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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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tat.
    »Kommst du wieder auf die Beine?«, fragte Lief.
    Scheu machte eine Handbewegung, um ihn zu verscheuchen. »Ihr könnt weitermachen. Ihr alle.« Sie wusste wohl, dass manche Menschen gar nicht genug Mitleid zeigen konnten, aber ihr gab das immer ein richtig blödes Gefühl im Arsch.
    »Ganz bestimmt?«, fragte Lamm, der, wie es ihr schien, aus großer Höhe zu ihr herunterblickte.
    »Ich würde mal sagen, ihr habt was Besseres zu tun, als mir im Weg zu stehen«, ranzte ihn Corlin an, die bereits die Wunden säuberte.
    Sie zerstreuten sich, gingen wieder zur Furt; Lamm warf noch einen letzten sorgenvollen Blick über seine Schulter und ließ Corlin zurück, die Scheu mit schnellen, kundigen Händen den Arm verband, ohne dabei Zeit zu vergeuden oder Fehler zu machen.
    »Dachte schon, die hauen nie mehr ab.« Damit zog sie eine kleine Flasche aus ihrer Tasche und schob sie Scheu in die freie Hand.
    »Das nenn ich jetzt mal gut verarztet.« Scheu nahm einen verstohlenen Schluck und zog bei dem Brennen in der Kehle unwillkürlich leicht die Lippen hoch.
    »Wieso sollte man auch etwas schlecht tun?«
    »Ich staune immer wieder darüber, dass manche Leute offenbar nicht anders können.«
    »Das stimmt wohl.« Corlin sah von ihrer Arbeit auf und blickte zur Furt, wo gerade Gentilis klappriger Wagen am anderen Ufer losgeschleppt wurde und einer der steinalten Goldsucher mit den Armen fuchtelte, als ein Rad an einer seichten Stelle stecken blieb. »Auf dieser Fahrt sind ein paar von diesem Kaliber dabei.«
    »Ich vermute, die meisten sind grundsätzlich gutwillig.«
    »Du kannst ja mal versuchen, ein Boot aus diesem guten Willen zu bauen, und gucken, wie gut es schwimmt.«
    »Hab ich schon mal versucht. Bin damit abgesoffen.«
    Corlins Mundwinkel zuckten nach oben. »Ich glaube, auf der Reise war ich mit dabei. Das Wasser war eiskalt, oder?« Lamm hatte sich zu Savian gesellt, und die beiden alten Männer kämpften mit dem festgefahrenen Rad; der ganze Wagen erbebte unter ihren Anstrengungen. »Man sieht hier draußen in der Wildnis jede Menge starker Männer. Trapper und Jäger verbringen kaum eine Nacht in ihrem Leben unter einem Dach. Männer aus Holz und Leder. Bin mir aber nicht sicher, ob ich schon mal jemanden gesehen habe, der stärker war als dein Vater.«
    »Er ist nicht mein Vater«, murmelte Scheu und nahm noch einen Schluck aus der Flasche. »Und dein Onkel ist ja auch kein Schwächling.«
    Corlin schnitt mit einer kurzen Bewegung ihres kleinen, glänzenden Messers ein Stück Verband von einer Rolle. »Vielleicht sollten wir auf die Ochsen verzichten und die Wagen von diesen beiden alten Säcken ziehen lassen.«
    »Das würde wahrscheinlich schneller gehen.«
    »Meinst du, du bekämst Lamm in ein Joch?«
    »Kein Problem, aber ich weiß nicht, wie Savian auf die Peitsche reagiert.«
    »An dem zerbrichst du dir wahrscheinlich die Peitsche.«
    Der Wagen war endlich wieder freigekommen und ruckelte weiter. Gentilis alter Vetter hampelte noch immer auf dem Kutschbock herum. Hinter ihnen, im Wasser, gab Savian Lamm einen anerkennenden Klaps auf die Schulter.
    »Die haben schon eine komische Freundschaft geschlossen«, sagte Scheu. »Für zwei Männer, die nie einen Ton sagen.«
    »Ja ja, die unausgesprochene Kameraderie der Altgedienten.«
    »Was bringt dich denn auf den Gedanken, dass Lamm gekämpft hat?«
    »Alles.« Corlin steckte das Ende des Verbands mit einer Nadel fest. »Du bist fertig.« Sie sah zum Fluss, wo die Männer noch laut rufend im Wasser herumstakten, und plötzlich sprang sie auf und rief: »Onkel, dein Hemd!«
    Es erschien wie verrückte, übertriebene Besorgnis, sich über ein zerrissenes Hemd Gedanken zu machen, während die Hälfte der Männer des Trupps mit nacktem Oberkörper rackerten und ein paar auch schon den nackten Hintern zeigten. Dann, als sich Savian hastig umwandte, erhaschte Scheu einen Blick auf seinen blanken Unterarm. Er war blauschwarz vor tätowierten Buchstaben.
    Keine Frage, wo er gedient hatte. Er war ein Rebell. Höchstwahrscheinlich hatte er in Starikland gekämpft und war auf der Flucht. Höchstwahrscheinlich, wie Scheu vermutete, war ihm die Inquisition Seiner Majestät auf den Fersen.
    Sie sah auf, und Corlin senkte den Blick, und keine von beiden konnte wirklich verbergen, was sie dachte.
    »Nur ein Riss im Hemd. Kein Grund zur Sorge.« Aber Corlins blaue Augen waren schmal geworden, und Scheu erkannte, dass sie noch immer das kleine, glänzende Messer in der

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