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Blutmaske

Blutmaske

Titel: Blutmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erschaffen.
    Wie konnten diese Viecher von mir unbemerkt nach Leipzig eindringen?
Sie langte hinter sich, zog ihren Dolch, den sie unter dem Mantel in einer Hülle am Gürtel trug; einen zweiten bewahrte sie in der Unterarmhalterung auf.
    Ihr Ärger über diese Nachlässigkeit wuchs.
Jetzt kommen schon Porsche-Cayenne-Fahrer, um meinen Job zu machen.
Und das alles nur, weil sie die Verwandtschaft hegte und pflegte, anstatt mit allen Sinnen achtzugeben und zu wachen.
Früher wäre mir das nicht passiert.
    Kehliges Lachen erklang, eine schwere Klappe wurde mit Schwung geschlossen.
    Der Maskierte war nicht weit entfernt von ihr, sie sah seine Silhouette. Die helle Kleidung bedeutete in der dunklen Umgebung einen Nachteil. Er stand am Eingang zum Einäscherungsraum und zwängte sich durch den Türspalt hinein.
    Wie viel Platz ist in einem Tuareg?
Sia schätzte, dass es nicht mehr als sechs bis sieben Leute sein konnten, wenn man ihn illegal belud. Eine mäßige Überzahl – aber wenn es sich wirklich um Umbra handelte, dann waren schon drei zu viel. Selbst für sie.
    Sie pirschte voran und lugte in den Raum, aus dem ein überwältigend intensives Geruchskonglomerat aus Blut, Wolf und rohem Fleisch quoll. Speichel lief ihr im Mund zusammen. Ihr Durst steigerte sich.
    Der Blick zeigte ihr: Ein modernes Krematorium hatte weder Geheimnisvolles noch Gruseliges an sich, so wie in den Zeiten, in denen sie in solchen Stätten ein und aus gegangen war. Es erinnerte eher an ein Krankenhaus. Der Raum war gefliest, und die Geräte auf dem kleinen Schreibtisch sprachen von einer vollelektronischen Steuerung der Verbrennungskammer.
    Ein Mann, dessen kurze schwarze Haare über die Monitore ragten, saß dort und tippte auf die Tastatur ein. Gleitschienen im Boden führten zu zwei Ofenklappen, auf denen die Särge in die Flammen geschoben wurden, wie Sia annahm.
    Vor der Klappe des linken Ofens stapelten sich gut gefüllte Abfallsäcke, die krumm und schief zusammengesunken waren. Den Formen, die sich unter der Folie abzeichneten, und dem Blutgeruch nach befanden sich Leichenreste darin; der Duft deckte sich mit dem aus dem Tuareg.
    Sondermüll.
    Einer der Säcke wies einen Riss auf, durch den ein rötlich glitzernder, gesplitterter Knochen stach.
    Zwei weitere Männer standen neben der geschlossenen, blau lackierten Luke und redeten gut gelaunt miteinander, rauchten Zigarillos. Ihre Kleidung und Frisur waren nicht besonders auffällig, am Hals des Blonden erkannte Sia jedoch ein tätowiertes Zeichen in sperriger, altdeutscher Schrift:
    Wehrwolf
    Sie verzog den Mund.
Mangelnde Rechtschreibkenntnisse besoffener Tätowierer oder ein schlechtes Wortspiel?
Sie wusste es nicht.
    Ihr Blick fiel auf die Thermometer, die neben den Luken angebracht waren. Die Zeiger befanden sich noch unten im blau eingezeichneten Bereich der Skala.
    Aus einer Ecke, die sie nicht einsehen konnte, kamen zwei weitere Männer und eine Frau und gesellten sich zu dem Grüppchen. Zigarillos wurden geschnorrt.
    Sia glaubte, eine Tätowierung am Handgelenk der Frau zu erkennen: eine rote Wolfsangel mit einer silbernen Querstrebe.
    Meine Güte. Die Ewiggestrigen werden immer jünger. Jetzt ergibt
Wehrwolf
einen Sinn.
    Sie erinnerte sich, dass es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eine deutsche Einheit namens Wehrwolf gegeben hatte. Saboteure, Terroristen, Freischärler im Dienst der Nazis. Anscheinend hatten diese Nachwuchsnazis hier sie sich zum Vorbild genommen. Keiner von ihnen war über dreißig Jahre alt. Jung, dynamisch, rechtsradikal.
    Sia grinste böse.
Und bald tot?
Aber noch wurde sie nicht schlau aus dem, was sie sah und roch.
    Sie suchte mit Blicken nach dem Maskierten und lauschte. Es stellte ein kleines Wunder dar, dass sie ihn nicht ausmachen konnte. Das erklärte auch, warum er nicht von den vermeintlichen Nazis bemerkt worden war.
Er ist wirklich gut.
    Das Gespräch der Gruppe drehte sich um Jagd. Menschenjagd.
    »Ich habe letzte Woche vier indische Rosenverkäufer plattgemacht«, protzte der Blonde und erhielt anerkennende Blicke. »Ich esse ab und zu gern auswärts.« Die Gruppe lachte rauh, bösartig.
    »Und was sagt ihr zu meinen ausgemerzten Punkerinnen?«, wollte die Frau wissen und griente. »Sieben Stück. Eine nach der anderen hab ich mir vorm Hauptbahnhof geschnappt. Die Frischgewaschene roch einfach zu lecker, da habe ich sie gefressen.« Die Männer grinsten.
    »Und die anderen, Jenny?«, wollte der Mann am Computer wissen, ohne seine Arbeit

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