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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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hatte Criminy mich mit Emerlie in Mrs Cleavers’ derangierten Wohnwagen gescheucht und gezischt: »Nichts Auffälliges.«
    Emerlie kicherte. »Wo is’n da der Spaß, eh?«, fragte sie, hakte ihren gelb und purpur verhüllten Arm bei mir unter und zog mich mit sich.
    Da die meisten der Kostüme zertrampelt oder nur halb fertig waren und keine Schneiderin in Reichweite, waren meine Möglichkeiten begrenzt. So kam es zu dem unmodischen Kürbiskleid mit bauschigen Ärmeln und gerüschter Knopfleiste, in dem ich mich eher wie Beth aus Betty und ihre Schwestern fühlte und nicht wie Mina aus Dracula . Die herabhängende Haube half meinem Ego auch nicht gerade, aber wenigstens verdeckte sie meine Ohren mit den verdammten Löchern darin.
    Um ehrlich zu sein, war mir egal, wie ich aussah, solange wir uns damit auf den Weg nach Manchester machen konnten. Nun da ich meine Entscheidung getroffen hatte, wollte ich als Nächstes das Medaillon finden. Aber auch das nicht mehr nur wegen meiner eigenen selbstsüchtigen Bedürfnisse. Ich wollte Sicherheit für Criminy und seine Leute, und das bedeutete Jonah Goodwill aufzuhalten, komme was da wolle. Arm in Arm brachen Criminy und ich auf, zu der abscheulichen Stadt auf dem Hügel. Wir ließen Pemberly zurück, damit sie dabei half, den Wanderzirkus zu bewachen, aber ich hatte Uro am Handgelenk, einsatzbereit – wenn ich nur daran dachte, ihn einzusetzen.
    Wieder zu Fuß durch das endlose Moor, hing ich meinen Gedanken nach: schon komisch, wie neu und fremd mir das nur wenige Tage zuvor erschienen war. Jetzt war es, als würde ich meine Schritte zurückverfolgen. Nur, dass wir dieses Mal genau wussten, wohin wir gingen. Direkt in die Höhle des Löwen. Entweder wartete er auf uns, oder wir würden da sein und auf ihn warten.
***
    »Hast du noch etwas anderes gesehen?«, fragte Criminy wieder. »Als du Tabitha berührt hast?«
    »Nichts über die Zukunft«, sagte ich. »Nur, dass sie einen Handel geschlossen haben und er sie auf der Insel allein zurückgelassen hat, damit sie uns dort erwartet.«
    »Ich weiß, warum er das Medaillon will, aber ich wünschte, ich wüsste, was er mit dir vorhat«, meinte Criminy, und ich merkte ihm an, dass er mit seinen Gedanken weit weg war. »Vielleicht können wir das irgendwie herausfinden.«
    »Ich nehme an, wenn du einen seiner Untergebenen findest, könnte ich etwas bei ihm sehen«, schlug ich vor.
    »Zu riskant. Sie werden in der Stadt nach uns Ausschau halten. Aber es gibt einen anderen Weg. Ich hasse es, dich danach zu fragen, Liebes, aber könnte ich ein Tröpfchen Blut von dir haben?«
    »Nur ein Tropfen? Kein Problem. Alles für das Medaillon«, meinte ich und streckte den Arm aus. Das war mein neues Mantra.
    »Noch nicht«, sagte er und tätschelte entschuldigend meine Hand. »Wir müssen zuerst ein Becken finden.«
    Criminy griff in seinen Mantel und holte den Messinggegenstand heraus, den er auch benutzt hatte, um Erris zu finden. Er fingerte an den Einstellrädern herum, drehte sich langsam im Kreis und hielt den Blick auf den Horizont gerichtet. Schließlich hielt er an, und ich folgte seinem Blick zu einem dichten Wald mit üppigem Grün.
    »Gar nicht so übel«, murmelte er. »Kein großer Umweg.«
    Ich hatte keine Ahnung, was er meinte.
    Sobald wir von der Straße waren, kamen auch schon die Bludhäschen aus dem Gras gehopst und folgten mir, aber mittlerweile war ich an ihre sanften, hungrigen Blicke derart gewöhnt, dass ich sie schon automatisch wegkickte.
    Gerade als wir den Wald erreichten, rührte sich etwas im Unterholz und ließ die Äste und Büsche erzittern. Vögel stiegen wie ein buntes Feuerwerk von den Bäumen auf und kreischten vor Schreck. Das Ding da drinnen schnaubte.
    »Mist«, schimpfte Criminy. »Ein Bludhirsch. Das gehört nicht zum Plan.«
    »Soll ich weglaufen?«, flüsterte ich.
    »Nein. Beweg dich nicht. Versuche, keine Furcht zu zeigen. Sie können es riechen. Und sie mögen es.«
    Er hob mich auf und trug mich zu einem knorrigen Pflaumenbaum am Waldrand. Dann gab er mir seinen Mantel, setzte mich auf den niedrigsten Ast und zischte mir zu: »Kletter hoch«, bevor er verschwand.
    Ich stieg ein paar Äste hinauf, bis ich außer Bissweite war und bezog dann in einer Astgabel Beobachtungsposten. Ich sah erst Criminy durch das Unterholz schleichen und betrachtete dann den riesigen Umriss in den Büschen. Der geschmeidige Hirsch mit gesenktem Kopf machte seinerseits Jagd auf Criminy. Ich hatte Angst um

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