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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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Ich starrte Brandon an, der einen Kratzer im Gesicht hatte, seinem schwarzen Hemd fehlte ein Ärmel. Die Knöchel seiner linken Hand waren blutverschmiert, Hautfetzen hingen daran.
    „Wo sind sie hin?“, fragte ich aufgewühlt.
    „Weg“, sagte er nur.
    Er bugsierte den Wagen rückwärts aus seinem Versteck hinter dem Haus. Der Manager und einige Gäste waren inzwischen aus ihren Apartments gekommen und fassungslos vor der Nummer eins stehen geblieben.
    „Ach du scheiße!“, rief der Manager entgeistert und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    Brandon hielt neben ihm an.
    „Hier“, sagte er nur und warf ihm ein Bündel Scheine hin, trat das Gas durch, und weg waren wir.
    Brandon schaute immer wieder in den Rückspiegel und fuhr wie eine gesenkte Sau. Naja, nicht ganz so schlimm, aber der Fahrstil konnte schon als rasant bezeichnet werden.
    „Sie sind einfach weg?“, wiederholte ich. „Also hast du sie…besiegt?“
    „Sieht wohl so aus“, grinste er.
    Er war wieder ganz der alte Brandon. Selbstsicher, von sich überzeugt, stolz auf seinen Sieg. Aber das durfte er sein, hatte er mich doch vor ihnen gerade eben gerettet.
    „Wie viele waren es?“
    „Nur zwei.“
    „Nur zwei?“
    „Ich dachte, sie schicken mehr. Viel wichtiger ist die Frage, wie sie uns finden konnten.“
    Er warf mir kurz einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Hast du jemanden angerufen?“
    Ich schnappte nach Luft.
    „Womit denn? Du hast doch mein Handy nicht eingepackt“, sagte ich vorwurfsvoll.
    „Scheiße“, fluchte er plötzlich und hielt an.
    Brandon zog sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, entfernte die SIM-Karte, zerknickte diese und warf sie aus dem Fenster. Sofort fuhr er wieder los.
    „Du meinst, so haben sie uns geortet?“
    „Fällt dir was Besseres ein?“
    Sein Lächeln war verschwunden, er wirkte gereizt. Ich verstummte, weil er mir eh nichts erzählen würde, das wusste ich.
    Der Blick, mit dem er mich bedachte, war roh, geradezu grimmig. So als wäre ihm eben eingefallen, dass ich Schuld daran war, dass er kein ruhiges Leben hatte.
    Ich hatte ihn nie um Hilfe gebeten, verflucht noch mal!
    „Wir müssen eine andere Strecke fahren, als die, die ich ausgesucht hatte. Es wird ein paar Stunden länger dauern, aber wir haben keine Wahl.“
    Brandon bog auf eine kleine Landstraße ab, dann hielt er den BMW an.
    „Warte mal“, stutzte ich, „man hätte doch schon die ganze Zeit dein Handy orten können, das ganze Jahr über, und so hätten sie gewusst, wo ich bin.“
    „Nein“, widersprach er mir, „ich hatte bis vor kurzem kein Handy, hatte weit weg von Telefonzellen angerufen, nur kurz, sodass keine Ortung möglich war. Erst gestern habe ich die SIM-Karte gekauft und die Nummer durchgegeben.“
    Dann schwieg er kurz, wischte sich das Blut von der Wange.
    „Eines kann ich aber sagen. Wer immer meine Nummer herausgegeben hat, sitzt in unseren Reihen. Verstehst du? Diese Handnummer habe ich nur vertrauenswürdigen Personen gegeben…eigentlich…“
    Mir wurde die Tragweite seiner Aussage bewusst. In den eigenen Reihen gab es einen miesen Verräter, der den Befehl gegeben hatte, mich zu beseitigen. Doch Brandon hatte es verhindert; offenbar hatten sie nicht geglaubt, dass er dazu fähig war, mich zu verteidigen.
    „Können wir überhaupt noch dorthin fahren?“, fragte ich zögernd. „Bin ich dort sicher?“
    „Wir müssen, eine andere Wahl haben wir nicht.“
    Ich musterte ihn, wie er angespannt das Lenkrad umklammerte. Seine Knöchel traten hervor.
    „Du bist verletzt“, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel und streckte meine Hand nach seiner verletzten aus.
    Bevor ich sie berühren konnte, legte er sie in seinen Schoss. Seine grauen Augen, eine Spur dunkler als sonst, streiften mich. Ich zog meine Hand zurück. Brandon ließ wieder den Motor an.
    Es war kurz nach fünf Uhr morgens, als wir in der Finsternis weiterfuhren. Weiter, zu einem Ziel, das ich nicht kannte. Langsam gewöhnte ich mich daran, so früh auf den Beinen zu sein.

5. Irreal
    „Du hast mit den Typen geredet. Was haben Sie zu dir gesagt?“
    Brandon schnaubte verächtlich.
    „Sie wollten mit mir verhandeln.“
    „Verhandeln?“
    Er nickte.
    „Und was haben Sie dir geboten?“
    Er stockte kurz. Ein gequältes Lächeln erschien auf seinen ebenmäßigen Zügen.
    „Etwas, das es nicht wert war.“
    Offenbar wollte er nicht darüber sprechen.
    Also gut, nächste Frage…
    „Wie hast du

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