Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
vor der Unbarmherzigkeit des Meerwassers. Es schien keinen Platz an Bord zu geben der nicht vom salzigen Nass umspült wurde. Weder an Deck noch in den Laderäumen fand man ausreichend Schutz vor Wasser und Kälte. Sein schulterlanges, dunkelblondes Haar hatte Elrikh mittlerweile zu einem engen Zopf gebunden, damit es ihn im Sturm nicht die Sicht nahm.
Wie war er nur in all das hineingeraten? Er war ausgezogen um auf Wanderschaft zu gehen und endlich die schönsten Orte seines Heimatkontinentes zu besuchen. Und nun stand er an Deck eines Kriegsschiffes welches eine feindliche Flotte jagte. Elrikh versuchte sich das Geschehene der letzten Zyklen ins Gedächtnis zu rufen.
Umlauf für Umlauf war er auf seinem Hengst Sinal durch die Landschaften geprescht und hatte sowohl wunderschöne, als auch finstere Orte gesehen. Während seiner Reise traf er in dem Gasthaus „
Zur rülpsenden Kröte“
eine Familie, die ihren ältesten Sohn vermisste. Der Vater hatte ihn ausgeschickt um zur Stadt
Inaros
zu reiten und die Soldaten zu warnen, dass Seeräuber, welche sich später als Soldaten des
Eisernen Imperiums
zu erkennen gaben, in der östlichen
Barinsteppe
gesichtet wurden. Seitdem war der Junge mit Namen Alkeer nicht mehr von seiner Familie gesehen worden. Die Eltern machten einen dermaßen hilflosen Eindruck auf Elrikh, dass er nicht lange überlegte und ihnen seine Hilfe anbot. Er versprach ihnen nach Alkeer zu suchen und ihn zurück zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt erschien es ihm als eine einfach zu bewältigende Aufgabe. Niemals hätte er daran gedacht wie sehr diese Entscheidung sein Leben beeinflussen würde. Sein erstes Ziel war die Stadt
Inaros.
Dort gab es nicht nur bunte Menschenmengen, sondern auch Geschöpfe die er noch nie gesehen hatte. Händler aus allen Teilen der Welt schienen sich auf dem großen Marktplatz vor dem Stadtverwaltungsgebäude zu sammeln um lauthals ihre kostbaren Waren anzupreisen. In der Luft lagen unglaublich viele Gerüche die Elrikh noch nie vernommen hatte. Überall brannten Dufthölzer, die herrliche, teils aufdringliche Aromen verbreiteten. Speisen, deren Ursprung man nur erraten konnte, wenn man sie nicht kannte und von denen er die eine oder andere Kostprobe gereicht bekam, wurden von alten Frauen mit Bauchläden angeboten. Allerdings versagte ihm der Hunger, nachdem er ein Stück probierte welches so scharf gewürzt war, dass er meinte Feuer spucken zu können. Kaum zu glauben, dass es Menschen gab, die solche Speisen in großen Mengen verschlingen konnten. Einer davon stand damals direkt neben ihm an einem der Stände. Der dicke Mann hielt in jeder Hand ein halbes Dutzend Holzstäbe, an denen allerlei verschiedenes Fleisch und etwas, dass nach gebratenen Augäpfeln aussah steckten. Sein schwarzer Schnurrbart hätte eigentlich verhindern müssen, dass er so wohl beleibt war. Fleischreste und Öl tropften aus ihm heraus und sammelten sich auf Kinn, Bauch und Brust. Ihn schien es jedoch nicht zu stören, dass er aussah wie ein gemästetes Schwein mit Schnurrbart und Filzhut. Im Gegenteil. Grinsend und mit aufrichtiger Höflichkeit in den Augen bot er Elrikh einen der tropfenden Fleischspieße an. Mit einem gequältem Lächeln lehnte dieser dankend ab und drängte sich stattdessen weiterhin durch das dichte Gewühl, welches auf den Straßen von
Inaros
herrschte. Elrikh war überrascht als er zwischen den vielen fremdartigen Wesen auch Kobolde und Gnome sah. Diese beiden Rassen waren in den Dörfern die er kannte, eigentlich nie gerne gesehen. Haftete ihnen doch der Ruf als ewige Gauner, Betrüger und Störenfriede an. Diese Zeitgenossen allerdings schienen sich prächtig mit den Händlern und den reichlich vorhandenen Stadtbediensteten zu verstehen. Sie scherzten und hoben den einen oder anderen Humpen Malzbier zusammen. Im
Bockental
, seiner Heimat, waren sowohl Kobolde als auch Gnome keine willkommenen Gäste in den Schankstuben. Vielleicht lag es auch daran, dass die Grünhäute dort in der Wildnis lebten und andere Umgangsformen als ihre Artverwandten aus der Stadt gewohnt waren. Das letzte Mal als Elrikh einen Gnom gesehen hatte, erleichterte dieser sich gerade in einen großen Bierhumpen, den er danach einem Mann unter schob, welcher ihn zuvor als „verschrumpelten Trollschwanz“ beschimpft hatte. Lächelnd dachte er an dieses Erlebnis zurück und setzte alsdann seinen Weg durch die Gassen der Stadt fort. Nach einer kleinen Ewigkeit fand er schließlich die Stadtverwaltung und
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