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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sagte Scarlaer.
    »Es waren ein alter Mann und eine junge Frau, aber vielleicht waren sie nicht allein. Nehmt eure Waffen mit und passt auf. Sie sind gefährlich.« Er dachte an das tote Lächeln des Mannes, sein schwarzes Auge, in das man wie in eine große Tiefe schaute, und er machte sich große Sorgen. »Sehr gefährlich.«
    »Ich werde sie erwischen«, sagte der Jäger. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Das tue ich. Geh.«
    Der junge Mann eilte hinaus, und Waerdinur nahm nun seinen Platz an der Feuergrube ein, so nah an der Hitze, dass sie beinahe schmerzte, und hockte sich auf die gerundeten Steine, auf denen man keine gemütliche Haltung einnehmen konnte, da der Schöpfer gesagt hatte, wer über wichtige Dinge entscheiden müsse, solle es nicht zu gemütlich haben. Er nahm die Kelle und goss ein wenig Wasser über die Kohlen, und in der Halle wurde es noch dämmriger durch den Dampf, in den sich der Geruch nach Minze und Kiefer und den heiligen Gewürzen mischte. Er schwitzte bereits und bat schweigend den Schöpfer darum, seine Narrheit und seinen Stolz auszuschwitzen und reine Entscheidungen zu treffen.
    »Draußenmenschen am Suchenden Teich?« Hirfacs verwelktes Gesicht war ungläubig schlaff. »Wie sind sie auf den heiligen Boden gelangt?«
    »Sie kamen mit den zwanzig Draußenmenschen zu den Hügelgräbern«, sagte Waerdinur. »Wie es ihnen gelang, weiter vorzudringen, kann ich nicht sagen.«
    »Umso dringender müssen wir entscheiden, wie wir mit jenen zwanzig verfahren wollen.« Akarins blinde Augen waren leicht zusammengekniffen. Sie alle wussten, welcher Weg ihm der liebste war. Akarin wollte Blut sehen, und mit jedem Winter, der verging, dürstete er mehr danach. Das Alter destilliert manchmal die Eigenschaften eines Menschen – die Ruhigen werden ruhiger, die Gewaltbereiten neigen noch mehr zu Gewalt.
    »Wieso sind sie gekommen?« Uto beugte sich ins Licht, und die Höhlen in ihrem Schädel füllten sich mit Schatten. »Was wollen sie?«
    Waerdinur betrachtete die alten, schweißgebadeten Gesichter um ihn herum und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Wenn sie wüssten, dass der Mann und die Frau wegen seiner Kinder gekommen waren, dann würden sie ihn vielleicht auffordern, sie wieder zurückzugeben. Es war nur eine kleine Möglichkeit, aber sie bestand, und der Einzige, der ihm seine Kinder würde nehmen dürfen, war der Tod. Es war verboten, in der Versammlung zu lügen, aber der Schöpfer hatte es nicht untersagt, nur die halbe Wahrheit zu offenbaren.
    »Was alle Draußenmenschen wollen«, sagte Waerdinur. »Gold.«
    Hirfac breitete ihre knorrigen Hände aus. »Vielleicht sollten wir es ihnen geben? Wir haben doch genug.«
    »Sie würden nur immer mehr wollen.« Schebats Stimme war tief und traurig. »Sie sind erfüllt von einem Hunger, der sich nicht stillen lässt.«
    Schweigen breitete sich aus, während sie alle nachdachten, und die Kohlen sackten zusammen und zischten in der Grube, Funken stoben auf und glühten in der Dunkelheit, und der süße Geruch des Sehenden Dampfes waberte zwischen ihnen.
    Die Farben des Feuers krochen über Akarins Gesicht, als er nickte. »Wir müssen alle aussenden, die eine Klinge halten können. Achtzig von uns sind wohl noch hier, einsatzbereit, die nicht auszogen, um im Norden gegen die Schanka zu kämpfen?«
    »Achtzig Schwerter in meiner Waffenkammer.« Schebat schüttelte den Kopf, als ob es sich dabei um einen bedauernswerten Umstand handelte.
    »Es erfüllt mich mit Sorge, Aschrang in der Obhut der Alten und Jungen zurückzulassen«, sagte Hirfac. »Wir sind nur noch so wenige …«
    »Bald werden wir den Drachen wecken.« Ulstal lächelte bei dem Gedanken.
    »Bald.«
    »Bald.«
    »Nächsten Sommer«, sagte Waerdinur, »oder vielleicht im Sommer darauf. Aber im Augenblick müssen wir uns selbst beschützen.«
    »Wir müssen sie vertreiben!« Akarin schlug mit der knotigen Faust in die Fläche seiner anderen Hand. »Wir müssen zu den Hügelgräbern und die Wilden verjagen.«
    »Sie verjagen?« Uto schnaubte. »Nenn doch wenigstens die Dinge beim Namen, denn du wirst es ja nicht sein, der dabei die Klinge führt.«
    »Ich habe zu meiner Zeit genug Klingen geschwungen. Dann eben umbringen, wenn du es lieber so nennen willst. Töten wir sie alle.«
    »Wir haben sie alle getötet, und nun sind schon wieder welche da.«
    »Was sollten wir also dann tun?«, fragte Akarin spöttisch. »Sie mit weit offenen Armen auf unserem heiligen Boden

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