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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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legte, sah sich nichts anderes als Ulstals Gesicht, traurig und würdevoll, als sie ihn mit ihren Speeren von der Klippe stießen und er ohne einen Schrei hinunterstürzte, die vielen Toten, die unten verdreht am Fuß der Felswand lagen, nur noch nutzloses Fleisch, eine Verschwendung, die sie nicht begreifen konnte. Sie hatte das Gefühl, dass sie diese Draußenmenschen hassen sollte, mehr als hassen, aber irgendwie war sie innerlich nur taub und verwittert, so tot wie ihre Familie, als man sie von der Klippe wegbrachte, so tot wie ihr Vater mit seinem gespaltenen Kopf, so tot wie Gully, als der am Baum schaukelte.
    Am nächsten Morgen waren einige Männer verschwunden, und Gold und Nahrung fehlte auch. Jemand sagte, sie seien desertiert, andere wiederum meinten, böse Geister hätten sie in der Nacht weggelockt, und wieder andere vertraten die Ansicht, dass ihnen das Drachenvolk folgte und Rache nehmen wollte. Während sie darüber stritten, wer nun recht hatte, wandte sich Ro noch einmal nach Aschrang um, über dessen Berg noch immer eine Rauchwolke im blassblauen Himmel hing, und sie hatte das Gefühl, als würde sie erneut von Zuhause verschleppt, und sie griff in ihr Gewand und umklammerte die Drachenschuppe, die ihr Vater ihr gegeben hatte und die kühl auf ihrer Haut lag. Neben ihr stand die alte Geisterfrau auf einem Fels und machte ein grimmiges Gesicht.
    »Es bringt Unglück, zu lange zurückzuschauen, Mädchen«, sagte der Weißbärtige namens Süß, obwohl Ro vermutete, dass die Geisterfrau mindestens fünfzig sein musste; nur noch ganz wenig blondes Haar war unter dem vielen Grau, das sie sich mit einem Lumpen zusammengebunden hatte.
    »Es fühlt sich nicht so gut an, wie ich geglaubt habe.«
    »Wenn man das halbe Leben damit zubringt, von etwas zu träumen, wird es dann, wenn es wirklich geschieht, den Erwartungen selten gerecht.«
    Ro merkte, wie Scheu sie ansah, dann zu Boden guckte und schließlich die Lippen hochzog und durch die Zahnlücke ausspuckte. Plötzlich, ungebeten, kam die Erinnerung, wie Scheu und Gully um die Wette in einen Topf spuckten und wie Ro lachte, und Pit auch, und wie Lamm zusah und lächelte, und Ro spürte einen Stich in ihrer Brust und wandte den Kopf ab, ohne zu wissen warum.
    »Vielleicht wird es sich mit dem ganzen Geld besser anfühlen«, sagte Süß gerade.
    Die alte Geisterfrau schüttelte den Kopf. »Ein reicher Narr bleibt ein Narr. Das wirst du schon noch merken.«
    Als sie es sattbekamen, auf ihre verschwundenen Freunde zu warten, marschierten die Männer weiter. Flaschen machten die Runde, und sie betranken sich und wurden langsamer unter dem Gewicht der Beute, quälten sich in der Hitze über zerklüftete Felsen, mühten sich fluchend mit ihrer mächtigen Last, als sei Gold mehr wert als das eigene Fleisch oder sogar der eigene Atem. Trotzdem warfen sie schließlich einige Schätze weg, die eine glitzernde Spur hinterließen wie der Schneckenschleim. Manches davon wurde von den Nachfolgenden aufgelesen, die es dann eine Meile später wieder liegen ließen. In der Nacht verschwand noch mehr Essen und noch mehr Wasser, und sie stritten sich schließlich über den verbliebenen Proviant. Ein Kanten Brot war nun sein Gewicht in Gold wert, dann zehnmal so viel, und Juwelen wurden gegen eine halbe Flasche Schnaps eingetauscht. Ein Mann tötete einen anderen wegen eines Apfels, und Cosca befahl, dass er gehängt würde. Sie ließen ihn baumelnd hinter sich zurück, noch mit den silbernen Ketten um seinen Hals.
    »Die Disziplin muss aufrechterhalten bleiben!«, verkündete Cosca allen, während er betrunken im Sattel seines unglücklichen Pferdes hin und her schwankte, und oben auf Lamms Schultern lächelte Pit, und Ro fiel auf, dass es lange her war, seit sie ihn hatte lächeln sehen.
    Sie ließen den heiligen Boden hinter sich und kamen in den Wald, und hier fielen die ersten Schneeflocken, dann blieb der Schnee liegen, und die Wärme des Drachens wich von der Erde, und es wurde furchtbar kalt. Tempel und Scheu gaben den Kindern warme Pelze, während die Bäume um sie herum immer höher aufragten. Einige von den Söldnern hatten ihre warmen Mäntel weggeworfen, um mehr Gold tragen zu können, und jetzt zitterten sie, wo sie kurz zuvor noch geschwitzt hatten, und Flüche drangen weiß in die kalte Luft, und eisiger Nebel fasste nach ihren Fersen.
    Zwei Männer fand man tot zwischen den Bäumen, nachdem sie beim Kacken in den Rücken geschossen worden waren. Mit Pfeilen,

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