Blutmond der Templer
davon gesprochen, daß die Strahlen des Blutmonds die Vergangenheit lebendig machen konnten.
Wir würden sehen…
Ich holte mir eine Dose Mineralwasser aus der Kühlbox an Deck. Suko hatte ich ebenfalls eine mitgebracht. Wir rissen die Laschen auf und tranken.
Unser Schiff wiegte sich auf der langen Dünung. Es war ein sanftes Schaukeln, das manche Menschen nicht vertragen können, mir jedoch macht es nichts aus.
Das Wasser zischte, als es in meine Kehle rann. Nach drei Schlucken war die Dose leer.
Ich warf sie in einen Abfallkorb und ging wieder zu Suko zurück. Er hatte sich gedreht und stand jetzt so, daß er den Mond direkt anschauen konnte.
»Hast du was entdeckt?«
»Ich weiß nicht, John. Schau ihn dir an.« Suko verzog das Gesicht und streckte den Arm aus. »Hat er sich nicht verändert?«
»Wie meinst du das?«
»Kann ich dir auch nicht sagen. Ich habe einfach das Gefühl, als wäre seine Strahlung eine andere geworden. Eine Botschaft, die…«
»Du hast recht!« flüsterte ich. »Du hast verdammt noch mal recht. Da, sieh hin!«
Wir beide sahen das Phämomen. Der Mond, sonst gelb wie eine Zitrone, bekam einen Schatten, der sich von einer Seite her vor sein Gesicht schob. Es war ein langer Schatten, der zudem eine gewisse Farbe angenommen hatte. Nicht grau, sondern rötlich, als hätte jemand Farbe über ihn gepinselt. Wir waren hier, um auf den Blutmond der Templer zu warten. Es schien sich gelohnt zu haben. Leuchtend rot schien der Mond, fast blutrot.
Blutmond der Templer — der Abbé hatte nicht übertrieben. Es war schaurig, wie er in seiner ungewöhnlichen Farbe am Himmel stand und auf uns niederglotzte. Sprachlos hatten wir seine Veränderung miterleben müssen, ohne dafür eine Erklärung zu finden. Die Farbe nahm an Intensität noch weiter zu. Sie leuchtete jetzt so kräftig, daß sich ihr Licht in den Wellen widerspiegelte.
»Das ist er«, sagte Suko leise. »Davor hat sich unser Freund Bloch gefürchtet.«
»Und jetzt?«
»Frag nicht so dumm, John. Eigentlich müßte etwas passieren. Wir sind gekommen, um den Blutmond der Templer zu erleben. Jetzt siehst du ihn, sei froh.«
Ich hörte Schritte und drehte mich. Einer der mitgereisten Templer trat auf uns zu. »Bitte, wenn Sie die Freundlichkeit hätten, mich zum Abbé zu begleiten…«
»Okay, weshalb so gedrechselt? Wir kommen.«
»Danke.«
Ich deutete hoch zum Mond. »Hat der Abbé ihn auch gesehen?«
»Ja, er bat mich um Beeilung.«
»Ist gut.«
Wir schritten einen Niedergang hinab, um unter Deck zu kommen. Das gecharterte Schiff war ziemlich geräumig. Platz für zwanzig Leute plus Besatzung war schon vorhanden.
Auf dem Weg in die unteren Räume dachte ich darüber nach, ob sich seit dem Erscheinen des roten Mondes etwas verändert hatte. Nicht sichtbar, auch nicht fühlbar. Noch immer hatte ich den Eindruck, von unsichtbaren Dingen umgeben zu sein, die mich an einer freien Entfaltung hinderten und mich immer stärker umklammerten. Einen letzten Blick warf ich zurück, bevor ich den Niedergang betrat. Das rote, runde Auge glotzte noch immer vom Himmel. Es strahlte ab, gab der langen Dünung einen rötlichen Schimmer, als hätte jemand dünnes Blut über die Wogen gepinselt.
Weder Suko noch ich wußten, um welches Phänomen es sich bei diesem veränderten Mond handelte. Der Abbé hatte ihn als den Blutmond bezeichnet, als ein schlimmes Zeichen, so schlimm, daß er seinen Platz in Südfrankreich verlassen und sich auf das Meer begeben hatte. Seinen Ausführungen nach warfen apokalyptische Ereignisse ihre Schatten voraus, die wir mit allen Kräften stoppen mußten. In meinem Hinterkopf hatte sich ein Gedanke festgesetzt. Im Augenblick nur eine Theorie, die meiner Ansicht nach durchaus einen praktischen Wert bekommen konnte.
Malta - die Templer - Atlantis!
So lautete das Dreieck, das ich mir aufgebaut hatte. Wobei ich Atlantis nicht vergaß, denn ich dachte an die geheimnisvollen Urbewohner der Insel, deren Fxistenz im Dunkel der Zeiten verschwunden war. Ungefähr 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung hatte dieses geheimnisvolle Volk Malta besiedelt. Das war durch wissenschaftliche Erkenntnisse belegt. Nur wußte niemand, wer die gewaltigen Tempel errichtet hatte und ohne die Töpferscheibe zu kennen und Werkzeug zu besitzen eine Keramik und Wandmalereien geschaffen hatte, die jede andere zum gleichen Zeitpunkt entstandene übertraf. Dieses Volk hatte seine gewaltige Leistung in den Dienst des Göttlichen und der Toten
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