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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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oder essen?“
    „Nein, vielen Dank.“
    Ich würde sowieso nichts hinunter bekommen.
    „Nun gut, Cross, Sie dürfen sich entfernen.“
    „Ja, Herr.“
    Panisch sah ich zu Brandon, fand seine Augen, doch er schüttelte nur ganz leicht den Kopf. Blood folgte ihm.
    „Er bleibt hier, Virginia“, sagte Darius zu mir, als er meinen Blick bemerkte, „aber nun sind andere Dinge viel wichtiger. Ach, und Cross. Da gibt es zwei Sachen, über die wir mit Ihnen reden müssen. Die eine sind die Anrufe und die andere wird diesmal nicht so glimpflich abgehandelt werden. Darüber sprechen wir noch.“
    Woher wusste er von den Anrufen? Und welche andere Sache? Meinte er etwa, dass er mich heimlich beobachtet hatte? Oh Gott!
    Brandon schaute auf den Boden.
    „Ja, Herr“, sagte er ohne jede Emotion, dann zog er die Tür behutsam hinter sich ins Schloss.
    „Du vertraust ihm.“
    Ich sah Darius an.
    „Er hat mir das Leben gerettet“, erwiderte ich leise.
    „Nun, das rechtfertigt noch lange keine Vertrauensbasis“, meinte Darius und kratzte sich am Kinn.
    Ach so? Ich hatte immer geglaubt, dass man jemanden mochte, wenn man ihm den Arsch rettete.
    „Bitte setz dich auf diesen Sessel.“
    Er zeigte auf einen, der freistehend vor vier anderen stand. Was war das hier? Das Tribunal?
    Ich tat, wie mir geheißen, derweil sich Darius eine goldene Flüssigkeit aus einem Kelch in ein Glas goss und sich dann umdrehte.
    „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Es muss alles sehr verwirrend sein, regelrecht unwirklich, was du in den letzten Tagen erlebt hast.“
    Er setzte sich auf den Sessel rechts von mir, schlug die Beine übereinander.
    „Das ist die Untertreibung des Jahres.“
    Darius maß mich mit einem undefinierbaren Blick.
    „Du wirst gleich Dinge erfahren, die dein gesamtes Weltbild durcheinander bringen. Danach wird nichts mehr so sein wie vorher, das kannst du mir glauben.“
    Er machte eine Pause, um die Worte wirken zu lassen. Sie hallten in mir, verstärkten sich, ein Echo entstand, das im Zimmer auf- und abschwang.
    „Wir haben Cross die Anweisung gegeben, dir nichts zu sagen, denn das darf nur der Rat. Verstehst du?“
    Ich nickte benommen, aber ich hätte vermutlich auch genickt, wenn er mir mein Todesurteil zur Unterschrift gegeben hätte.
    „Was ist der Rat?“, fragte ich.
    „Wir sind das oberste Gremium unserer Gattung. Das Organ, das alle Entscheidungen trifft, Befehle gibt, Strafen verhängt, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir entscheiden über alles.“
    Das musste ich erst einmal sacken lassen. Gattung war ein Begriff, der mich wissen ließ, dass ich es höchstwahrscheinlich nicht mit normalen Menschen zu tun hatte.
    Dass Brandon sich dematerialisieren konnte, wenn auch nur auf kurzen Ebenen und er sich in Rauch aufzulösen vermochte, hatte zwar schon dafür gesprochen, aber wahrhaben wollte ich es trotzdem nicht.
    Hier saß ich nun, in einem Wolkenkratzer aus Stahl, der fast den Himmel berührte, mir gegenüber ein Wesen, das kein Homosapien war und sinnierte über meine Zukunft, die vor zwei Tagen noch aus Bücher verkaufen, Musik hören, mit Mary tanzen gehen und romantischen Filmen bestanden hatte. Und nun war alles meilenweit fort. Doch wer sagte, dass ich nicht wieder in dieses Leben zurückkehren konnte? Wenn alles geklärt war, könnte das doch durchaus sein.
    Die Tür schwang auf und nacheinander traten drei Männer in den Raum. Der erste schien noch älter als Darius zu sein, hatte graumelierte Haare und einen gutmütigen Gesichtsausdruck. Ich mochte ihn sofort. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, der seine imposante Statur betonte und bewegte sich geschmeidig wie eine Katze. Seine Augen lachten. Dahinter traten zwei jüngere Männer herein. Der eine war sehr modisch und adrett gekleidet. Ich hatte noch nie ein so prächtiges Sakko mit dazu passender Hose gesehen: Es war in einem zarten Fliederton gehalten, schimmerte wie Samt und eine violette Schleife zierte seinen Hals, darunter lugte ein helles Hemd hervor. Seine blonden Locken fielen ihm sanft auf die Schultern und sein Gesicht war von solcher Anmut, dass ich sofort an die Elben aus Herr der Ringe denken musste. Der andere junge Mann musterte mich aufmerksam beim Eintreten. Er war von der Sorte netter Kumpeltyp, sah durchschnittlich aus, hatte braune Augen und dunkelbraune kurze Haare. Er trug Jeans und Shirt, salopper ging es nicht. Obwohl es teure Klamotten waren, das bemerkte sogar ich.
    „Ah, da seid ihr ja, dann kann es

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