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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gibt
keinen Besucherparkplatz. Stellen Sie Ihren Wagen auf Platz
einunddreißig, das ist hinter dieser Kurve und auf der anderen
Seite des Bürotraktes, Westflügel. Benutzen Sie nur den
Haupteingang zum Bürotrakt.«
    »Schon recht«, sagte Edward gereizt. »Um diese
Kurve.« Er zeigte, und der Wachmann nickte knapp und ging
zurück in sein Häuschen.
    Edward parkte den Volkswagen und ging den plattenbelegten Weg zum
Haupteingang hinüber. Neben betonierten Teichen, in denen
Goldfische und Karpfen schwammen, wuchsen Papyrusstauden. Die
Glastüren öffneten sich bei seiner Annährung, und er
trat ein. Das runde Foyer enthielt eine einzige Couch und einen Tisch
mit technischen Fachzeitschriften und Zeitungen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte die Empfangsdame. Sie
war schlank und attraktiv und hatte das Haar nach der
gegenwärtigen Mode, die Gail so inbrünstig verabscheute,
sorgsam zu künstlicher Unordnung arrangiert.
    »Dr. Bernard, bitte.«
    »Dr. Bernard?« Sie sah ihn verwundert an. »Wir
haben keinen…«
    »Dr. Milligan?«
    Edward wandte sich und sah Bernard zur automatischen Tür
hereinkommen. »Danke, Janet«, sagte er zu der Empfangsdame,
die sich wieder ihrer Telefonvermittlung zuwandte. »Bitte kommen
Sie mit mir, Dr. Milligan. Wir haben einen Konferenzraum ganz
für uns.« Er führte Edward durch die
rückwärtige Tür und den betonierten Weg entlang, der
das Erdgeschoß des Westflügels flankierte.
    Bernard trug einen eleganten grauen Anzug, der zu seinem
ergrauenden Haar paßte; er hatte ein scharf geschnittenes und
ansehnliches Profil, und eine Ähnlichkeit mit Leonard Bernstein
war unverkennbar; es war leicht zu sehen, warum die Medien ihm soviel
Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Er war ein Pionier, eine
Galionsfigur der Wissenschaft – und fotogen. »Wir haben
hier sehr strenge Sicherheitsvorschriften, erzwungen durch die
Rechtsprechung der letzten zehn Jahre. Leider hat die allgemeine
Hysterie auch vor der Justiz nicht haltgemacht. Patentrechte werden
für nichtig erklärt, nur weil im Rahmen einer
wissenschaftlichen Konferenz über Arbeitsprozesse gesprochen
wird. Derlei Dinge. Was können wir auch erwarten, wenn die
Gerichte in allem, was wirklich geschieht, so unwissend sind?«
Die Frage schien rein rhetorisch. Edward nickte höflich und
folgte Bernards einladender Handbewegung zu einer Eisentreppe, die
zum zweiten Obergeschoß hinaufführte.
    »Sie haben Vergil in letzter Zeit gesehen?« fragte
Bernard als er Zimmer 245 aufsperrte.
    »Gestern.«
    Bernard trat vor ihm ein und betätigte den Lichtschalter. Der
Raum war kaum acht Quadratmeter groß, eingerichtet mit einem
runden Tisch, vier Stühlen und einer schwarzen Anzeigetafel an
einer Wand. Bernard schloß die Tür. »Bitte setzen Sie
sich.« Edward zog einen Stuhl heraus, und Bernard setzte sich
ihm gegenüber und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Ulam ist ein kluger Kopf und mutig, ich zögere nicht, das
zu sagen.«
    »Er ist mein Freund. Ich mache mir große Sorgen um
ihn.«
    Bernard hielt einen mahnenden Finger in die Höhe. »Mutig
– und ein einfältiger Mensch. Was mit ihm geschehen ist,
hätte verhindert werden müssen. Er mag es unter Druck getan
haben, doch ist das keine Entschuldigung. Nun, was geschehen ist, ist
geschehen. Sie wissen alles, nehme ich an.«
    »Ich kenne die Geschichte in ihren Grundzügen«,
sagte Edward, »aber ich bin mir noch nicht im klaren
darüber, wie er es getan hat.«
    »Wir wissen es auch nicht, Dr. Milligan. Das ist einer der
Gründe, warum wir ihm wieder ein Labor angeboten haben. Und eine
Wohnung, während wir die Weiterungen prüfen, die sich
daraus ergeben.«
    »Er sollte nicht mit der Öffentlichkeit in
Berührung kommen«, sagte Edward.
    »Ganz meiner Meinung. Wir sind dabei, ein isoliertes Labor
einzurichten. Aber wir sind ein Privatunternehmen, und unsere Mittel
sind beschränkt.«
    »Dieses Vorkommnis sollte dem Gesundheitsamt und der
Zulassungsbehörde für Arznei- und Lebensmittel gemeldet
werden.«
    Bernard seufzte. »Ja. Nun, wir würden Gefahr laufen,
alles zu verlieren, wenn zu diesem Zeitpunkt Informationen an die
Öffentlichkeit gelangten. Ich spreche nicht von
geschäftlichen Entscheidungen – wir würden Gefahr
laufen, die gesamte Biochips-Industrie zu verlieren. Der
öffentliche Aufschrei könnte unberechenbare Auswirkungen
haben.«
    »Vergil ist sehr krank. Körperlich, geistig. Er
könnte sterben.«
    »Irgendwie glaube ich nicht, daß er sterben wird«,
sagte Bernard.

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