Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
unserer edlen Bruderschaft! Je schneller eure Beute geschätzt und aufgelistet wird, desto eher fängt der Spaß an!«
    »Was ist mit den Rebellen?«, war nun eine durchdringende Stimme zu hören. Inquisitor Lorsen schob sich durch das Gedränge auf den Wagen zu, und nach dem Ausdruck auf seinem ausgemergelten Gesicht zu schließen, würde es noch eine Weile dauern, bevor der Spaß anfing. »Wo sind die Rebellen, Cosca?«
    »Die Rebellen? Ach ja. Das ist eine ganz komische Sache. Wir haben Aschrang von oben bis unten durchkämmt. Würden Sie auch das Wort › durchkämmt ‹ verwenden, Tempel?«
    »Unbedingt«, erklärte Tempel. Sie hatten alles zerschlagen, worin sich eine Münze verstecken mochte, von einem Rebellen gar nicht zu reden.
    »Aber von ihnen war keine Spur?«, knurrte Lorsen.
    »Wir wurden getäuscht!« Cosca schlug zornig mit der Faust auf die Brustwehr des Wagens. »Verdammt, diese Rebellen sind aalglatte Drecksäcke! Die ganze Geschichte von einem Bündnis zwischen ihnen und dem Drachenvolk war eine Finte.«
    »Eine Finte der Rebellen, oder haben Sie sich das ausgedacht?«
    »Herr Inquisitor, Sie tun mir unrecht! Ich bin ebenso enttäuscht wie Sie …«
    »Das glaube ich kaum!«, fauchte Lorsen. »Sie haben sich immerhin die Taschen vollgestopft!«
    Cosca breitete hilflos und entschuldigend die Hände aus. »So sind Söldner nun mal.«
    Von der Kompanie drang ein Schwall Gelächter herüber, aber ihr Auftraggeber war nicht in der Laune, mit einzustimmen. »Sie haben mich zum Komplizen gemacht bei diesem Raub! Bei Mord und Totschlag! Bei einem Massaker!«
    »Ich habe Ihnen kein Messer an die Kehle gehalten. Superior Pike wollte, dass wir mächtig Chaos stiften, wenn ich mich recht erinnere …«
    »Aber zielgerichtet! Sie haben hier völlig achtlos Leute abgeschlachtet!«
    »Aufmerksames Abschlachten wäre doch sicher noch schlimmer gewesen, oder?« Cosca gönnte sich ein leises Lachen, aber Lorsens schwarz maskierten Praktikalen, die sich überall in den Schatten verteilt hatten, fehlte jeglicher Sinn für Humor.
    Der Inquisitor wartete, bis es wieder ruhig war. »Glauben Sie überhaupt an irgendetwas?«
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Glauben allein ist nichts, worauf man stolz sein kann, Herr Inquisitor. Glauben ohne Beweise ist ein Kennzeichen des Wilden.«
    Lorsen schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie sind wirklich ekelhaft.«
    »Ich wäre der Letzte, der Ihnen da widersprechen würde, aber Sie erkennen offenbar nicht, dass Sie noch viel schlimmer sind als ich. Gerade jene, die sich im Recht glauben, sind fähig, die größten Gräueltaten zu vollbringen. Und es gibt keine schlimmeren Motive als hehre Ziele. Ich gebe offen und ehrlich zu, ein Schurke zu sein. Deswegen haben Sie mich angeheuert. Aber ein Heuchler bin ich nicht.« Cosca deutete auf die zerlumpten Überreste seiner Kompanie, die inzwischen verstummt war, um die Auseinandersetzung zu verfolgen. »Ich habe Leute zu versorgen. Sie könnten einfach nach Hause gehen. Wenn Sie wirklich entschlossen sind, Gutes zu tun, dann machen Sie irgendwas, worauf man stolz sein kann. Eröffnen Sie eine Bäckerei. Jeden Morgen frisches Brot, das ist ein hehres Ziel!«
    Inquisitor Lorsen verzog die dünnen Lippen. »In Ihnen ist wirklich nichts mehr von dem, was den Menschen vom Tier unterscheidet, oder? Ihnen ist das Gewissen abhandengekommen. Ihnen fehlt jegliche Moral. Und außer der Selbstsucht kennen Sie keine Prinzipien.«
    Coscas Gesicht verhärtete sich, als er sich vorbeugte. »Wenn Sie so viele Enttäuschungen erlebt haben und so oft verraten worden sind wie ich, dann werden Sie es vielleicht begreifen – es gibt keine Prinzipien außer den selbstsüchtigen, Herr Inquisitor, und Menschen sind Tiere. Das Gewissen ist eine Bürde, die zu tragen wir freiwillig auf uns nehmen. Moral ist die Lüge, die wir uns selbst erzählen, um diese Last ein wenig zu erleichtern. Es hat viele Augenblicke in meinem Leben gegeben, in denen ich mir wünschte, es wäre anders. Aber es ist so.«
    Lorsen nickte langsam, die hellen Augen auf Cosca gerichtet. »Das wird etwas kosten.«
    »Davon gehe ich aus. Obwohl es jetzt beinahe albern irrelevant erscheint, hat mir Superior Pike doch fünfzigtausend Mark versprochen.«
    »Für die Ergreifung des Rebellenführers Conthus!«
    »Ganz genau. Und dort steht er.«
    Stahl kreischte, Flachbogenabzüge knirschten, Rüstungen rasselten, als ein Dutzend von Jubairs Männern vortrat. Ein Kreis gezogener Schwerter,

Weitere Kostenlose Bücher