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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Schritten trat Verus ans Fenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und öffnete die Verschläge. Das Mondlicht durchflutete den Raum mit seinem fahlen Schein. Die Luft wurde kalt.
    „ Jetzt kann ich dich sehen“, sagte Verus erstaunt. „… hab dich schon einmal gesehen. Deine Augen schimmern wie die Sterne … wie die Sterne.“
    Mit seinen kleinen Fingern deutete er in Richtung des Fensters hinaus zum Himmel.
    „ Sternenauge“, witzelte Verus und kicherte.
    Vorsichtig öffnete sich die Zimmertür.
    Der alte Tilurian trat ein.
    „ Verus, nun schlaf weiter“, flüsterte er dem Jungen zu. „Du weckst nur deine Mutter.“
    Widerwillig gehorchte der Junge.
    Larkyen schloss das Fenster wieder. Mit einem letzten Blick zu Verus verließ er den Raum.
     
    „ Nun komm mit ins Wirtshaus“, schlug Regar vor. „Du sollst mein Gast sein.“
    Es war viele Tage und Nächte her, dass Larkyen unter Menschen gewesen war. Also willigte er ein.
    Sie verabschiedeten sich von Tilurian und verließen dessen Haus.
    Als sie durch die Gassen liefen, fragte Regar: „Warum hast du nicht Tilurian dein Geschenk für die beiden überbringen lassen? Du kanntest sie doch nicht, warum bestandest du darauf, sie selbst zu sehen?“
    Larkyen gab keine Antwort. Wer würde schon verstehen, dass er jene, die genau wie er den Verlust kannten, hatte wiedersehen wollen, um ihnen die gleiche Hilfe zu bieten, die er selbst in Zeiten der Not erfahren hatte? Er war nicht bereit, seinen Schmerz mit Fremden zu teilen. Die Gefühle, die ihn seit der Ermordung seines Stammes heimsuchten und sein Herz fest im Griff hielten, konnten nur wenige nachvollziehen.
    Regar kommentierte Larkyens Schweigen, indem er sagte: „Verzeih mir meine Neugier, jeder entscheidet selbst, wie viel er von sich preisgibt. Nur deine Tat ist es, die letzten Endes zählt, nicht der Grund.“
     
    Das Wirtshaus war um die nächtliche Zeit prall mit Gästen gefüllt. Die von Pfeifenrauch geschwängerte, stickige Luft dämpfte den Schein der Kerzen. Zwischen dem Stimmengewirr der Gäste erklangen Lieder, wie Gelächter. An einem der Tische maßen sich zwei kräftige Männer im Armdrücken. An einem anderen Tisch war eine heftige Diskussion über den begonnenen Krieg im Osten entbrannt – Das Volk der Majunay führte einen grausamen Angriffskrieg gegen die dunkelhäutigen Zhymaraner im Süden
    Regar lief mit Larkyen durch die Menge. Viele nickten Regar zu und blickten Larkyen fragend an. Ein Betrunkener kreuzte ihren Weg, rempelte Larkyen an und bewegte sich in Richtung Ausgang.
    Hinter dem langen hölzernen Tresen schenkte ein dickbäuchiger Mann Wein an die Gäste aus.
    „ Regar, mein Freund“, grüßte er. „Bringst du mir einen neuen Gast?“
    Ein Lächeln umspielte die Lippen in dem stoppelbärtigen Gesicht des Wirts.
    „ Guten Abend, Fremder, was kann ich dir anbieten? Wein, vielleicht ein Stück vom Braten? Das Fleisch ist noch warm.“
    Obwohl der Bratendunst aus der Küche köstlich duftete und die einstige Gewohnheit Larkyen fast dazu trieb, von der Speise zu kosten, so winkte er dem Wirt doch dankend ab.
    „… er hat die Augen eines Raubtiers“, tuschelte plötzlich jemand.
    Aufmerksam sah sich Larkyen zwischen den Gästen um. Viele Schwertträger waren unter ihnen. Mehr als einer musterte den Unsterblichen bereits.
    Ein Krieger mit langem blondem Haar nickte Regar zu und trat schließlich Larkyen gegenüber.
    „ Man nennt mich Bulgar.“
    Auch Larkyen stellte sich vor.
    „ Nun, Larkyen, du bist erst kurze Zeit hier, und schon ziehst du die ganze Aufmerksamkeit auf dich.“
    Bulgar deutete vorsichtig zu einer Gruppe von grimmig aussehenden Schwertträgern hinüber.
    „ Vorsicht, Regar, diese Halsabschneider dort gehören zu Merkor Schädelspalter und haben ihr Augenmerk auf deinen Freund hier gerichtet.“
    „ Wir sind schon vorsichtig“, sagte Regar und erklärte Larkyen: „Merkor stammt eigentlich nicht aus Wehrheim, sondern aus einer kleinen Holzfällersiedlung nördlich der Wälder. Aber die meiste Zeit treibt er sich bei uns rum, denn wir haben den besseren Wein.“
    „ Übles Gesindel, wenn du mich fragst“, zischte Bulgar und sah Larkyen ernst an, bevor er fortfuhr. „Einer der Wachposten ist nach seiner Ablösung hier aufgetaucht und hat erzählt, er habe mitbekommen, wie ein merkwürdiger Fremder Regar gegenüber damit getönt hat, die drei Burschen getötet zu haben, die heute früh Togrars Hof überfallen haben. Und schon als du das Wirtshaus im

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