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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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warum Sie uns nicht sagen wollen, wo Sie waren.«
    »Bin ich verdächtig? Oder wollen Sie mir nur demonstrieren, wer hier am längeren Hebel sitzt?«
    »Sie sind nicht verdächtig. Im Moment jedenfalls nicht.«
    »Dann bin ich nicht verpflichtet, Ihnen zu antworten.« Abrupt stand O'Donnell auf und ging zur Tür. »Ich begleite Sie hinaus.«
    Frost machte ebenfalls Anstalten, sich zu erheben, doch als er sah, dass Jane sich nicht von der Stelle rührte, ließ er sich wieder auf das Sofa sinken.
    »Wenn Sie auch nur einen Funken Mitgefühl mit dem Opfer hätten«, sagte Jane, »wenn Sie sehen könnten, was er Lori-Ann Tucker angetan hat …«
    O'Donnell drehte sich zu ihr um. »Warum sagen Sie es mir nicht? Was genau hat er ihr denn nun angetan?«
    »Sie wollen die Details hören, nicht wahr?«
    »In meinem Fachgebiet ist es wichtig, die Details zu kennen.« Sie ging auf Jane zu. »Es hilft, die Täter zu verstehen.«
    Oder es macht dich an. Deswegen bist du plötzlich so inte ressiert. Geradezu begierig.
    »Sie erwähnten, dass die Frau zerstückelt wurde«, sagte O'Donnell. »Wurde der Kopf abgetrennt?«
    »Rizzoli«, sagte Frost mit warnendem Unterton.
    Doch es war gar nicht nötig, dass Jane irgendetwas verriet
    - O'Donnell hatte bereits ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen. »Der Kopf ist ein derart ausdrucksstarkes Symbol. So persönlich. So individuell.« O'Donnell trat noch näher, schlich sich an wie ein Raubtier. »Hat er ihn mitgenommen, als Trophäe? Als Erinnerung an seine Beute?«
    »Sagen Sie uns, wo Sie letzte Nacht waren.«
    »Oder hat er den Kopf am Tatort zurückgelassen? An einer Stelle, wo er die maximale Schockwirkung entfalten würde? Wo er unmöglich übersehen werden konnte? Vielleicht auf der Anrichte in der Küche? Oder an einer exponierten Stelle auf dem Fußboden?«
    »Mit wem waren Sie gestern Abend zusammen?«
    »Es ist eine sehr deutliche Botschaft, dieses Zurschaustellen eines Kopfes, eines Gesichts. Der Mörder lässt Sie dadurch wissen, dass er alles voll unter Kontrolle hat. Er demonstriert Ihnen damit Ihre Ohnmacht, Detective. Und seine eigene Macht.«
    » Mit wem waren Sie zusammen? « Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, wusste Jane, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte sich von O'Donnell provozieren lassen, und sie hatte die Beherrschung verloren. Ein klares Zeichen von Schwäche.
    »Mit wem ich befreundet bin, ist meine Privatsache«, sagte O'Donnell und fügte mit einem leisen Lächeln hinzu: »Bis auf den einen Fall, von dem Sie bereits wissen. Unser gemeinsamer Bekannter. Er fragt übrigens jedes Mal nach Ihnen. Will immer wissen, was Sie so treiben.« Sie musste seinen Namen nicht aussprechen. Jane wusste so gut wie sie, dass Warren Hoyt gemeint war.
    Geh nicht darauf ein , dachte Jane. Lass sie nicht sehen, wie tief sie dich getroffen hat. Aber sie spürte, wie ihre Gesichtszüge sich anspannten, und sie bemerkte den besorg ten Blick, den Frost ihr zuwarf. Die Narben, die Hoyt an Janes Händen hinterlassen hatte, waren nur die sichtbarsten Verletzungen; es gab noch andere, weit tiefere. Auch heute noch, nach über zwei Jahren, fuhr sie unwillkürlich zusammen, wenn sein Name fiel.
    »Er ist ein Fan von Ihnen, Detective«, sagte O'Donnell. »Auch wenn er es Ihnen zu verdanken hat, dass er nie wie der wird gehen können - er trägt Ihnen absolut nichts nach.«
    »Es interessiert mich nicht im Geringsten, was er denkt.«
    »Ich habe ihn letzte Woche besucht. Er hat mir seine Sammlung von neuen Zeitungsausschnitten gezeigt. Seine Janie-Akte , wie er sie nennt. Als Sie in diese Geiselnahme im Krankenhaus verwickelt wurden, hat er die ganze Nacht den Fernseher laufen lassen. Weil er auch nicht eine Sekunde davon versäumen wollte.« O'Donnell machte eine Pause. »Er sagte mir, Sie hätten eine kleine Tochter.«
    Janes Rücken wurde stocksteif. Lass dir das von ihr nicht gefallen. Lass nicht zu, dass sie ihre Klauen noch tiefer in dein Fleisch schlägt.
    »Ihre Tochter heißt Regina, nicht wahr?«
    Jane stand auf, und obwohl sie kleiner war als O'Donnell, ließ irgendetwas in ihren Augen die andere Frau abrupt zurückweichen. »Wir werden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen«, sagte Jane.
    »Schauen Sie vorbei, so oft Sie wollen«, erwiderte O'Donnell. »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen.«
    »Sie lügt«, sagte Jane.
    Sie riss die Autotür auf und klemmte sich hinters Steuer. Dann blieb sie einen Moment sitzen und starrte schweigend in die

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