Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
er hier gleich auch vorbei.«
    »Bist du bewaffnet?«
    »Er ist nicht mal beschlagen«, sagte Scheu.
    Tempel sah zu seinem nackten Fuß hinunter, und die Sehnen traten deutlich unter der Haut hervor, als er mit den Zehen spielte. »Ich hatte einmal ein sehr kleines Messer, aber das … das ist nicht so gut ausgegangen. Ich könnte wohl sagen … dass ich eine ziemlich schlechte Woche hatte.«
    »Manche Tage sind ganz gut.« Scheu half Tempel, sich weiter aufzurappeln. »Manche nicht.«
    »Bist du sicher, dass du das Richtige tust?«, fragte ihre Begleiterin.
    »Was wäre denn die andere Möglichkeit? Ihn wieder ins Wasser zu werfen?«
    »Ich habe schon schlechtere Vorschläge gehört.«
    »Dann bleib doch hier.« Damit schob sich Scheu Tempels Arm um die Schultern und zog ihn auf die Beine.
    Gott, tat das weh. Sein Kopf fühlte sich an wie eine Melone, die mit einem Hammer bearbeitet worden war. Gott, war ihm kalt. Er hätte auch nicht kälter sein können, wenn er da im Fluss gestorben wäre. Gott, war er schwach. Seine Knie schlotterten so sehr, dass er sie an die Innenseiten seiner nassen Hosen klatschen hörte. Da war es gut, dass er sich auf Scheu stützen konnte. Sie sah nicht so aus, als würde sie gleich zusammenbrechen. Ihre Schulter lag so fest und solide wie Holz unter seiner Hand.
    »Danke«, sagte er. »Vielen, vielen Dank.« Schon in der Vergangenheit war er immer dann zur Bestform aufgelaufen, wenn er sich an einen starken Menschen hatte anlehnen können. Wie eine blühende Ranke, die einen Baum mit festen Wurzeln schmückt. Oder ein Singvogel, der auf dem Horn eines Bullen sitzt. Oder ein Blutegel an einem Pferdearsch.
    Sie stolperten die Böschung hinauf, sein Stiefel und sein nackter Fuß schlurften über die Erde. Hinter ihnen wurde Vieh durch den Fluss getrieben, Reiter beugten sich aus den Sätteln, schwenkten ihre Hüte oder ihre Seile, brüllten und schrien, und die Tiere schwärmten, schwammen, schoben sich übereinander und wühlten weiße Gischt auf.
    »Willkommen bei unserem kleinen Trupp«, sagte Scheu.
    Ein Haufen Planwagen, Tiere und Menschen hatte sich im Schutz eines vom Wind geduckten kleinen Wäldchens kurz hinter dem Fluss versammelt. Manche der Leute schlugen Holz für nötige Reparaturen. Andere versuchten, störrische Ochsen in ein Joch zu zwingen. Wieder andere waren damit beschäftigt, die von der Überquerung durchnässte Kleidung zu wechseln, wobei ihre nackte Haut deutlich abgegrenzte blasse und gebräunte Bereiche zeigte. Zwei Frauen wärmten Suppe über einem Feuer, und Tempels Magen knurrte laut, als der Duft an ihm vorüberzog. Zwei Kinder liefen einem dreibeinigen Hund durchs ganze Lager nach und lachten.
    Er tat sein Bestes, zu lächeln und zu nicken und sich einzuschmeicheln, während Scheu ihn durch das Gewühl hindurchführte, aber er erntete allenfalls ein paar neugierige Blicke. Die meisten dieser Leute waren auf ihre jeweilige Tätigkeit konzentriert, und sie alle wollten nur das eine, nämlich mit verschiedenster harter Arbeit Profit aus diesem unnachgiebigen Land herausholen. Tempel erschauerte, und das nicht nur wegen ihrer Schmerzen und der Kälte. Er hatte sich einst Nicomo Cosca angeschlossen in der Absicht, harte Arbeit niemals wieder nahe an sich heranzulassen.
    »Wohin zieht der Trupp?«, fragte er. Mit viel Pech nach Handelsguth oder Averstock, mit deren verbliebenen Bewohnern er seine Bekanntschaft nicht vertiefen wollte.
    »Nach Westen«, sagte Scheu. »Quer durch Fernland nach Knick. Passt das?«
    Tempel hatte noch nie von Knick gehört. Was diesen Ort ausgesprochen verlockend erscheinen ließ. »Ich gehe überall hin, außer da, wo ich gerade herkomme. Westen passt wunderbar. Wenn ihr mich haben wollt.«
    »Da musst du nicht mich überzeugen. Sondern die alten Säcke da.«
    Fünf Leute waren es, die vorn in der Reihe locker beieinander standen. Ihm am nächsten, wie Tempel mit leichter Unruhe erkannte, war eine Geisterfrau, hochgewachsen und hager, mit einem Gesicht wie altes Sattelleder und hellen Augen, die durch Tempel hindurch bis zum Horizont zu blicken schienen. Daneben, fast versunken in einem riesigen Pelz und mit einem Paar Messer und einem Reitersäbel in vergoldeter Scheide im Gürtel, stand ein kleiner Mann mit einem grauen Schopf, der ihn mit leicht gekräuselten Lippen ansah, als sei Tempel ein Witz, den er zwar nicht lustig fand, aber aus Höflichkeit nicht mit finsterem Gesicht bedenken wollte.
    »Das hier ist der berühmte

Weitere Kostenlose Bücher