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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und gemeint, er sei großartig geworden, und alle sagten, dass nur der Schöpfer selbst mehr über Waffen wusste als Schebat, aber der Schöpfer hatte schließlich über alle Dinge auf der Welt mehr gewusst als alle anderen. Jedenfalls hatte Schebat ganz viel Ahnung von Waffen, das stand fest, und er hatte gesagt, der Speer sei gut, also musste er auch gut sein.
    »Gut«, sagte Pits Vater, aber er guckte gar nicht richtig hin. Er ging schnell weiter, die nackten Füße patschten auf den uralten Bronzeboden, und er machte ein grimmiges Gesicht. Pit wusste nicht genau, ob er ihn schon jemals so finster hatte dreinschauen sehen. Er fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Ob sein Vater vielleicht merkte, dass ihm sein neuer Name noch immer so komisch vorkam. Er fühlte sich undankbar und schuldig, und er grübelte, ob er vielleicht etwas sehr Schlimmes gemacht hatte, ohne das gewollt zu haben.
    »Was hab ich gemacht?«, fragte er und beeilte sich, mit den schnellen Schritten mitzuhalten; dann erst merkte er, dass er unwillkürlich wieder in seine alte Sprache zurückgefallen war.
    Sein Vater blickte mit gerunzelter Stirn auf ihn hinunter, aus sehr großer Höhe, wie Pit dachte.
    »Wer ist Lamm?«
    Pit blinzelte. Das war ungefähr die letzte Frage, die er von seinem Vater erwartet hatte.
    »Lamm ist mein Vater«, sagte er ohne nachzudenken, und dann verbesserte er sich: »… war mein Vater, vielleicht … aber Scheu hat immer gesagt, er ist das gar nicht.« Vielleicht waren sie beide nicht seine Väter, oder vielleicht waren sie es beide, und wenn er an Scheu dachte, dann musste er auch an den Hof denken und an die schlimmen Dinge, wie Gully »Lauf! Lauf!« gerufen hatte, und an die Reise durch die Große Ebene und in die Berge und wie Cantliss gelacht hatte, und er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte, und er fing an zu weinen, und er schämte sich dafür und weinte noch mehr, und dann sagte er: »Schick mich nicht wieder zurück.«
    »Nein!«, sagte Pits Vater. »Niemals!« Denn er war Pits Vater, das konnte man an seinem schmerzerfüllten Gesicht ablesen. »Nur der Tod wird uns je trennen, verstehst du?«
    Den letzten Satz hatte Pit nicht verstanden, aber er nickte trotzdem, weinte nun vor Erleichterung darüber, dass alles wieder gut werden würde, und sein Vater lächelte, ging neben ihm in die Hocke und legte seine Hand auf Pits Kopf.
    »Es tut mir leid.« Und Waerdinur tat es leid, wirklich und wahrhaftig, und er benutzte die Sprache der Draußenmenschen, weil er wusste, dass es für den Jungen leichter war. »Das ist ein guter Speer, und du bist ein guter Sohn.« Und er tätschelte den geschorenen Kopf des Jungen. »Wir werden jagen gehen, schon bald, aber erst gibt es ein paar Dinge, die ich erledigen muss, denn das ganze Drachenvolk ist meine Familie. Kannst du ein bisschen mit deiner Schwester spielen, bis ich dich rufe?«
    Der Kleine nickte und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Er weinte leicht, dieser Junge, und das war gut, denn der Schöpfer lehrte, dass die Nähe zu den eigenen Gefühlen auch die Nähe zum Göttlichen anzeigte.
    »Gut. Und … erzähl ihr nichts von dieser Sache.«
    Waerdinur schritt nun zum Langhaus, und wieder machte er ein grimmiges Gesicht. Die sechs Mitglieder der Versammlung saßen nackt in der heißen Düsternis, leicht verschleiert durch den Dampf, hatten auf den polierten Steinen rund um die Feuergrube Platz genommen und hörten Uto zu, die nun die Lehren sang, jene Worte, die vom Vater des Schöpfers stammten, dem allmächtigen Euz, der die Welten teilte und das Erste Gebot aussprach. Ihre Stimme verstummte, als er eintrat.
    »Es waren Draußenmenschen am Suchenden Teich«, knurrte er, während er sein Gewand ablegte, ohne die althergebrachten Traditionen zu beachten, aber er scherte sich nicht darum.
    Die anderen starrten ihn an, völlig schockiert, aber das war auch kein Wunder. »Bist du sicher?« Ulstals krächzende Stimme klang durch den Sehenden Dampf, den er eingeatmet hatte, noch rauer als sonst.
    »Ich habe mit ihnen gesprochen! Scarlaer?«
    Der junge Jäger stand auf, hochgewachsen und stark und mit eifrigem Blick. Er erinnerte Waerdinur manchmal so sehr an sein jüngeres Ich, dass es sich anfühlte, als schaute er in Juvens’ Spiegel, von dem es hieß, dass man darin die Vergangenheit erblicken konnte.
    »Nimm deine besten Spurensucher und folge ihnen. Sie hielten sich in den Ruinen an der Nordseite des Tals auf.«
    »Ich werde sie ausfindig machen«,

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