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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schließlich so, wie es war, verschlungen. Ein Mann wurde in dem Durcheinander mit der Hand gegen die glühende Kohlenpfanne gedrückt, kniete stöhnend im Schnee und hielt sich die schwarz gestreifte Hand, als Tempel an ihm vorüberstapfte und sich die Arme gegen die Kälte um den Körper schlang.
    »Was für Leute«, brummte Scheu. »Reicher als Hermon, und trotzdem klauen sie lieber.«
    »Schlechte Taten werden irgendwann zur Gewohnheit«, antwortete Tempel mit klappernden Zähnen.
    Der verlockende Duft von schnellem Geld musste irgendwie bis nach Knick geweht sein, denn die Siedlung war ausgesprochen belebt. Man hatte in Leuchtberg ein paar weitere Hügelgräber ausgebuddelt und ein paar neue Hütten errichtet, deren Schornsteine schon lustig rauchten. Noch mehr fliegende Händler hatten ihre Stände aufgebaut, noch mehr Huren ihre Matratzen ausgebreitet, und alle strömten fröhlich zusammen, um den tapferen Eroberern ein angenehmes Willkommen zu bereiten, wobei die Preislisten ständig angepasst wurden, nachdem die Anbieter der verschiedenen Waren und Dienstleistungen mit geldgierigem Staunen erkannten, wie schwer die Männer mit Silber und Gold beladen waren.
    Cosca war der einzige Berittene, der die Prozession auf einem erschöpften Maultier anführte. »Seid gegrüßt!« Er griff in seine Satteltasche und warf locker aus dem Handgelenk einen Schwung antiker Münzen in die Luft. »Und euch allen alles Gute zum Geburtstag!«
    Ein Stand stürzte um, und Töpfe und Pfannen flogen klappernd durch die Gegend, während die Leute nach den klingelnden Münzen tauchten, sich um die Hufe des Maultiers scharten und einander wegschubsten wie Tauben beim Kampf um eine Handvoll Körner. Ein ausgemergelter Fiedler, der sich nicht im Geringsten darum kümmerte, dass sein Instrument nicht über einen kompletten Satz Saiten verfügte, spielte einen lustigen Reigen und sprang zwischen den Söldnern herum, wobei er zahnlos grinste.
    Unter dem vertrauten Schild mit der Aufschrift Metallverarbeitung Majud & Curnsbick , die nun sorgfältig um die Zeile Anfertigung und Reparatur von Waffen und Rüstungen ergänzt worden war, stand Abram Majud, und ein paar gedungene Arbeiter sorgten dafür, dass ein ordentliches Feuer in der patentierten, tragbaren Schmiede brannte, die sich hinter ihm auf einem schmalen Streifen Land befand.
    »Sie haben ein neues Grundstück gefunden«, sagte Tempel.
    »Ein kleines. Würden Sie mir ein Haus darauf bauen?«
    »Vielleicht später.« Tempel ergriff die Hand des Kaufmanns und dachte wehmütig an die Tage, in denen er ehrliche Arbeit für einen zumindest halbwegs ehrlichen Auftraggeber geleistet hatte. Wehmut wurde allmählich zu einem Gefühl, dem er sich geradezu gewohnheitsmäßig hingab. Seltsam, dass wir die schönsten Augenblicke unseres Lebens kaum je richtig bemerken und uns ihrer erst rückblickend bewusst werden.
    »Und das hier sind die Kinder?«, fragte Majud und kniete sich vor Pit und Ro hin.
    »Wir haben sie gefunden«, sagte Scheu, ohne dass besonders viel Triumph in ihrer Stimme mitschwang.
    »Das freut mich.« Majud streckte dem Jungen seine Hand hin. »Du bist bestimmt Pit.«
    »Das bin ich«, sagte der, nahm die Hand und schüttelte sie feierlich.
    »Und du bist Ro.«
    Das Mädchen sah verbissen weg und antwortete nicht.
    »Das ist sie«, sagte Scheu. »Oder … sie war es.«
    Majud klatschte sich auf die Knie. »Und ich bin mir sicher, dass sie es wieder werden wird. Die Menschen ändern sich.«
    »Glauben Sie?«, fragte Tempel.
    Der Kaufmann legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Steht nicht der Beweis dafür gerade leibhaftig vor mir?«
    Er fragte sich noch, ob das als Witz oder als Kompliment gemeint war, als Coscas vertrautes Kreischen an sein Ohr drang. »Tempel!«
    »Die Stimme deines Herrn«, sagte Scheu.
    Hätte es Zweck gehabt, das zu leugnen? Tempel nickte entschuldigend und schlurfte zum Fort wie ein geprügelter Hund, der er ja auch war. Er kam an einem Mann vorbei, der ein gebratenes Huhn mit den Händen auseinanderriss und dessen Gesicht vor Fett triefte. Zwei andere rangelten um eine Flasche Bier, zogen dabei unabsichtlich den Stopfen heraus, und ein dritter sprang mit geöffnetem Mund zwischen sie und versuchte vergeblich, die herumspritzenden Tropfen aufzufangen. Lautes Begeisterungsgebrüll war zu hören, als drei Männer eine Hure auf die Schultern hoben, die mit antikem Goldschmuck behängt worden war, ein Diadem schief auf dem Kopf trug und kreischte: »Ich

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