.
    Die Wut wallte siedend heiß in ihm auf, und er griff schreiend an. Kein Gedanke mehr in seinem Kopf außer dem wilden

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