Blutlied -1-
getrunken, wenn du Albert nicht geglaubt hast?«, wollte Caroline wissen.
In diesem Moment begriff Regus, dass er ein Vampir war, ein Wesen, den alten Mythen verhaftet, abergläubisch und noch immer dem Mittelalter verbunden. Dass er, wie alle anderen seiner Artgenossen, auf einer gewissen Ebene ... gehofft hatte. Vielleicht sogar geglaubt! Auf jenen Vampir, der ihnen den Weg ins Licht zeigte, was immer das auch bedeuten mochte. Dieser Glaube war zeitweilig stärker gewesen als die Vernunft. Aller Glaube war eine unwillkürliche Hingebung des Geistes an eine Vorstellung von Wahrheit. Und er hatte diese Vorstellung gehabt, jeder Logik zum Trotz.
Und dennoch durfte das nicht sein.
Er würde seine Macht verlieren, er würde sich Frederic unterordnen müssen.
Solange Frederic sich noch nicht an Menschenblut gelabt hatte, stand er auf einer Stufe, die Regus nicht kontrollieren konnte, war die Sucht, die heiße Lust auf Blut noch nicht zum alles bestimmenden Faktor geworden. Solange war Frederic stärker, da er autonom dachte und handelte, Regus’ Einfluss entzogen.
Der Vampir war zerrissen, erstaunt, beeindruckt von Frederics Charisma und Carolines Mut. »Ich werde akzeptieren«, sagte er und senkte den Kopf.
»Wann werde ich die Anderen kennenlernen?«, fragte Frederic.
»Ich werde noch heute eine Versammlung einberufen!«, antwortete Regus.
So hätte es sein können.
Regus war nicht zufrieden, aber er war einer gefährlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen.
Ein Zweispänner krachte über das Kopfsteinpflaster heran und hielt mit schnaubenden Gäulen genau vor dem Club. Der Verschlag wurde aufgestoßen und zwei Personen sprangen heraus. Ludwig, gefolgt von einer mächtig dicken schwarzhäutigen Frau, Madame deSoussa.
Frederic huschte zur Seite, Caroline machte eine weiten Satz und verharrte neben Regus.
Ludwig hielt ein Luftdruckgewehr im Anschlag.
Die Voodoopriesterin schwenkte ein metallenes Artefakt. Ein Kreuz mit vielen Verzierungen.
Caroline hielt den Atem an. Liebe Güte, die Beiden machten ihre Pläne zunichte. Nur mittels Regus kamen sie an die anderen Vampire heran und würden ihren Plan ausführen können, mit dem Ziel, alle Vampire ein für alle mal zu vernichten. Und nun das ...
Ludwig schnaubte. »Silberkugeln, Regus!« In seinen Augen tobte Hass. »Ich habe es Mr Densmore versprochen, schon vor zwei Jahren. Ich versprach ihm, Sie zu töten!«
Währenddessen schwenkte Madame deSoussa das Kreuz.
Regus lachte. »Unsinn, Aberglaube. Weder dieses lächerliche Kreuz, noch Silberkugeln können mir etwas anhaben.«
Die Frau zeigte ihre weißen Zähne. »Wirklich nicht, Vampir? Diese Kugeln sind verhext. Sie haben die Magie des Voodoo.«
Der Vampir zögerte keine Sekunde. Er kreiselte herum und riss Caroline zu sich. Sie versuchte, sich aus dem eisernen Griff zu befreien, aber der Vampir brachte mörderische Kräfte auf.
»Alter Mann – du wirst dir sehr genau überlegen, ob du auf mich schießt, wenn deine Herrin ...«
Frederic brüllte auf. Er schien regelrecht zu wachsen.
»Die Waffe runter!«, schnarrte Regus.
Madame deSoussa spuckte aus. »Ich kann Tote aus ihrem Reich holen, glaubst du wirklich, es gelingt mir nicht, einen Vampir genau dorthin zu schicken?«
Caroline brach der Schweiß aus. Regus hielt sie fest, presste sie vor seine Brust. Passanten schauten zu ihnen hin. Man würde sich nicht weiter um sie kümmern. Gewaltsame Auseinandersetzungen gehörten in den Londoner Strassen zum Alltag. Es war besser, sich da nicht einzumischen.
Frederic veränderte sich. Seine Zähne fuhren aus, sein Gesicht wurde schmaler. Eine heiße Aura umfloss ihn und mit einem Sprung, für ein menschliches Auge zu schnell, gelangte er hinter Regus.
Der Vampir wirbelte herum, Caroline noch immer im Griff. »Noch eine Bewegung und ich breche ihr das Genick!«
Regus konnte diese Drohung wahr machen. Seine Kräfte waren enorm. Carolines jedoch auch. Sie schloss die Augen, dachte an Frederic, an seine Liebe zu ihr, an ihre Vergangenheit und ihre Zukunft und in ihren Adern begann das Blut zu toben. Liebe konnte alle Grenzen niederreißen. Nur die Liebe schenkt die Kraft, gegen übermächtige Feinde zu siegen. Liebe und Vertrauen!
Madame deSoussa sprang Regus an wie eine Löwin. Sie drückte ihm das Kreuz ins Gesicht. Auch ihre Bewegungen waren schnell und geschmeidig. Ludwig ging in die Hocke und ein Schuss fiel.
Ludwig ist blind vor Hass !, dachte Caroline. Er handelt unüberlegt! Er
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