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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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Marionette, die an zerrissenen Fäden hing. Einerseits spielte man mit mir, auf der anderen Seite versuchte ich, mich zu bewegen. Doch ich kam immer weniger dagegen an, wurde herumgeschleudert, sprach nicht mehr mit meiner eigenen Stimme. Das taten von nun an die anderen.
    Blood stupste meine Schläfe mit der Nase an; sie fühlte sich feucht und wie Leder an. Ich lehnte dankbar meinen Kopf gegen den seinen.
    Am liebsten hätte ich im Stau die Autotür aufgedrückt und wäre weggelaufen. Doch wohin? Alle Antworten, die ich brauchte, lagen auf einem Silbertablett vor mir. Ich würde sicher in meinen nahenden Tod laufen – bei dem Glück, das ich hatte. Auch wenn es offenbar Verräter in den eigenen Reihen gab, die mir Killer auf den Hals gehetzt hatten; dies war der einzige Ort, an den ich im Moment hingehen konnte. Ich hatte keine Wahl, hatte ich niemals gehabt. Und das Schlimme daran war, dass ich es so oft gespürt hatte. Damals, als ich 18 gewesen war und diese Sache geschah, und meine Eltern mir die Buchhandlung in diesem Kaff kauften, hätte mir schon dämmern müssen, dass etwas faul war. Doch ich war eine junge Frau, ein Mädchen auf der Stufe zum Erwachsenwerden. Ich wollte einfach nur alles vergessen. All den Schmerz, den dieses Ereignis in mir ausgelöst hatte, all die Alpträume, die mit der Zeit immer weniger wurden, weil ich mich in meinem Vakuum immer sicherer gefühlt hatte, Tag für Tag.
    Und nun war ich hier, nach geschlagenen zwei Jahren, und es war, als wäre es erst gestern passiert.
    Wir fuhren unter und über Brücken, die gebaut worden waren, um wenigstens ein bisschen den Verkehr zu regeln und größere Staus zu vermeiden. Vorbei an Menschen, die einkaufen gingen, lachten, sich unterhielten, ein normales Leben führten. Ich beneidete sie in diesem Augenblick und wünschte, ich wäre wieder zu Hause, um in der Buchhandlung zu stehen oder mit Mary einen Latte zu trinken. Mary. Sie fehlte mir so sehr. Ihr Lachen, ihre Witze, die Aufmunterungen, einfach alles, was sie so liebenswert machte. Würde ich sie bald wiedersehen, oder womöglich gar nicht mehr? Ich schluckte hart.
    Brandon hielt vor der Einfahrt zu einem hohen Bürogebäude, vor dem zwei Wachleute standen. Er holte einen Ausweis, wie ich vermutete, aus seinem Ledermantel und zeigte ihn einem der Männer. Die beiden sahen Furcht einflößend aus: Fast zwei Meter groß, trugen schwarze Uniformen, unter den sich ihre Muskeln abzeichneten, dazu dunkle Stiefel mit Stahlkappen und eine Baseballkappe, die sie tief ins Gesicht gezogen trugen. Sie besaßen hübsche Gesichter und jeder von ihnen trug seine Haare als Zopf gebunden, der unter der Mütze herauslugte.
    Der Typ nahm mich in Augenschein, nickte Brandon zu, dann öffnete sich das schwere, schmiedeeiserne Tor, sodass wir passieren konnten.
    Vorbei an den Parkdecks, die sich über eine breite Ebene zogen, auf denen Unmengen verschiedener Autos geparkt waren, lenkte Brandon den BMW fast bis zum Ende dieses Geschosses. Ich sah Rampen, die nach unten und oben führten, also gab es mehrere Stockwerke, auf denen man parken konnte. Wir stiegen aus, Brandon cool wie immer, ich mit zitternden Knien. Er nahm meine Tasche und ich Bloods Decke, der mir einen schnellen Blick zuwarf, der heißen sollte: Wo meine Decke hingeht, gehe ich auch hin.
    Steinsäulen hielten den massiven Bau, die Wände wirkten, als wären sie aus Beton. Brandon ging zu einem Fahrstuhl, gab eine Kombination ein und ließ mich mit Blood zuerst einsteigen. Zu meiner Überraschung fuhren wir hinunter anstatt hinauf. Im Aufzug sah mich mein angespanntes und zugleich abgekämpftes Ich an. Wie gemein das doch war, Spiegel in Fahrstühlen anzubringen. Wenn man ein Date hatte, konnte das äußerst nützlich sein, aber nicht wenn man eine Reise zum Schafott gebucht hatte.
    Es ging drei Etagen nach unten, dann ertönte ein Bling und die Tür öffnete sich. Vor uns lag ein langer Gang, der von Neonröhren stark beleuchtet wurde. Er war so breit, dass ein Panzer hindurch fahren hätte können. Stahlplatten waren in die Wände und die Decke eingelassen. Keine Tür zweigte an den Seiten ab, jedoch in der Ferne konnte ich eine ausmachen, die parallel zum Fahrstuhl lag. Brandon passte sich meinem Schritt an, nickte mir aufmunternd zu, während mein Mund trocken wurde und ich mir ausmalte, dass gleich der Teufel persönlich hinter der Tür auf uns lauerte. Blood lief schwanzwedelnd vor uns her und sah sich immer wieder um.
    „Du musst keine

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