Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
meinem letzten Atemzug zu schützen. Nur der Tod wird mich aufhalten.«
    »Mich nicht.« Lamm versetzte seinem Schwert noch einen knirschenden Streich mit dem Wetzstein. »Er hat tausend Gelegenheiten dazu gehabt und keine davon genutzt.«
    »Glaubst du, der Tod fürchtet sich vor dir?«
    »Der Tod liebt mich.« Lamm lächelte, die Augen schwarz, die Augen feucht, und das Lächeln war schlimmer als zuvor die verzerrte Fratze. »Bei all der Arbeit, die ich für ihn erledigt habe? Bei den Massen, die ich ihm zugeführt habe? Er weiß, dass er keinen besseren Freund hat als mich.«
    Der Anführer des Drachenvolks erwiderte Lamms Blick traurig und gelassen. »Wenn wir kämpfen müssten, wäre das … eine Schande.«
    »Das ist bei vielen Dingen so«, sagte Lamm. »Ich habe vor langer Zeit aufgehört, daran etwas rütteln zu wollen.« Er stand auf und schob das Schwert mit einem schabenden Flüstern wieder in die Scheide. »Du hast drei Tage, um die Kinder nach Leuchtberg zu bringen. Danach komme ich zurück auf deinen heiligen Boden.« Er rollte die Zunge ein und blies Spucke ins Wasser. »Und dann bringe ich den Tod mit.« Damit wandte er sich um und schritt wieder den Hang hinauf zu den Ruinen.
    Scheu und Waerdinur sahen sich noch einen Augenblick an. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das, was geschehen ist, und das, was nun geschehen muss.«
    Sie drehte sich um und lief hinter Lamm her. Was blieb ihr auch anderes übrig?
    »Das hast du nicht wirklich so gemeint, oder?«, zischte sie seinem Rücken zu, während sie auf den klein gemahlenen Steinen ausglitt und rutschte. »Das mit den Kindern? Dass es dir nicht um sie geht? Sondern um Blut?« Sie stolperte und schürfte sich das Schienbein ab, fluchte und stolperte weiter. »Sag mir, dass du das nicht so gemeint hast!«
    »Er hat mich verstanden«, gab Lamm über die Schulter kurz angebunden zurück. »Vertrau mir.«
    Aber das genau war das Problem. Genau das fand Scheu mit jedem Tag schwerer. »Hast du nicht gesagt, wenn man einen Mann töten will, dann sei es nicht hilfreich, ihm das vorher zu erzählen?«
    Lamm zuckte die Achseln. »Es gibt für jede Regel eine Zeit, in der man sie brechen sollte.«
    »Was zur Hölle hast du da gemacht?«, zischte Süß, als sie wieder in die Ruine kletterten. Er raufte sich das nasse Haar mit den Fingernägeln, und alle anderen wirkten von ihrem ungeplanten Ausflug auch nicht gerade begeistert.
    »Ich habe ihm einen Köder hingeworfen, den er schlucken muss«, sagte Lamm.
    Scheu sah durch einen Mauerspalt wieder zum Teich. Waerdinur watete gerade ans Ufer, rubbelte sich mit den Händen die Nässe von der Haut, zog sein Gewand an, alles ohne erkennbare Hast. Er nahm seinen Stab, sah eine Weile zu der Ruine hinüber, dann wandte er sich um und ging zwischen den Felsen den Weg zurück, den er gekommen war.
    »Du hast die Dinge schwierig gemacht.« Weinender Fels hatte ihre Pfeife schon wieder weggesteckt und zog die Gurte ihres Rucksacks für den Rückweg straff. »Jetzt werden sie kommen, und zwar schnell. Wir müssen nach Leuchtberg zurück.«
    »Ich gehe nicht zurück«, sagte Lamm.
    »Was?« fragte Scheu.
    »Das war die Abmachung«, sagte Jubair. »Dass wir sie aufscheuchen.«
    »Dann scheucht sie auf. Verzögerung ist die Mutter allen Unglücks, und ich warte nicht darauf, dass Cosca hier besoffen herumholzt und meine Kinder deswegen ums Leben kommen.«
    »Was zur Hölle meinst du?« Scheu hing es allmählich zum Hals raus, dass sie nicht mehr einschätzen konnte, was Lamm im nächsten Augenblick tun würde. »Was ist denn jetzt unser Plan?«
    »Pläne haben die Angewohnheit nachzugeben, wenn man sich auf sie stützt«, sagte Lamm. »Wir werden uns einfach einen neuen ausdenken müssen.«
    Der Kanteser zog ein mächtig grimmiges Gesicht. »Ich mag keine Männer, die sich über Vereinbarungen hinwegsetzen.«
    »Du kannst ja versuchen, mich von einer Klippe zu stürzen.« Lamm sah Jubair unverwandt an. »Und dann finden wir bestimmt raus, wen Gott lieber hat.«
    Jubair drückte eine Fingerspitze gegen seine Lippen und dachte für einen langen, stillen Augenblick darüber nach. Dann zuckte er die Achseln. »Ich ziehe es vor, Gott nicht mit jeder Kleinigkeit zu behelligen.«

WILDE
    I ch hab den Speer fertig!«, rief Pit und gab sich alle Mühe, die ungewohnten Worte so auszusprechen, wie Ro es ihm beigebracht hatte. Er hob die Waffe hoch, damit sein Vater sie sah. Es war ein guter Speer. Schebat hatte ihm bei der Umwickelung geholfen

Weitere Kostenlose Bücher