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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sie
über alles mögliche gesprochen – über
Studienkurse, Pläne, was es mit dem Heiraten auf sich habe (er
wußte es nicht und bemühte sich nicht einmal, Kenntnisse
oder Erfahrungen vorzutäuschen). Sie waren übereingekommen,
daß das Essen gut sei, und die Einrichtung des Lokals nicht im
mindesten originell – Netze und Korkschwimmer an der Wand, in
den Maschen Plastikhummer und ein abgenutzt aussehender getrockneter
Kugelfisch, ein alter durchlöcherter Fischerkahn vor dem Eingang
auf muschelbestreutem Sand. Nicht ein einziges Mal kam er sich
unbeholfen oder jung oder auch nur unerfahren vor.
    Als sie über die Brücke zurückfuhren, dachte er,
daß sie sich unter anderen Umständen gewiß
ineinander verlieben und in ein paar Jahren heiraten würden. Sie
war überwältigend – und er konnte und wollte nichts
versuchen. Seine Empfindungen angesichts dieser Lage waren traurig
und romantisch und insgesamt wundervoll.
    Wenn er sie drängte, würde sie vielleicht mit ihm auf
sein Zimmer gehen, und sie würden miteinander schlafen.
    Doch obwohl er es als Makel empfand, unerfahren zu sein, wollte er
sie nicht drängen. Er würde es nicht einmal andeuten. Die
Stimmung dieses Abends war zu vollkommen.
    Sie saßen vor dem umgebauten alten Herrenhaus, wo sie
wohnte, noch eine Weile im Wagen, diskutierten über Kennedy und
lachten über ihre Ängste während der Raketenkrise, und
dann hielten sie einander bei den Händen und schauten sich in
die Augen.
    »Weißt du«, sagte er leise, »es gibt Zeiten,
wo…« Er brach ab.
    »Danke«, sagte sie. »Ich dachte mir gleich,
daß du dich bei einer Verabredung anständig benehmen
würdest. Die meisten Männer, weißt du…«
    »Ja. Nun, so bin ich eben.« Er grinste.
»Harmlos.«
    »O nein. Nicht harmlos. Nicht im mindesten.«
    Dies war der Wendepunkt. Es konnte so gehen, oder so. Er warf
einen Blick auf ihre olivfarbene Haut und wußte, daß sie
glatt war, jugendlich vollkommen. Er wußte auch, daß sie
mit ihm auf sein Zimmer gehen würde.
    »Du bist ein Romantiker, nicht wahr?« sagte sie.
    »Ich glaube, das bin ich.«
    »Ich auch. Die einfältigsten Leute auf der Welt sind
Romantiker.«
    Er fühlte Wärme in Hals und Gesicht emporsteigen.
»Ich mag Frauen«, sagte er. »Ich mag die Art, wie sie
sprechen und sich bewegen. Sie sind bezaubernd.« Er schloß
sich ihr auf, um es später zu bedauern, aber seine Empfindung
war zu wahr und unleugbar, besonders nach diesem Abend. »Ich
glaube, die meisten Männer sollten spüren, daß eine
Frau wie… wie geheiligt ist.
    Nicht auf einem Postament, nicht in dieser Art. Aber einfach zu
schön für Worte. Von einer Frau geliebt zu werden und…
Das wäre einfach unglaublich.«
    Olivia schaute durch die Windschutzscheibe, und ein Lächeln
zupfte an ihren Mundwinkeln. Dann senkte sie den Blick auf ihre
Handtasche und strich ihr wadenlanges blaues Kleid glatt. »Es
wird geschehen«, sagte sie.
    »Ja, sicher«, sagte er. Aber nicht zwischen uns.
    »Danke«, sagte sie wieder. Er ließ ihre Hand los
und hob sie, um ihr die Wange zu liebkosen. Sie rieb sich wie ein
Kätzchen an seiner Hand und zog am Türgriff. »Wir
sehen uns im Kurs.«
    Sie hatten sich nicht mal geküßt.
    - Was ist seitdem mit mir geschehen? Drei Ehefrauen – die
dritte, weil sie wie Olivia aussah – und diese Distanz, diese
unüberbrückbaren Abstände. Ich habe bei weitem zu
viele Illusionen verloren.
    Es gibt Optionen.
    - Ich verstehe nicht.
    Was würdest du gern revidieren?
    - Wenn ihr zurückgehen meint, ich sehe nicht, wie das
geschehen sollte.
    Hier im Gedankenuniversum ist alles möglich. Simulationen.
Rekonstruktionen nach deinem Gedächtnis.
    - Ich könnte ein weiteres Leben durchleben?
    Wenn Zeit ist.
    - Mit der echten Olivia? Sie… wo war sie, ist sie?
    Das ist nicht bekannt.
    - Dann werde ich es lieber sein lassen. An Träumen bin ich
nicht interessiert.
    Es gibt mehr Erinnerungen in dir.
    - Ja…
     
    ******************************
     
    Aber wo paßten sie hinein, wo kamen sie her?
    Randall Bernard, vierundzwanzig, hatte Tiffany Marnier am
siebzehnten November 1943 in einer kleinen Kirche in Kansas City
geheiratet. Sie trug ein weißes Seidenkleid mit silbernen
Perlen und einem weißen Spitzenüberwurf, den schon ihre
Mutter zur Hochzeit getragen hatte, keinen Schleier, und die Blumen
waren blutrote Rosen gewesen. Sie hatten…
    Sie nippten vom Kelch mit Wein, tauschten ihre Gelübde
aus und brachen ein Stück Brot, und der Geistliche, ein
Theosoph, der

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