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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Blitze und die Weizengarbe, und die allesamt aussahen, als seien sie geradewegs aus der alten Zeit in die Gegenwart marschiert.
    »Was, verdammte Scheiße …«, murmelte Cosca.
    In der Mitte dieser bizarren Ehrengarde schritt ein alter Mann mit kurzem Bart, weiß wie Schnee, dessen vergoldeter Helm von einem hohen Federbusch gekrönt wurde. Er ging langsam und bedächtig, als habe er dabei Schmerzen, hielt sich aber kerzengerade. Dabei blickte er weder nach links noch nach rechts, als seien Cosca und seine Leute, Hochwürden und ihre Schergen, Tempel und Lorsen und alle anderen bestenfalls Insekten, die zu beachten völlig unter seiner Würde war. Als sei er ein Gott, der eingewilligt hatte, sich einmal kurz unter den Abschaum der Menschheit zu mischen. Die Söldner rückten nervös ein wenig ab, wobei das weniger der Angst vor den kaiserlichen Legionen geschuldet war als der unbestreitbaren Aura von Befehlsgewalt, die diesen alten Mann umgab.
    Hochwürden warf sich ihm mit raschelnden Röcken zu Füßen. »Legat Sarmis«, hauchte sie. »Euer Exzellenz, wir sind unsagbar geehrt von Ihrer Anwesenheit …«
    Dimbik klappte die Kinnlade herunter. Legat Sarmis, der die Feinde der kaiserlichen Truppen bei der dritten Schlacht von Darmium vernichtend geschlagen und dann befohlen hatte, alle Gefangenen hinzurichten. Der im ganzen Weltenrund für seinen militärischen Scharfsinn berühmt und für seine Skrupellosigkeit berüchtigt war. Von dem sie alle vermutet hatten, er befände sich viele Hundert Meilen entfernt im Süden. Und nun stand er leibhaftig vor ihnen. Dimbik hatte das Gefühl, dieses erhabene Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Vielleicht auf einer Münze.
    »Tatsächlich wird Ihnen eine große Ehre zuteil«, erklärte der alte Mann, »denn meine Anwesenheit ist die Anwesenheit Seiner Leuchtenden Majestät des Kaisers, Goltus des Ersten.« Das Alter mochte dem Legaten körperlich zugesetzt haben, aber seine Stimme, in der ein ganz leichter Kaiserreichsakzent mitschwang, war die eines Giganten; sie hallte von den hohen Dachbalken und wirkte so Ehrfurcht gebietend wie grollender Donner aus nächster Nähe. Dimbiks Knie, die schon immer sehr sensibel auf Autorität reagiert hatten, wollten beinahe instinktiv nachgeben.
    »Wo ist das Dokument?«, fragte der Legat dröhnend.
    Hochwürden erhob sich und deutete demütig auf den Tisch, auf dem Tempel eine Feder und die betreffenden Unterlagen arrangiert hatte. Sarmis beugte sich steif hinunter und fasste mit einem leichten Stöhnen nach dem Schreibwerkzeug.
    »Ich unterschreibe mit dem Namen Goltus, denn diese Hand ist die Hand des Kaisers.« Mit einem Schnörkel, der unter allen anderen Umständen scheußlich übertrieben gewesen wäre, setzte er den Namen unter den Vertrag. »Und damit ist es geschehen. Sie befinden sich jetzt auf kaiserlichem Boden und sind kaiserliche Untertanen, die unter dem Schutz Seiner Leuchtenden Majestät stehen! Warm umfangen von Seiner Großzügigkeit. Demütig Seinen Gesetzen gehorchend.« Der Nachhall seiner Worte verklang, und er sah sich stirnrunzelnd um, als ob er die Söldner erst jetzt bemerkte. Sein gnadenloser Blick erfasste jeden Einzelnen, und Dimbik erschauerte bis ins Mark.
    Sarmis formte seine Worte mit beängstigender Präzision. »Wer sind diese … Leute?«
    Selbst Cosca war angesichts dieser Vorstellung kurzzeitig verstummt, aber nun fand er zum allgemeinen Entsetzen die Sprache wieder. Sie klang gebrochen, schwach, beinahe albern nach den Worten des Legaten, aber er fand sie dennoch und schwenkte zur Betonung zusätzlich seine halb leere Flasche. »Ich bin Nicomo Cosca, Generalhauptmann der Kompanie der Gütigen Hand, und …«
    »Und wir sind gerade im Begriff zu gehen!«, schnauzte Lorsen und packte Cosca am Ellenbogen.
    Der Alte widersetzte sich jedoch störrisch. »Ohne mein Gold? Das kommt nicht infrage!«
    Dimbik war überhaupt nicht begeistert von der Entwicklung, die sich nun abzeichnete. Allen anderen ging es vermutlich ähnlich. Ein leises Klappern ertönte, als Freundlich seine Würfel warf. Der einäugige Schläger Hochwürdens hatte plötzlich ein Messer in der Hand. Das machte die Lage für Dimbik nicht gerade erfreulicher.
    »Das reicht!«, zischte Lorsen, der den Alten jetzt schon halb unter der Achselhöhle gepackt hatte und mit sich schleifen wollte. »Wenn wir in Starikland sind, wird jeder Mann einen Bonus ausgezahlt bekommen! Jeder!«
    Sworbreck saß geduckt am Tresen und sah aus, als wollte er
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