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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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sein, dass du Angst hast?«, frage ich. »Immer wenn du mit dieser blasierten, arroganten Tour kommst, hast du Angst, Renate. Das war schon auf dem Internat so. Also, was ist los? Wovor fürchtest du dich?«
    Mit völlig ausdruckslosem Gesicht sieht sie mich an, dann wendet sie sich ab und fixiert einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. »Mach, dass du verschwindest!«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Geh!«, zischt sie und dreht mir wieder den Rücken zu.
    »Warum willst du nicht, dass ich dir helfe?«
    »Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Renate!«
    »Fahr heim! Fahr zurück nach Hamburg!«
    Betreten stehe ich vor ihrem Bett. Ich habe es vergeigt. Die Schnecke sitzt im Schneckenhaus und lässt nichts und niemanden mehr an sich heran. Meine Schuld, denke ich, vielleicht hätte ich ein bisschen freundlicher sein sollen, ein bisschen diplomatischer. Aber Diplomatie war noch nie meine Stärke.
    »Kann ich nicht doch ...«, setze ich noch einmal an.
    »Lass!«, sagt sie. »Lass mich einfach.«
    Es ist eindeutig, das Gespräch ist beendet.
    »Tschüss!«, verabschiede ich mich und hoffe, dass sie noch irgendetwas sagt.
    Doch das tut sie nicht.
    Ich öffne die Tür. Und pralle erschrocken zurück. Vor mir steht der Typ, den ich eben den Flur habe heraufkommen sehen. Er sieht mich genauso erstaunt an wie ich ihn. Und jetzt weiß ich auch, woher ich ihn kenne. Es ist Romeo, der Kerl, der mich gestern Abend im Club Marquis auf ein Glas Sekt einladen wollte. Genau der Mann, den ich im Moment überhaupt nicht gebrauchen kann.
    »Sie haben mir gerade noch gefehlt«, schnauze ich ihn an und stoße ihn unsanft zur Seite.

4
     
    Wilsberg hängt einen Porsche ab
     
     
    Auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring, den ich entlangfuhr, um zum Verwaltungsgebäude der Meyerink & Co. KG zu gelangen, war sie zwei Autos hinter mir. Ich hatte sie schon auf dem Parkplatz des Krankenhauses in ihrem Porsche gesehen. Porsches und Ferraris eignen sich nicht unbedingt für verdeckte Verfolgungen. Aber die Frau, die mich vor dem Krankenhauszimmer von Renate Averbeck fast umgerannt hatte, musste ihre Brötchen vermutlich nicht als Privatdetektivin verdienen.
    Natürlich hatte ich sie sofort erkannt, obwohl sie heute mehr Textil trug als im Club Marquis. Und sie traute offenbar meiner Arztverkleidung nicht. Jedenfalls war sie aus irgendeinem Grund misstrauisch geworden. Anders ließ sich nicht erklären, warum sie sich mit ihrem PS-starken Gefährt an meinen schlichten Mittelklassewagen gehängt hatte.
    Im Krankenhaus hatte ich zwar ein Ohr gegen die Tür gepresst, aber nicht viel von ihrer Unterhaltung mit Renate Averbeck verstanden. Aus den wenigen Wortfetzen, die herausdrangen, als sich die beiden anschrien, schloss ich, dass es um den Überfall im Club ging. Vielleicht kannten sie sich ja von gemeinsamen SM-Abenden, was bedeutete, dass meine Verfolgerin doch kein Neuling in der Szene war. Möglicherweise wusste sie sogar etwas über den Täter. Eigentlich sollte ich also die Porschefahrerin beschatten, um mehr über sie herauszufinden, doch vorläufig waren die Rollen vertauscht. Deshalb musste ich sie erst einmal abschütteln, zumal ich nicht die Absicht hatte, ihr meine wahre Identität zu verraten.
    Ich bog ins Mauritzviertel ab und hoffte, dass der Porsche im engen Einbahnstraßensystem des noblen Villenquartiers den Anschluss verlieren würde. Ein Blick in den Rückspiegel belehrte mich eines Besseren. Ganz offensichtlich war heute nicht mein Tag. Erst hatte mich Renate Averbeck abblitzen lassen und jetzt saß mir auch noch ihre Freundin im Nacken.
    Bei meinem Besuch im Krankenhaus war nicht viel herausgekommen. Meine Nummer als Psychiater, der ein Gutachten über ihre Suizidgefährdung schreiben sollte, zeigte bei der Patientin keine Wirkung. Stattdessen hatte sie mir mit einem Professor Kleine-Wesling gedroht, den sie anrufen würde, falls ich sie nicht in Ruhe ließe. Die Tochter des alten Meyerink war eine verzogene, arrogante Frau, die sich daran gewöhnt hatte, mit Männern wie mir, die nicht auf ihrer gesellschaftlichen Stufe standen, im Befehlston zu verkehren. Und bevor mir das gefallen würde, wären sicher etliche Lektionen von Clara Heusken nötig.
    Mir war nichts anderes übrig geblieben, als meine Taktik zu ändern. »Ich habe Fotos von Ihrem Oberkörper gesehen«, bluffte ich.
    »Das ist ja toll«, giftete sie. »Werden die in der Kantine herumgereicht?«
    »Worauf ich hinauswill«, sagte ich neutral, »es sind auch Narben von älteren

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