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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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Wirrwarr, unfähig, sich zusammenzufügen. Wer war ich, dass ich sicheres Geleit brauchte? Was hatten meine Eltern damit zu tun? Wohin sollte ich gebracht werden? Wer war hinter mir her?
    Im Geflecht dieser immer wieder auftauchenden Fragen, fielen mir, trotzdem ich wach bleiben wollte, träge die Augen zu. Ich merkte noch, wie Brandon den Fernseher ausmachte, das Licht wurde gelöscht, dann war ich auch schon eingeschlafen.
    Ich wurde durchgeschüttelt, immer wieder.
    „Lass mich“, flüsterte ich rau.
    „Steh auf! Virginia!“
    Und wieder dieses Rütteln; feste Hände an meinen Armen. Benommen öffnete ich die Augen, als ich unsanft aus dem warmen Bett gezerrt wurde.
    „Zieh dich an, sofort!“
    Ich erkannte Brandon Stimme.
    Der Raum war dunkel, ich konnte absolut nichts sehen. Brandon musste vor mir stehen. Er drückte mir meine Sachen in die Hand.
    „Stell keine Fragen, sie sind hier. Zieh dich an, wir müssen weg.“
    Er klang wie ein Telegramm. Und dann realisierte ich, was er gesagt hatte. Furcht durchflutete mich, panisch sah ich zu den Fenstern, die ich kaum erkannte.
    „Hast du verstanden?“, flüsterte er, dann lief er weg.
    Ich sah ihn schemenhaft am Fenster stehen. Er zog die Übergardine leicht zur Seite und blickte hinaus. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das Halbdunkel.
    „Ja“, sagte ich verängstigt und zog meine Jeans über.
    Er kam zurück, legte mir meinen Mantel um. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe.
    „Das andere kannst du später anziehen. Ich nehme die Reisetasche, kümmere du dich um Blood.“
    Was? Ich? Und wenn er nicht auf mich hörte?
    „Wo sind die?“, wisperte ich.
    „Im Moment noch bei dem Manager, aber sie werden sicher gleich hier sein. Warum dauert das wohl so lange?“
    Es klopfte laut. Ich schlug meine Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. Brandon setzte langsam die Reisetasche ab. Blood knurrte.
    „Geh ins Bad, nimm Blood mit“, raunte er mir zu.
    Es klopft wieder, mechanisch, stärker.
    „Blood. Wo bist du?“
    Ich hatte so unvernehmbar geflüstert, dass ich fürchtete, er hatte mich nicht gehört.
    Die kalte Hundeschnauze aber stupste meine Hand an. Ich fasste ihn am Nacken und stolperte ins Bad, zog die Tür hinter uns beiden zu und fing an zu beten.
    Schwer atmend drückte ich mein Ohr an die Tür, hörte gedämpfte Stimmen. Redete Brandon mit ihnen? Mir schoss es durch den Kopf, dass es Killer waren. Bezahlte Killer, die mich umbringen wollten. Und was war mit Brandon? Er hatte zwar eine ansehnliche Statur, aber war er so stark, sich gegen sie zur Wehr zu setzen? Er hatte vorhin gesagt, sie sind da. Also mussten es mindestens zwei sein. Ich lauschte wieder, Blood fing leise an zu knurren.
    „Ist gut, alles in Ordnung“, versuchte ich ihn mit gedämpfter Stimme zu beschwichtigen.
    Plötzlich hörte ich etwas krachen. Es klang, als würde der Schrank oder das Bett zertrümmert werden. Holz knackte, Schreie ertönten, etwas fiel gegen die Tür. Sie hielt stand. Blood fing an laut zu bellen, ich rutschte zur Dusche, weg von dem Tumult. Mein Herz drohte zu detonieren, das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich verschwendete einen Gedanken an Brandon. Ihm durfte einfach nichts zustoßen, nicht nur um Meinetwillen.
    Wieder ein Scheppern, ganz kurz, dann Stille. Ich horchte angestrengt zur Tür. Schritte erklungen, ich wappnete mich innerlich. Warum hatte ich kein Messer, irgendetwas, womit ich mich verteidigen konnte?
    Die Tür wurde aufgerissen, erschrocken schrie ich auf. Licht schien ins Bad, blendete mich. Dann sah ich ihn, Brandon, wie er mich mit wildem Blick maß.
    „Komm, schnell“, forderte er mich auf.
    Ich zog mich an der Toilette hoch, torkelte hinter ihm her und rannte in das Chaos, das sich mir darbot. Tatsächlich lag der Schrank in seinen Einzelteilen auf dem Boden. Ein Bett war umgedreht, die Kissen und Decken verstreut. Der Fernseher war nicht mehr an seinem Platz; ich sah ihn nirgendwo. Mein Blick fiel auf das Fenster. Die Scheibe war eingeschlagen, die Gardinen zum Teil abgerissen. Und dieser Geruch, beißend, wie verbranntes Fleisch…
    Brandon nahm meine Hand und lief so schnell, dass ich mehrfach beim Mithalten ins Stolpern geriet. Draußen sah ich den vermissten Fernseher, jemand hatte ihn aus dem Fenster geschleudert.
    Wir rannten um die Ecke, stiegen in den BMW, Blood hüpfte hinten hinein. Meine Reisetasche war auch schon da. Ich konnte nicht fassen, wie das Zimmer ausgesehen hatte. Was war passiert und wo waren diese Typen?

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