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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wussten, wie sie hier rauskommen sollten, oder die schon zu erledigt waren, um das überhaupt zu versuchen. Ein Bettler, der wirklich unfassbar elend aussah, humpelte ein paar Schritt mit der Kolonne mit und streckte die Hand aus, bis er in die Gosse fiel. Auf der anderen Straßenseite stand eine zahnlose alte Frau und lachte und lachte und lachte. Verrückt. Oder vielleicht hatte sie auch etwas richtig Lustiges gehört. Verrückt erschien aber wahrscheinlicher.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Kogg. »Aber wir müssen dieses Geld wiederfinden.« Dabei war er sich nicht mehr ganz sicher, ob er es wirklich finden wollte. Sein ganzes Leben lang hatte er nach jeder Kupfermünze gegrapscht, die ihm je in die warzenbedeckten Finger gekommen war. Und dann plötzlich hatte er so viel Gold gehabt, dass es gar keinen Wert mehr zu haben schien. So viel, dass die Welt in diesem neuen Licht betrachtet gar keinen Sinn mehr hatte.
    »Hast du nicht noch ein bisschen was behalten?«
    »Na klar. Ein bisschen.« Tatsächlich war es mehr als ein bisschen; der kleine Beutel, der in seiner Achselhöhle schlummerte, war prall voller Münzen. Nicht so viel, dass er darüber ins Schwitzen geraten wäre, aber doch ein hübsches Sümmchen.
    »Haben wir doch alle«, brummte Hell. »Also ist es eigentlich doch Coscas Geld, hinter dem wir her sind, oder?«
    Kogg runzelte die Stirn. »Hier geht’s doch ums Prinzip und so.«
    »Echt? Ums Prinzip?«
    »Man kann doch nicht zulassen, dass die Leute einfach hergehen und einen beklauen.«
    »Wir haben es doch selbst geklaut, oder nicht?«, fragte Hell, und das konnte Kogg nicht leugnen. »Ich sag dir, der Schatz ist verflucht. Von dem Augenblick an, als wir unsere Hände darauf legten, ist es für uns doch nicht mehr nur beschissen, sondern richtig beschissen gelaufen.«
    »So was wie Flüche gibt’s nicht.«
    »Das kannst du ja mal Brachio und Jubair erzählen. Wie viele von uns sind damals in Starikland aufgebrochen?«
    »Mehr als vierhundert, hat Freundlich gesagt, und Freundlich verzählt sich nie.«
    »Und wie viele sind wir jetzt?«
    Kogg öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Es war zu offensichtlich.
    »Genau«, sagte Hell. »Wenn wir noch ein bisschen länger hier rumhängen, ist irgendwann gar keiner mehr da.«
    Kogg schniefte und schnaufte und spuckte noch einmal, wobei er es dieses Mal sogar bis in ein Fenster im ersten Stock schaffte. Ein Künstler muss sich selbst schließlich stets neue Ziele setzen. »Bin schon ganz lange bei Cosca.«
    »Die Zeiten ändern sich. Guck dir dieses Kaff doch mal an.« Hell deutete auf die leeren Hütten, in denen es ein oder zwei Monate zuvor noch von Menschen gewimmelt hatte. »Was ist das überhaupt für ein Gestank?«
    Kogg rümpfte die Nase. Der Ort hatte schon immer gestunken, das war klar, aber das war der gesunde, herzerwärmende Gestank von Kacke und wildem Leben gewesen, der ihm stets vertraut gewesen war. Jetzt hing ein beißender Geruch in der Luft, und über allem schwebte ein bräunlicher Rauch. »Keine Ahnung. Kann aber nicht sagen, dass er mir gefällt.«
    »Ich will nach Hause«, wiederholte Hell kläglich.
    Die Kolonne erreichte jetzt die Stadtmitte, soweit Knick so etwas überhaupt hatte. Auf der einen Seite der schlammigen Straße wurde etwas gebaut; ein Gerüst ragte hoch in die Luft, und daneben war Bauholz aufgestapelt. Auf der anderen Seite stand noch die Würfelkirche, in der Kogg vor ein oder zwei Monaten ein paar sehr angenehme Abende verbracht hatte. Cosca gab mit erhobener Faust das Zeichen zum Anhalten, und mithilfe von Feldwebel Freundlich löste er sich aus dem Sattel und stieg steifbeinig ab.
    Hochwürden wartete schon an der Treppe in einem hochgeschlossenen schwarzen Kleid. Was war das für eine Frau! Eine Dame, hätte Kogg beinahe gesagt, und er staubte dieses Wort in den tiefsten Tiefen seiner Erinnerung feierlich ab.
    »General Cosca«, sagte sie und lächelte herzlich. »Ich hatte nicht erwartet …«
    »Tun Sie doch nicht so, als seien Sie überrascht!«
    »Aber das bin ich. Sie kommen allerdings zu einer äußerst ungünstigen Zeit, wir erwarten nämlich …«
    »Wo ist mein Gold?«
    »Wie bitte?«
    »Spielen Sie von mir aus die staunende Unschuldige, wenn Sie durchaus wollen. Aber wir wissen es ja wohl beide besser. Also, wo steckt mein verdammter Rechtskundiger?«
    »Der ist drinnen, aber …«
    Der Alte drängte sich an ihr vorbei und humpelte brummend die Stufen hinauf. Freundlich, Sworbreck und

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