Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Tasche zu haben. Es könnte nämlich passieren, dass er dich lieber über Bord schmeißt bevor er Gefahr läuft, dass wir alle für diesen Befehlsbruch bestraft werden.“ Elrikh war sich nicht sicher ob seine Situation wirklich so ernst war oder ob dá Male ihn einfach nur zum Schweigen bringen wollte. „Vielleicht würden meine Männer dich ja auch gar nicht über Bord schmeißen. Sie könnten ebenso versuchen dich als blinden Passagier hinzustellen und vom Flottenmeister eine dicke Belohnung abgreifen weil sie dich gefasst haben. Und dein schönes Pferd im Laderaum würde sicherlich auch schnell einen neuen Besitzer finden. Ich schätze mal der Heerführer würde dich einem seiner Foltermeister überlassen, um herauszufinden ob du ein Spion aus
Rogharo
bist. Wenn du wüsstest wie diese Knochenbrecher vorgehen sobald sie an Informationen kommen wollen, würdest du wahrscheinlich keine so große Klappe mehr haben!“ Bei seinen letzten Worten musterte dá Male Elrikh von oben bis unten. „Du bist zwar noch ein wenig jung, aber das würde den Foltermeister bestimmt nicht davon abhalten dich auf seine Bank zu legen. Und nun lass mich in Ruhe! Ich habe zu tun!“
Mit einer herrischen Geste erstickte dá Male jeden Versuch Elrikhs das Gespräch noch einmal an sich zu reißen. Das Geräusch der flatternden Gewänder des Kapitäns war alles was er noch von ihm hörte.
Irgendetwas muss passiert sein. Dá Male war zwar von Anfang an nicht begeistert, dass ich mit an Bord komme, jedoch hat er mich zu keinem Zeitpunkt dermaßen einzuschüchtern versucht. Entweder habe ich einfach nur einen schlechten Moment erwischt, um ihn um Hilfe zu bitten, oder etwas anderes bereitet ihm Kopfzerbrechen.
Trotz der Tatsache, dass der Kapitän vermutlich etwas übertrieben hatte in seinen Drohungen, beschlich Elrikh das Gefühl, dass er nicht in allen Dingen die Unwahrheit gesagt hatte. Das Bild von den Rittern in ihren glänzenden Rüstungen, wie er sie einst in
Inaros
gesehen hatte, verschwamm immer mehr. Sollte dá Male tatsächlich die Wahrheit gesagt haben als er über die Foltermeister sprach? Könnte es sein, dass hinter den edlen Rittern vom königlichen Hofe folternde Männer standen, welche nicht zögern würden einen jungen Mann wie ihn auf die Streckbank zu legen wenn sie den Verdacht hätten, er wäre ein Spion? Elrikh wollte nicht in die Lage geraten dies herauszufinden. Aber er musste einen Weg finden, um mit den Mannschaftsmitgliedern anderer Schiffe der Flotte zu sprechen wenn er Alkeer finden wollte. Seine Gedanken trugen ihn im Geiste nach
Bockental
. Ob seine Mutter schon den Brief erhalten hatte, welchen er vor dem Betreten der
Sturmtaucher
abgeschickt hatte? Er hatte nicht viel zu schreiben gewusst. Nur, dass es ihm gut ginge und er eine weite Reise unternehmen müsse, die ihn von
Obaru
weg führen würde. Elrikh war sich sicher, dass seine Mutter Verständnis für sein Handeln hatte.
Obwohl sein Vater ein rechtschaffener Mensch war, hatte seine Mutter stets mehr Einfluss auf ihn gehabt. Sie lehrte ihn, dass es wichtig sei sich zwar auch um seine Familie und Freunde zu kümmern, aber dass ein Fremder ebenso um Hilfe bedarf und man sie ihm niemals verweigern sollte. Immer wieder hatte sie sich als die gute Seele des Dorfes erwiesen, welche alle anderen zusammenhielt. Elrikh konnte sich noch daran erinnern wie die Dörfler einen Vagabunden bestrafen wollten, weil ihnen ein paar Hühner abhanden gekommen waren und er sich gerade in der Nähe aufhielt. Seine Mutter Gethela hatte sich schützend vor den armen Mann gestellt und verlangt, dass man zuerst Beweise für seine Schuld finden müsse, bevor man ihn richten könnte. Am Ende stellte sich heraus, dass ein Nachtfeuerfuchs in den Hühnerverschlag eingebrochen war und sich an einigen Tieren zu schaffen gemacht hatte. Um sich bei dem Vagabund zu entschuldigen nähten ihm einige der Bauersfrauen neue Gewänder und packten ihm etwas Proviant zusammen. Der Bauer, dem die Hühner gerissen wurden, schenkte ihm sogar einen edlen, handgeschnitzten Wanderstab der sich schon seit Generationen in seiner Familie befand. Der Vagabund konnte sein Glück kaum fassen und fiel vor Gethela auf die Knie um sich bei ihr zu bedanken. Doch Elrikhs Mutter wollte keinen Dank. Stattdessen rang sie dem Mann ein Versprechen ab. Wann immer er auf seinen Reisen die Möglichkeit hätte anderen zu helfen, oder ein Unrecht zu verhindern, müsse er alles tun um für Gerechtigkeit zu sorgen. Außerdem
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