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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Rede halte.«
    Während er zusah, wie sich die drei Hauptmänner davon machten, verblasste Coscas Lächeln langsam, bis sich seine Augen in misstrauisch verengte Schlitze verwandelt hatten. »Ich traue diesen Drecksäcken nicht weiter, als ich scheißen kann.«
    »Nein«, bestätigte Freundlich.
    »Nein«, erklärte auch Tempel. Tatsächlich stand der Einzige, dem er noch weniger traute, gerade neben ihm.
    »Ich möchte, dass Sie beide den Schatz genau erfassen. Jeder Kupferbruch muss ordentlich aufgelistet, notiert und verstaut werden.«
    »Gezählt?«, fragte Freundlich.
    »Absolut, mein alter Freund. Und sorge auch gleich dafür, dass in dem Wagen genug Lebensmittel und Wasser gelagert sind, und dass ein Gespann angeschirrt bereitsteht. Falls die Dinge eine hässliche Wendung nehmen sollten … dann müssen wir uns vielleicht schnell verabschieden.«
    »Acht Pferde«, sagte Freundlich. »Vier Paar.«
    »Jetzt hilf mir hoch. Ich muss eine Rede halten.«
    Mit allerlei Grimassen und Gebrumm gelang es dem Alten, erst auf den Bock und dann auf das Dach des Wagens zu klettern, wo er schließlich die Fäuste um die hölzerne Brüstung krallte und zur Ansiedlung hinüberblickte. Inzwischen hatten all jene, die nicht komplett anderweitig beschäftigt waren, mit Heldengesängen auf ihren Generalhauptmann begonnen und reckten Waffen, Flaschen und angebissene Fressalien in den Abendhimmel. Nachdem sie ihrer Last müde geworden waren, hatten sie die frisch gekrönte Königin der Union unzeremoniös und unter viel Gekreische in den Schlamm geworfen, um sie sodann von den geliehenen Juwelen zu befreien.
    »Cosca! Cosca! Cosca!«, grölten sie, als der Generalhauptmann seinen Hut abnahm, die weißen Haarbüschel über seine kahle Platte strich und seine Arme ausbreitete, um ihre Bewunderung huldvoll entgegenzunehmen. Jemand schnappte sich die Fiedel des Bettlers, brach sie in Stücke und gab dem Musikus dann noch kräftig eins aufs Maul, damit er endgültig die Klappe hielt.
    »Meine verehrten Kameraden!«, bellte der Alte. Im Laufe der Jahre mochten einige seiner Fähigkeiten ein wenig nachgelassen haben, aber die Lautstärke seiner Stimme war immer noch ungebrochen die alte. »Wir haben uns gut geschlagen!« Brüllender Applaus. Jemand warf Geld in die Luft und sorgte damit für ein hässliches Handgemenge. »Heute Nacht wollen wir feiern! Heute Nacht wollen wir trinken und singen und uns amüsieren, wie es sich nach einem solchen Triumph gehört, der den Helden alter Zeiten würdig gewesen wäre!« Wieder gab es Beifall sowie einige brüderliche Umarmungen und Schulterklopfen. Tempel fragte sich, ob die Helden alter Zeiten es tatsächlich gefeiert hätten, wenn sie ein paar Dutzend Alte und Schwache von einer Klippe gestürzt hätten. Wahrscheinlich schon. So sind Helden eben.
    Cosca hob eine knorrige Hand, um für Ruhe zu sorgen, was ihm schließlich auch gelang, abgesehen von den leisen Schmatzgeräuschen, die von einem Paar ausgingen, das mit den Feierlichkeiten vorzeitig begonnen hatte. »Bevor jedoch der Spaß beginnt, muss ich bedauerlicherweise ankündigen, dass eine gründliche Erfassung der Beute unvermeidlich ist.« Sofort änderte sich die Stimmung. »Jeder Mann wird seine Beute abliefern …« Zornige Rufe brachen aus. »Und zwar die ganze Beute!« Die Rufe wurden noch wütender. »Keine verschluckten Juwelen, keine Münzen im Arsch! Wohl keiner will da nach denen suchen.« Ein paar deutliche Buhrufe. »Damit unser majestätischer Fischzug ordentlich geschätzt, aufgelistet und sicher hinter dreifachen Schlössern in eben diesem Wagen verwahrt wird, um später entsprechend erneut ausgeteilt zu werden, sobald wir wieder die Zivilisation erreicht haben!«
    Jetzt wurde es allmählich richtig unangenehm. Tempel bemerkte einige von Jubairs Männern, die wachsam durch die Menge streiften. »Wir brechen morgen früh auf!«, brüllte Cosca. »Aber heute Nacht wird jeder einen Bonus von einhundert Mark erhalten, den er nach eigenem Gutdünken verwenden kann!« Das sorgte für eine leichte Abmilderung der Unruhe. »Lasst uns unseren Triumph nicht durch bitteren Streit trüben! Bleibt vereint, dann können wir dieses gottverlassene Land bald wieder hinter uns lassen, und zwar reicher als in unseren gierigsten Träumen! Wenn wir uns jedoch gegeneinander wenden, dann werden Scheitern, Scham und Tod unser verdienter Lohn sein.« Cosca schlug sich mit der Faust gegen den Brustpanzer. »Ich denke wie stets nur an die Sicherheit

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