Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Pfadfinder Dab Süß und seine Partnerin Weinender Fels. Und das hier ist der Anführer unseres lustigen Trupps, Abram Majud.« Ein kahler, sehniger Kanteser, dessen Gesicht aus unversöhnlichen Linien zu bestehen schien, aus denen in der Mitte zwei vorsichtige, leicht geschlitzte Augen herausschauten. »Das ist Savian.« Ein großer Mann mit eisengrauen Bartstoppeln und einem Blick so hart wie ein Hammer. »Und das ist …« Scheu hielt kurz inne, als suchte sie nach dem richtigen Wort. »Lamm.«
    Lamm war ein riesenhafter alter Nordmann, der leicht gebeugt ging, als wolle er kleiner wirken, als er eigentlich war. Ihm fehlte ein Stück von einem Ohr, und sein Gesicht sah hinter dem Gestrüpp von Haar und Bart so aus, als habe es eine lange Zeit als Mühlstein gedient. Tempel wäre vor der Sammlung aus Furchen, Kerben und Narben gern zurückgewichen, überwand aber dieses Gefühl mit einem Grinsen, schließlich war er Profi, und dann lächelte er die geriatrischen Abenteurer an, als habe er noch nirgendwo eine so vielversprechende und sympathische Versammlung gesehen.
    »Meine Herren und …« Sein Blick fiel auf Weinender Fels, und ihm wurde klar, dass das Wort, das ihm auf der Zunge lag, nicht recht passte, aber jetzt hatte er sich in eine Sackgasse manövriert. »… meine Dame. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Tempel.«
    »Der drückt sich aber elegant aus, was?«, grollte Süß, als ob das bereits gegen Tempel sprach.
    »Wo habt ihr den denn aufgetrieben?«, knurrte Savian. Tempel hatte in den vielen Berufen, an denen er sich erfolglos versucht hatte, zumindest gelernt, woran man einen gefährlichen Menschen erkannte, und diesen Mann fürchtete er sofort.
    »Wir haben ihn aus dem Fluss gefischt«, sagte Scheu.
    »Gab’s irgendeinen Grund, weshalb ihr ihn nicht gleich wieder reingeworfen habt?«
    »Wir wollten ihn wohl nicht umbringen.«
    Savian sah Tempel unmittelbar ins Gesicht und zuckte dann die Achseln. »Ihr hättet ihn ja nicht töten müssen. Nur ertrinken lassen.«
    Es folgte eine Pause, in der Tempel über das Gesagte nachdenken konnte, während der Wind eisig in seine durchweichten Hosen fasste und die vier Würdenträger ihn mit ihrer ganz persönlichen Mischung aus Abschätzen, Misstrauen und Verachtung bedachten.
    Majud ergriff als Erster das Wort. »Und von von wo kamen Sie dahergeschwommen, Meister Tempel? Sie sehen nicht aus, als ob Sie in diesen Breitengeraden zu Hause wären.«
    »Nicht mehr als Sie, mein Herr. Ich kam in Dagoska zur Welt.«
    »Einst eine wunderbare Handelsstadt, in der leider keine so guten Geschäfte mehr zu machen sind, seit die Gewürzhändlergilde unterging. Und wie kommt ein Dagoskaner in dieses weite Land?«
    Das ist das andauernde Problem, wenn man seine Vergangenheit zu begraben versucht. Ständig kommen andere und wollen sie wieder ausbuddeln. »Ich muss zugeben … ich bin in schlechte Gesellschaft geraten.«
    Majud deutete mit eleganter Handbewegung auf seine Begleiter. »Das kommt in den besten Familien vor.«
    »Banditen?«, fragte Savian.
    Das auch, aber noch schlimmer. »Soldaten«, erklärte Tempel und versuchte, die Umstände in ein so gutes Licht zu rücken, wie es ohne eine direkte Lüge möglich war. »Ich habe sie verlassen und versucht, mich allein durchzuschlagen. Dann wurde ich von Geistern überfallen, bin bei dem Kampf einen Abhang hinuntergerollt und … in eine Schlucht gestürzt.« Er betastete vorsichtig sein geschundenes Gesicht, als er sich wieder des schrecklichen Augenblicks entsann, in dem er gespürt hatte, dass unter ihm kein Boden mehr war. »Und dann bin ich aus großer Höhe in den Fluss gefallen.«
    »Kenn ich«, brummte Lamm mit einem abwesenden Blick.
    Süß schob die Brust vor und rückte den Schwertgurt zurecht. »Wo war denn dieses Zusammentreffen mit den Geistern ungefähr?«
    Tempel konnte nur die Achseln zucken. »Flussaufwärts?«
    »Wie weit flussaufwärts? Wie viele waren es?«
    »Vier habe ich gesehen. Es geschah im Morgengrauen, und seitdem bin ich den Fluss entlang getrieben.«
    »Dann war das vielleicht nicht mehr als zwanzig Meilen weiter südlich.« Süß und Weinender Fels tauschten einen langen Blick, in dem auf seiner Seite reichlich ergraute Sorge und auf der ihren nichts weiter als steinerne Leere lag. »Wir sollten uns in dieser Richtung besser einmal umsehen.«
    »Hmmm«, brummte die alte Geisterfrau.
    »Erwarten Sie Ärger?«
    »Immer. Wenn man das tut, wird man stets nur angenehm

Weitere Kostenlose Bücher