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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Weihnachtskartenidylle hinaus mit den Eiszapfen, die in der Sonne glitzerten, den Häusern mit ihrem Zuckerguss aus Schnee, den geschmackvollen Kränzen und den Stechpalmenzweigen an den Türen. In dieser Straße sah man keine kitschigen Weihnachtsmänner mit Rentiergespannen, keinen extravaganten Dachschmuck wie in Revere, dem Viertel, in dem sie aufgewachsen war. Sie dachte an Johnny Silvas Haus, gleich um die Ecke von ihrem Elternhaus, und an die lange Schlange von Gaffern, die von weither kamen und eigens einen Umweg durch ihre Straße fuhren, nur um die spektakuläre Lightshow zu bestaunen, die die Silvas jedes Jahr Anfang Dezember in ihrem Vorgarten aufbauten. Da sah man den Weih nachtsmann und die Heiligen Drei Könige, die Krippe mit Maria und dem Jesuskind sowie eine ganze Menagerie von Tieren - so viele, dass sie Noahs Arche zum Sinken gebracht hätten. Und alles grell beleuchtet wie ein Rummelplatz. Mit dem Strom, den die Silvas jedes Jahr an Weihnachten verpulverten, hätte man ein kleines afrikanisches Land versorgen können.
    Doch hier in der Brattle Street gab es keine solchen knallbunten Spektakel, nur unaufdringliche Eleganz. Hier wohnten keine Johnny Silvas. Aber selbst so ein Knallkopf wie Johnny wäre ihr als Nachbar lieber gewesen als die Frau, die in diesem Haus wohnte.
    »Sie weiß mehr über diesen Fall, als sie uns verrät.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Frost.
    »Das sagt mir mein Instinkt.«
    »Ich dachte, du glaubst nicht an Instinkte. Das erzählst du mir jedenfalls immer. Dass das auch nicht besser ist, als einfach auf gut Glück zu raten.«
    »Aber ich kenne diese Frau. Ich weiß, wie sie tickt.« Sie sah Frost an, dessen winterliche Blässe im fahlen Sonnenlicht noch stärker auffiel. »Der Täter hat sie letzte Nacht nicht bloß angerufen und einfach aufgelegt.«
    »Das ist nur deine Vermutung.«
    »Wieso hat sie das Band gelöscht?«
    »Wieso sollte sie das nicht tun? Wenn der Anrufer doch keine Nachricht hinterlassen hatte?«
    »Das ist ihre Version.«
    »O Mann. Sie hat deinen wunden Punkt getroffen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hab's ja gewusst, dass es so kommen würde.«
    »Meilenweit verfehlt hat sie ihn.«
    »Wirklich? Als sie anfing, von Regina zu reden, hat dich das etwa nicht auf hundertachtzig gebracht? Sie ist Psychiaterin. Sie weiß genau, wie sie dich manipulieren kann. Du solltest dich überhaupt nicht mit ihr abgeben.«
    »Wer denn sonst, wenn nicht ich? Du? Oder vielleicht dieses Weichei Kassowitz?«
    »Jemand, der nicht schon einmal mit ihr zu tun hatte . Jemand, an dem ihre Psychotricks abprallen.« Er sah Jane so eindringlich an, dass sie sich am liebsten abgewandt hätte. Sie waren jetzt seit zwei Jahren Partner, und auch wenn sie nicht besonders eng befreundet waren, verstanden sie einander auf eine Weise, wie es bloße Freunde oder selbst Paare nur selten taten. Denn sie hatten die gleichen Gräuel durchlebt, die gleichen Schlachten geschlagen. Frost wusste besser als irgendein Mensch, besser noch als ihr eigener Mann Gabriel, was sie mit Joyce O'Donnell verband .
    Und mit dem Mörder, den sie den Chirurgen nannten.
    »Sie macht dir immer noch Angst, nicht wahr?«, fragte er leise.
    »Sie macht mich stinksauer, das ist alles.«
    »Weil sie weiß, was dir Angst macht. Und sie hört nie auf, dich an ihn zu erinnern, vergisst nie, seinen Namen zu erwähnen.«
    »Als ob ich Angst vor einem Typ hätte, der nicht mal in der Lage ist, mit den Zehen zu wackeln. Der nicht mal pinkeln kann, ohne dass ihm jemand einen Schlauch in den Schwanz schiebt. O ja, ich hab echt eine Scheißangst vor Warren Hoyt.«
    »Hast du immer noch diese Albträume?«
    Seine Frage ließ sie schlagartig verstummen. Sie konnte ihn nicht anlügen; er würde es merken. Also sagte sie gar nichts, sondern starrte nur stur geradeaus auf diese makellose Straße mit ihren makellosen Häusern.
    »Ich hätte bestimmt welche«, sagte er, »wenn das mir passiert wäre.«
    Aber es ist nicht dir passiert , dachte sie. Ich bin dieje nige, die Hoyts Skalpell an ihrer Kehle gespürt hat, die im mer noch die Narben von seiner Klinge trägt. Ich bin die jenige, an die er immer noch denkt, über die er fantasiert. Auch wenn er ihr nie wieder wehtun konnte - allein bei dem
    Gedanken, dass sie das Objekt seiner perversen Begierden war, bekam sie eine Gänsehaut.
    »Warum reden wir eigentlich über ihn?«, fragte sie. »Hier geht's doch um O'Donnell.«
    »Du kannst die beiden nicht voneinander

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