Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
dachte, du trinkst nicht von Bludtieren.«
Neben mir wühlte Criminy mit geschickten Händen durch seinen Mantel und suchte die Werkzeuge zusammen, die er für seine Magie brauchte. Meine im Vergleich zu ihm zappelige und unelegante Wenigkeit wartete darauf, ihre Rolle dabei zu spielen. Wenn ich ihm Fragen stellte, half mir das, mein physisches und emotionales Unbehagen zu vergessen und hielt mich davon ab, darüber nachzugrübeln, was gerade zwischen uns passiert war. Denn das war nun wirklich eine sehr konfuse Erfahrung.
»Ich kann mich von ihnen ernähren«, antwortete er. »Aber sie schmecken nicht sehr gut. Es ist derselbe Grund, aus dem Pinkies auch keine Raubtiere essen. Grasfressende Geschöpfe schmecken viel besser. Aber wenn es ein ebenbürtiger Kampf ist und eine erlegte Beute … nun ja, es bringt das Blut in Wallung, und den Kampf zu gewinnen ist wichtiger als die Gaumenfreuden.«
Er legte einen Dolch und eine undurchsichtige Glasflasche auf einen flachen Stein beim Wasser.
»Dann macht es dir nichts aus?«, fragte er sanft, während er mit dem Dolch herumspielte, demselben, mit dem er die Bludratte getötet hatte. Er scheuerte mehrere Male mit Sand darüber und rieb ihn dann im Moos sauber.
»Was, zuzusehen, wie du einen Hirsch tötest?«, fragte ich. »Offensichtlich nicht. Es war … fremdartig. Aber nicht schlecht.« Ich sah zu Boden und fingerte an meinem Schnürsenkel herum. »Es war faszinierend. Du warst sehr schön.«
Darüber musste er lachen.
»Oh ja, es gibt nichts Schöneres als zuzusehen, wie einem Hirsch die Kehle herausgerissen wird«, meinte er. »So was versetzt die meisten deiner Art in Todesangst. Nur ein Beweis mehr, dass Bludmänner eingesperrt gehören. Versklavt. Ausgeblutet. Denn wir neigen zur Gewalttätigkeit, weißt du, und passen nicht in eine friedliche Gesellschaft.«
»Das liegt nur daran, dass sie ihr Fleisch nicht selbst erlegen müssen«, erklärte ich. »Die Menschen vergessen, wie es ist, wenn es um Leben oder Tod geht. Ich habe Patienten, die todkrank sind und Hilfe brauchen, aber Angst haben, sich eine Nadel in den Arm stechen zu lassen. Sie führen ein so behütetes Leben, dass sie es riskieren zu sterben, weil sie Angst haben vor einem winzig kleinen Stück Metall.«
»Völliger Unsinn das«, meinte Criminy und polierte das Messer an seinen Hosen. »Ich vermute, Menschen sind wirklich albern, egal, wohin man kommt.«
Er legte den Dolch wieder hin, räusperte sich und richtete seinen Mantelkragen. Ich war nicht die Einzige hier, die unbeholfen herumzappelte. Er mied meinen Blick.
»Dich beschäftigt doch noch etwas anderes«, meinte ich.
»Ich bin nicht sicher, wie ich das fragen soll, aber – machst du dir keine Sorgen wegen der … Konsequenzen unseres Tuns?«, fragte er. Dann sah er mit einem schiefen Grinsen auf. »Halbbludkinder haben kein fröhliches Leben hier. Ich bin überrascht, dass du keine Vorsichtsmaßnahmen triffst. Wenn du möchtest, kann ich dir die nötigen Kräuter besorgen.«
»Ach das«, meinte ich mit einem traurigen Lächeln. »Nein, ich mache mir keine Sorgen. Ich hatte … ich hatte eine Fehlgeburt, in meiner Welt. Es war eines der schlimmsten Dinge, die mir je passiert sind, und ich habe beschlossen, dass ich nicht bereit bin, es noch einmal zu versuchen. Einmal im Jahr bekomme ich eine spezielle Spritze, eine besondere Medizin, um zu verhindern, dass das passiert.«
»Das ist nützliche Magie«, meinte er nachdenklich. »Nicht dass ich unglücklich wäre, wenn es dazu käme. Nur damit du es weißt. Und – tut mir leid wegen der Dinge, die dir in deiner Vergangenheit Schmerz bereitet haben.« Er legte die Hand an mein Gesicht und strich mit dem Daumen über meine Wange. »Da war ein bisschen Hirschblut«, erklärte er.
Ich wandte mich dem funkelnden Becken zu, um dort etwas Wasser zu schöpfen, aber er hielt mich zurück.
»Das Wasser muss rein bleiben«, erklärte er. »Aber wenn du bereit bist, würde ich dir nun diesen Tropfen Blut abnehmen.«
Ich zuckte mit den Schultern. Er hielt bereits meine Hand, also zog er direkt den Handschuh ab, geschäftsmäßig diesmal, ohne jeden Anflug von Erotik. Mit dem Dolch piekte er mich in den Finger und quetschte einen Tropfen Blut heraus. Den ließ er in das Becken fallen, wo er mit einem Plopp landete und wirbelnd mit der Strömung der kleinen Quelle unter der Oberfläche verschmolz. Dann legte er meine Hand zurück in meinen Schoß und griff nach der Flasche.
Er goss einen
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