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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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etwas Wertvolles«, fauchte Cosca und nahm noch einen Schluck. Feldwebel Freundlich wanderte zu einem der Spieltische, sortierte die Würfel zu kleinen Häufchen und schien die wachsende Spannung überhaupt nicht zu bemerken. Inquisitor Lorsen nickte Dimbik kurz zu, als er eintrat. Dimbik erwiderte den Gruß respektvoll, fuhr sich mit der Zunge über einen Finger und schob seine Stirnfransen wieder an die richtige Stelle, wobei er sich fragte, ob der Inquisitor das Angebot ernst gemeint hatte, ihm ein neues Offizierspatent bei den Königstreuen zu besorgen, wenn sie nach Adua zurückkehrten. Höchstwahrscheinlich nicht, aber wir alle brauchen kleine Träume, an denen wir uns festhalten können. Die Hoffnung auf eine zweite Chance, wenn schon nicht die Chance an sich …
    »Es ist ein Abkommen.« Tempel sprach so laut, dass es im ganzen Raum zu hören war. »Ein Vertrag, der Knick und das Land rund um die Stadt dem Kaiserreich zuschlägt. Ich vermute, dass Seine Leuchtende Majestät der Kaiser ganz und gar nicht begeistert sein wird, wenn er feststellen muss, dass sich eine bewaffnete Gruppierung, die von der Union finanziert wird, widerrechtlich auf seinem Territorium aufhält.«
    »Ich werde Ihnen eine Lektion in Widerrechtlichkeit geben, die Sie nicht so schnell vergessen werden.« Cosca ließ seine linke Hand auf dem Griff seines Schwertes ruhen. »Wo zur Hölle ist mein Gold ?«
    Mit schrecklicher Unausweichlichkeit nahm die Lage Kurs auf Blutvergießen. Mäntel wurden beiseitegeschlagen, nervöse Finger suchten die Nähe griffbereiter Waffen, Klingen wurden in ihren Scheiden gelockert, Augen zusammengekniffen. Zwei von Dimbiks Männern nahmen die Keile von den Abzugsicherungen der gespannten Flachbögen. Der Gläserpolierer griff heimlich zu irgendetwas, das unter dem Tresen lag, und das, da war sich Dimbik sicher, vermutlich an einem Ende ziemlich spitz zulief. Er betrachtete diese Entwicklung mit einem hilflosen Gefühl wachsenden Entsetzens. Er hasste Gewalt. Er war nur wegen der Uniform Soldat geworden. Wegen der Epauletten, dem Marschieren und den Kapellen …
    »Warten Sie!«, schnarrte Lorsen und schritt durch den Raum. Dimbik war erleichtert, eine Autoritätsperson vor sich zu sehen, deren Handeln noch von Vernunft bestimmt wurde. »Superior Pike hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass es zu keinerlei Verwicklungen mit dem Kaiserreich kommen darf!« Er riss Tempel das Vertragswerk aus der Hand. »Diese Expedition war bereits katastrophal genug, auch ohne dass sie für einen Krieg gesorgt hat!«
    »Sie wollen diese Scharade doch wohl nicht ernst nehmen«, gab Cosca verächtlich zurück. »Für den da gehört Lügen zum Broterwerb!«
    »Dieses Mal nicht.« Hochwürden schwebte mit weiteren Männern in den Raum, von denen einer zwar ein Auge verloren hatte, aber dadurch nur noch bedrohlicher wirkte. »Dieses Dokument wurde von gewählten Vertretern der Einwohner von Knick unterschrieben und ist vollständig gültig.«
    »Ich betrachte es als mein bestes Werk.« Falls er log, dann tat Tempel das sogar noch aalglatter als sonst. »Es beruht auf dem Prinzip der Unantastbarkeit des Besitzrechts, wie es bei der Gründung der Union festgeschrieben wurde, bezieht sich auf die frühesten Verweise kaiserlicher Gebietsansprüche und ist sogar nach Bergmannsrecht bindend. Ich bin zuversichtlich, dass es vor jedem Gericht Bestand haben würde.«
    »Leider hat mein Rechtskundiger meine Dienste unter nebulösen Umständen quittiert«, stieß Cosca mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wenn wir Ihr Abkommen anfechten, dann werden wir das mit scharfen Klingen tun.«
    Lorsen schnaubte. »Es ist ja noch nicht einmal unterschrieben.« Damit warf er das Dokument wieder auf den Tisch, dass die Seiten flatterten.
    Cosca kniff die blutunterlaufenen Augen zusammen. »Und wenn es das wäre? Sie sollten besser wissen als jeder andere, Tempel, dass nur jene Gesetze zählen, die notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden können. Die nächsten kaiserlichen Truppen stehen Wochen von hier entfernt.«
    Tempels Lächeln wurde nur noch breiter. »Oh, sie sind ein weniger näher, als Sie glauben.«
    Plötzlich flogen die Türen auf, und unter den ungläubigen Blicken der schwer bewaffneten Versammelten stolzierten Soldaten schweren Schrittes in die Würfelkirche. Kaiserliche Truppen mit vergoldeten Beinschienen und Brustpanzern trugen Speere mit breiten Spitzen und runde Schilde, auf denen die Hand Juvens’ zu sehen war, die fünf
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