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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verschiedene Plattformen von Menschen, die sich als Blutspender für Vampire anboten. Es war ganz einfach, die Seiten im Netz zu finden.
Black Swans,
schwarze Schwäne – der gebräuchlichste Ausdruck für solche Leute. Doch
das
war ihr zu gefährlich. Dennoch staunte sie über diese Offerten. Der Glaube an ihre Art war nicht verschwunden.
    Sias Gedanken kehrten zu ihren Vorbereitungen auf das neue Leben zurück. Ganz oben auf der Liste stand der Ausweis, auch wenn sie dem Stress mit der Polizei bisher aus dem Weg gegangen war. Eine neue Identität musste her. Damit würde sie sich wohler fühlen.
    Jitka.
    Sie startete die Hayabusa. So hatte sie ihre Mutter im Jahr 1670 genannt, und so wollte sie möglichst bald wieder heißen.
    Jitka von Schwarzhagen.
    Den Nachnamen würde sie in Gedenken an den Mann tragen, den sie aufrichtig und aus tiefstem Herzen geliebt hatte. Als Einzigen in ihrer langen Existenz.
    Sia fuhr vorsichtig los.
    Das Wetter erinnerte sie an ihre alte Heimat, wo die Winter noch eisiger gewesen waren. Das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert hatten Minusgrade auf Lager gehabt, die moderne Menschen gar nicht mehr gewohnt waren.
    Die Kälte hatte Vampire nicht daran gehindert, auf Beutezug zu gehen. Die Menschen hatten sich vor ihnen in die Häuser geflüchtet wie Vieh in den Stall. Nie war es einfacher gewesen, an Blut zu kommen.
    Vieh.
Sia dachte an die Experimente der Kinder des Judas, die sie angestellt hatten. Mit Menschen und mit anderen Vampiren, die sie als Abschaum betrachtet hatten. Eine elitäre, arrogante Versammlung von Blutsaugern mit ersponnener Ahnentafel, die sich als etwas Besseres angesehen hatten.
    Sicher hatten sie mehr Fähigkeiten als herkömmliche Vampire. Jede Judastochter und jeder Judassohn waren diesen in Schnelligkeit und Geschwindigkeit überlegen, töteten ihr Opfer mit einem einzigen Biss. Sia konnte Unwetter erschaffen und Blitze kontrollieren und viele andere Dinge.
    Aber letztlich war sie nicht
besser.
    Nur anders.
    ***
    Mit vorgeschriebenen fünfzig Stundenkilometern, oftmals auch weniger, steuerte Sia die Maschine durch die schlafende, verschneite Stadt, in der sie bereits so lange lebte.
Ihre
Stadt.
    Die Kälte schockfrostete jegliche aufkeimende Sentimentalität, die sich beim Anblick der weiß gepuderten Gebäude gewiss eingestellt hätte. Motive für Maler, Fotografen und Träumer, aber nicht für Motorradfahrer, denen der Fahrtwind harsch entgegenblies.
    Der Untergrund war tückisch. Der bessere Grip der Winterreifen befreite sie nicht von ihrer eigenen Umsicht. Gerade die Tramschienen, auf denen sich schnell eine Eisschicht bildete, bedeuteten eine ganz besondere Gefahr für sie und die Hayabusa. Reparaturen waren kostspielig, neue Klamotten nicht gerade günstig.
    Sie rollte vorwärts, ihrer neuen Wohnung entgegen. Dank Marek hatte sie ihre alte Behausung verlassen müssen: Eine Leiche, literweise Blut im Zimmer und ein Großaufgebot der Mordkommission hatten dafür gesorgt, dass ihr der Vermieter nach Abschluss der vorläufigen Untersuchungen gekündigt hatte. In weiser Voraussicht hatte Sia sich schon lange ein zweites Schlupfloch angelegt. Die Vorsicht hatte sich bezahlt gemacht.
    Was hat mir mein Halbbruder nur alles eingebrockt.
    An einer Kreuzung verringerte sie die Geschwindigkeit.
    Gleich geschafft.
Sia setzte den Blinker und bog ab – als zwei starke Lichtkegel sie von hinten erfassten und ein weißer VW Tuareg Sekunden später an ihr vorbeizog. Zu schnell für die Innenstadt und vor allem zu schnell für diese Witterung.
    Der Sog riss an ihren Mantelschößen, sie zog den Kopf in einem Reflex ein.
Idiot! Wie kann man …
    Im nächsten Moment donnerte ein schwarzer Porsche Cayenne ohne Licht dicht an ihr vorüber.
    Der linke Außenspiegel verfehlte ihre Schläfe um wenige Zentimeter, der hintere Kotflügel touchierte ihr Vorderrad und versetzte der Hayabusa einen unerwarteten Schlag, den Sia mit Mühe abfing. Eine normale Frau hätte die Maschine nicht festhalten können. Gleich darauf wurde sie von einer weißen Wolke eingehüllt. Der Fahrtwind ließ sie in den wirbelnden Kristallen verschwinden. Undeutlich sah sie ein
M
auf dem Nummernschild.
    Verdammter …
»Wichser!«, schrie sie ihm nach. Sie war sich sicher, dass der Fahrer das Schlaggeräusch gehört haben musste, aber er hielt nicht an. Die Polizei würde sich bei einer Verfolgungsfahrt anders benehmen … Demnach war sie unfreiwillig Zeugin geworden – aber Zeugin wovon? Hatte sie

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