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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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willkommen heißen?«
    »Vielleicht ist die Zeit gekommen, da wir wirklich darüber nachdenken sollten.« Akarin schnaubte empört, Ulstal verzog das Gesicht, als hätte er gerade etwas Lästerliches gehört, Hirfac schüttelte den Kopf, aber Uto sprach weiter. »Wurden wir nicht alle als Wilde geboren? Hat uns der Schöpfer nicht gelehrt, als Erstes Worte des Friedens zu sprechen?«
    »Das hat er«, sagte Schebat.
    »Davon will ich nichts hören!« Ulstal erhob sich mühsam und schnaufte dabei vor Anstrengung.
    »Das wirst du müssen.« Waerdinur bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen. »Du wirst hier sitzen bleiben und schwitzen und zuhören, so wie hier alle sitzen und zuhören. Uto hat sich das Recht erworben, in dieser Runde zu sprechen.« Und Waerdinur sah ihr in die Augen. »Aber sie irrt sich. Wilde am Suchenden Teich? Stiefel von Draußenmenschen auf dem heiligen Boden? Auf den Steinen, die einst die Stiefel des Schöpfers betraten?« Die anderen stöhnten bei der Nennung jeder neuen Freveltat auf, und Waerdinur wusste, dass er sie für sich gewonnen hatte. »Was sollen wir tun, Uto?«
    »Mir gefällt es nicht, dass wir hier nur zu sechst entscheiden …«
    »Sechs sind genug«, sagte Akarin.
    Uto erkannte, dass sie alle den Weg des Stahls einschlagen wollten, und sie seufzte, dann nickte sie zögernd. »Wir töten sie alle.«
    »Dann hat die Versammlung gesprochen.« Waerdinur erhob sich, nahm den heiligen Beutel vom Altar, kniete sich hin und kratzte eine Handvoll Erde vom Boden, die heilige Erde von Aschrang, warm und feucht vor Leben, und er tat sie in den Beutel und hielt sie Uto hin. »Du hast dagegen gesprochen, also musst du die Führung übernehmen.«
    Sie glitt von ihrem Stein und nahm den Beutel. »Ich bin nicht glücklich darüber«, sagte sie.
    »Es ist auch nicht nötig, dass wir darüber glücklich sind. Sondern nur, dass wir handeln. Bereitet die Waffen vor.« Und Waerdinur legte seine Hand auf Schebats Schulter.
    Schebat nickte langsam, stand langsam auf, zog langsam sein Gewand an. Er war kein junger Mann mehr, deshalb brauchte er seine Zeit, vor allem dann, wenn er zwar vielleicht die Notwendigkeit einsah, aber keinen Eifer in seinem Herzen fühlte. Der Tod saß nahe bei ihm, das wusste er – zu nahe, als dass er Freude darüber empfunden hätte, ihn anderen zu bringen.
    Er schlurfte vom Bach hinüber zum Torbogen, als das Horn erklang, schrill und kreischend. Zu den Waffen, zu den Waffen! Die Jüngeren wandten sich von ihren Aufgaben ab und traten in den Abend, bereiteten sich auf die Reise vor, küssten ihre Nächsten zum Abschied. Es würden nur noch sechzig zurückbleiben, Kinder und Alte. Alte, Nutzlose, die nahe beim Tod saßen, so wie er.
    Er kam am Herzholz vorbei und fuhr liebevoll mit der Hand darüber, spürte das Bedürfnis, daran zu schnitzen, und er zog sein Messer hervor, betrachtete das Holz genau und schabte schließlich einen winzigen Span ab. Das würde die Veränderung für den heutigen Tag sein. Der morgige würde eine andere bringen. Er fragte sich, wie viele Menschen vor seiner Geburt daran gearbeitet hatten. Und wie viele es nach seinem Tod noch tun würden.
    Hinein in die steinerne Dunkelheit trat er, das Gewicht der Berge lastete schwer über ihm, die flackernden Öldochte ließen das dreimal gesegnete Metall schimmern, das, in den Boden eingelassen, die Dinge zeigte, die der Schöpfer einst entworfen hatte. Schebats Schritte hallten in der Stille wider, als er durch den ersten Saal zur Waffenkammer schritt und das kaputte Bein ein wenig nachzog. Eine alte, alte Wunde, die niemals richtig heilte. Der Glanz des Sieges strahlt für kurze Zeit, die Wunde bleibt ewig. Zwar liebte er die Waffen, denn der Schöpfer lehrte die Liebe zum Metall und zu gut gearbeiteten, genau auf ihren Zweck zugeschnittenen Dingen, aber er teilte sie nur mit Bedauern aus.
    »Denn der Schöpfer lehrte euch auch, dass jeder Streich, der fällt, sein eigenes Scheitern bedeutet«, sang er leise, als er die Waffen eine nach der anderen von den Regalen nahm, von dem Holz, das die Fingerspitzen seiner Vorgänger mit ihren Berührungen glatt poliert hatten. »Sieg liegt allein in der ergriffenen Hand, im leise gesprochenen Wort, im freiwillig gegebenen Geschenk.« Aber er betrachtete die Gesichter der Jungen, als sie die Todeswerkzeuge von ihm in Empfang nahmen, hitzig und begierig, und er fürchtete, dass sie zwar seine Worte hörten, die Bedeutung aber an sich vorüberziehen ließen. Zu oft

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