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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Hand hielt, und plötzlich erschien es ihr wichtig, ihre Worte mit Bedacht zu wählen.
    »Ich vermute, wir alle haben mal irgendwann ein paar Kratzer abbekommen.« Scheu reichte Corlin die Flasche zurück und stand langsam auf. »Ist nicht meine Sache, an den Wunden anderer herumzufingern. Ihre Angelegenheiten gehen mich nichts an.«
    Corlin nahm nun selbst einen Schluck und sah Scheu dabei über die Flasche hinweg an. »Das ist eine gute Einstellung.«
    »Und das ist ein guter Verband.« Scheu grinste, als sie ihre Finger bewegte. »Kann nicht sagen, dass ich schon mal einen besseren gehabt hätte.«
    »Du hattest wohl schon viele?«
    »Verletzt habe ich mich schon oft genug, aber meist musste ich das Blut einfach laufen lassen. Da hat sich niemand drum gekümmert, mich zu verbinden.«
    »Traurige Geschichte.«
    »Oh, traurige Geschichten könnte ich den ganzen Tag erzählen …« Sie sah mit gerunzelter Stirn zum Fluss. »Was ist denn das?«
    Ein toter Baum trieb langsam auf sie zu, blieb an den Untiefen hängen, befreite sich dann wieder. Schaumweiße Grasbüschel hatten sich in den Ästen verfangen. Und da lag etwas auf dem Stamm ausgestreckt. Ein Mensch, dessen Glieder im Wasser schwammen. Scheu warf die Decke von den Schultern, rannte zum Ufer und hinein ins Wasser, und wieder fasste die Kälte nach ihren Beinen und ließ sie erschauern.
    Sie watete weiter hinein und bekam einen Ast zu fassen, zuckte zusammen, als Schmerz durch alle Gelenke ihres rechten Arms schoss und ihre Rippen erreichte, und musste sich erst einmal umdrehen, um mit dem linken noch einmal zuzupacken.
    Bei dem Passagier dieses wunderlichen Floßes handelte es sich um einen Mann, der ihr den Hinterkopf zuwandte, so dass sie statt seines Gesichts nur einen dichten Schopf schwarzen Haars sah. Das nasse Hemd war ein wenig hochgerutscht und zeigte einen Streifen braunen Rücken.
    »Das ist ja ein komischer Fisch«, sagte Corlin, die vom Ufer aus zusah, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Würdest du dir die Witze für später aufheben und mir erst mal helfen, ihn an Land zu ziehen?«
    »Wer ist denn das?«
    »Der verdammte Imperator von Gurkhul! Woher soll ich denn wissen, wer das ist?«
    »Genau das meine ich ja.«
    »Vielleicht können wir ihn fragen, wenn wir ihn rausgezogen haben?«
    »Vielleicht ist es dann zu spät.«
    »Wenn er aufs Meer hinausgetrieben ist, dann ist es das bestimmt.«
    Corlin bewegte schlecht gelaunt die Zunge über ihre Zähne, dann stapfte sie zum Ufer hinunter und watete ohne Zögern ins Wasser. »Du nimmst es auf deine Kappe, wenn sich rausstellt, dass er ein Mörder ist.«
    »Ganz bestimmt.« Gemeinsam zogen sie den Baum und seine menschliche Fracht an Land; die abgebrochenen Äste gruben tiefe Furchen in die Kiesel. Dann standen sie durchgeweicht da und guckten hinunter. Scheus nasses Hemd klebte bei jedem erschauernden Atemzug unangenehm an ihrem Bauch.
    »Na gut, dann wollen wir mal.« Corlin packte den Mann unter den Achseln. »Halt dein Messer aber griffbereit.«
    »Mein Messer ist immer griffbereit«, erklärte Scheu.
    Mit einem Keuchen und einem heftigen Ruck drehte Corlin den Mann auf den Rücken, ein Bein schlenkerte schlaff hinterher. »Hast du eine Ahnung, wie der Imperator von Gurkhul aussieht?«
    »Besser genährt«, brummte Scheu. Der Mann sah hager aus, die Sehnen traten an seinem ausgestreckten Hals hervor, und er hatte scharf gezeichnete Wangenknochen, die auf einer Seite eine hässliche Wunde aufwiesen.
    »Besser angezogen«, ergänzte Corlin. Er hatte nichts bei sich außer seiner zerrissenen Kleidung und einem Stiefel. »Und wohl auch älter.« Ihr Fund war kaum älter als dreißig und trug einen kurzen schwarzen Bart, aber sein Haar war bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen.
    »Weniger … ehrlich«, sagte Scheu vage. Es war das beste Wort, das ihr für sein Gesicht einfiel. Trotz der Wunde hatte er beinahe etwas Friedliches an sich. Als habe er seine Augen nur kurz geschlossen, um einem philosophischen Gedanken nachzuhängen.
    »Vor den ehrlich aussehenden Kerlen muss man sich am meisten hüten.« Corlin drehte seinen Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung. »Aber er sieht ganz gut aus. Für Strandgut.« Sie beugte sich weiter vor und legte ihr Ohr an seinen Mund, dann ließ sie sich nachdenklich wieder in eine kniende Haltung zurückfedern.
    »Lebt er?«, fragte Scheu.
    »Das können wir leicht rausfinden.« Corlin schlug den Mann ins Gesicht, und zwar nicht besonders

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