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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Bauern, du bist ein Reisender, vielleicht sogar ein Dieb und Mörder wie wir, was kümmert es dich also? Was bringt es dir, Vergeltung zu üben?“
    „ Genugtuung“, zischte Larkyen in einem Anfall gewaltigen Jähzorns, der ihn dazu trieb, einmal mehr wie jene Bestie aus den Geschichten zu handeln.
     
    Das Geschrei der Leidenden vereinigte sich zu einem bizarren Gesang, der durch die Dunkelheit des Waldes hallte. Larkyen lauschte ihnen noch einige Zeit lang.
    Erst nach und nach wandte er sich abermals einem nach dem anderen zu, um sie gnädigerweise zu erlösen.
    Durch die bloße Berührung mit seinen Händen entzog er ihnen die wenige Lebenskraft, die den gepeinigten Leibern noch innewohnte. Larkyen genoss das wohlige Kribbeln, das seine Finger durchfuhr, während jene Kraft in seinen Leib strömte.
     
    Nachdem er sich genährt hatte, durchsuchte er die Leichen der Räuber. Er fand weitere Edelsteine. Die in kleine verschnürte Lederbeutel mitgeführte Menge hätte den Dreien eine lange Zeit des Wohlstandes ermöglicht. Längst hätten sie nicht mehr plündern und morden müssen. Doch ihre Gier nach immer mehr Reichtümern schien sie vorangetrieben zu haben, bis ihnen diese Nacht zum Verhängnis wurde.
    Larkyen nahm die Edelsteine an sich. Keinesfalls benötigte er sie für sich selbst. Es gab jemanden, der nun umso dringender darauf angewiesen war.
     
    Er schwang sich auf den Rücken seines kräftigen kedanischen Pferdes, dann ritt er den Weg zurück ins Tal.
    Die Luft war noch immer von Rauch geschwängert.
    Das Gehöft war längst niedergebrannt, und die Überreste glühten in der Dunkelheit auf.
    Die Leiche des Mannes hatte man fortgeschafft, und lediglich eine Blutlache im Gras erinnerte noch an ihn.
    Wieder kamen Erinnerungen. So schnell konnte sich eine Welt voller Schönheit und Glückseligkeit, in einen Ort aus Leid und Trauer verwandeln. Wie vergänglich doch alles war. Doch vielleicht, so dachte Larkyen, war es genau diese Vergänglichkeit, die jene wunderbaren Momente so wertvoll erscheinen ließ.

 
    Kapitel 2 – Allein unter Menschen
     
    Larkyen ritt weiter durch das Tal und erblickte schließlich die Lichter einer Stadt, auf die er geradewegs zukam.
    Je näher er ihr kam, umso langsamer ritt er. Die Stadt war von einem schützenden Wall aus Lehm und Holzpfählen umgeben. Und anscheinend hatte man ihn von einem der Wachtürme aus bereits erspäht, denn er hörte, wie jemand eine Armbrustsehne spannte, dann rief ihm jemand zu, er solle sich ruhig verhalten.
    In dem Wall öffnete sich ein Tor einen Spalt breit. Ein Mann mittleren Alters, halb verborgen unter einem gräulichen Kapuzenmantel, trat Larkyen entgegen. Seine rechte Hand war um den Schaft eines Speeres gelegt, während die linke eine Laterne trug. Bereits der Gang des Mannes verriet Larkyen, dass er es nicht mit einem erfahrenen Krieger zu tun hatte, sondern nur mit einem unausgebildeten Wachposten.
    „ Ich sage guten Abend, Fremder“, begann der Mann. „Was führt dich zu solch später Stunde hierher nach Wehrheim?“
    Forschend, hielt der Wachposten die Laterne etwas näher. Der schwache Lichtschein umhüllte das Haupt des großen kedanischen Pferdes, drang jedoch nicht bis an Larkyens Gesicht.
    „ Ich bin auf der Suche nach einer jungen Frau“ erklärte Larkyen. „Ihr Name ist Etain.“
    „ Was sagst du da?“ knurrte der Wächter. „Was geht dich Etain an?“
    „ Ich bin hier, um zu helfen“, sagte Larkyen beschwichtigend. Wenn er es auch leid war, sich zu rechtfertigen, bewahrte er dennoch die Ruhe.
    „ Diese Frau hat alles bis auf ihren Jungen verloren“, erklärte der Wächter erbost, und der Griff seiner Rechten um den Schaft des Speers verfestigte sich. „Alles haben diese verfluchten Räuber ihr genommen. Vielleicht bist du sogar einer von ihnen!“
    „ Bewahrt Ruhe“, sagte Larkyen und sah einen Moment lang hoch zu der Gestalt im Aussichtsturm, „ich bin kein Feind.“
    „ Verschwinde von hier!“ rief der Wächter. „Wir brauchen deine Hilfe nicht.“
    „ Wartet!“ Ein weiterer Mann trat aus dem Schatten eines Hauses ins Licht der Laterne.
    Das flackernde Licht schien auf einen Schwertträger in lederner Rüstung, dessen schwarzes Haar zu dünnen Zöpfen geflochten war. Sein schmales Gesicht endete in einem Spitzbart. Die Körperhaltung war die eines Kriegers.
    „ Bitte, sage uns, wie ist dein Name, Fremder?“ fragte der Schwertträger, und Larkyen entging nicht, dass er um einen höflichen Ton bemüht

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