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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Washington hatten
bemerkenswerte Arbeit geleistet. Das Paket war just eine halbe
Stunde, nachdem Edward Milligan gegangen war, durch Sonderkurier
eingetroffen.
    Das Gespräch hatte eine abwehrende, beißende Scham in
ihm zurückgelassen. Er sah in dem jungen Arzt eine weit
entfernte Version seiner selbst, und der Vergleich schmerzte. War der
berühmte Michael Bernard die letzten Monate in einem Nebel
kapitalistischer Verführung umhergetappt?
    Zuerst hatte Genetrons Angebot sauber und vorteilhaft ausgesehen
– minimale Partizipation in den ersten Monaten, dann Status als
Vaterfigur und Pionier, um das Ansehen der Firma zu fördern.
    Er hatte entschieden zu lange gebraucht, um zu erkennen, wie nahe
er dem Auslöser der Falle war.
    Er blickte zum Fenster auf und erhob sich, die Jalousie
hochzuziehen. Nun hatte er einen klaren Blick auf den Hügel, den
schwarzen Würfel, die windgefegten Wolken jenseits.
    Er witterte Unheil. Die Ironie wollte es, daß diejenigen,
die im schwarzen Würfel arbeiteten, nicht hineingezogen
würden; aber wenn Vergil Ulam die Entwicklung nicht
ausgelöst hätte, dann wäre es früher oder
später durch die andere Seite von Genetron geschehen.
    Ulam hatte so abgeschlossen und so überstürzt gehandelt,
daß eine gänzlich neue Situation entstanden war. Ohne es
zu wissen, war er der militärischen Forschungsabteilung hart auf
den Fersen gewesen und hatte sie schließlich überholt. Er
hatte Erfolg gehabt, wo sie unter häufigen
Rückschlägen und Fehlern zu leiden hatte. Und obwohl sie
seine Aufzeichnungen seit Monaten studiert hatten (Kopien waren in
mehrfacher Ausfertigung angefertigt worden), konnten sie seine
Ergebnisse nicht wiederholen.
    Tags zuvor erst hatte Harrison gemurmelt, daß Ulams
Entdeckungen größtenteils zufällig gewesen sein
müßten. Es war offensichtlich, warum er dies jetzt
sagte.
    Ulam war drauf und dran gewesen, seinen Erfolg anderswohin zu
tragen, und die Regierung in eine prekäre Lage zu bringen. Die
großen Tiere konnten das nicht zulassen, und konnten Ulam nicht
trauen.
    Er war der Inbegriff des verschrobenen Wissenschaftlers.
Unberechenbar. Er hätte niemals eine Sicherheitsprüfung als
unbedenklich bestehen können.
    Als Genetron ihn hinausgeworfen hatte, war das Ausmaß seiner
Entdeckung noch nicht bekannt gewesen, aber dann hatte er sie in
ihren Träumen verfolgt. Sie konnten ihn jetzt nicht mehr
ablehnen.
    Bernard las die Papiere noch einmal durch, und fragte sich, wie er
sich mit einem Minimum an Schaden aus der Affäre ziehen
könne.
    Sollte er? Wenn sie solche Dummköpfe waren, würde sein
Können nicht von Nutzen sein – oder zumindest sein klares
Denken? Er zweifelte nicht daran, daß er klarer denken konnte
als Harrison und Yng.
    Aber Genetrons Interesse an ihm beschränkte sich weitgehend
auf seine Funktion als Galionsfigur. Wieviel Einfluß würde
er haben, selbst nach dieser Wendung?
    Er ließ die Jalousie wieder herunter. Dann nahm er den
Hörer ab und wählte Harrisons Nummer.
    »Ja?«
    »Bernard.«
    »O ja, Michael.«
    »Ich werde jetzt Ulam rufen. Wir werden ihn heute
hereinbringen. Halten Sie Ihre Leute bereit, auch die in der
militärischen Abteilung.«
    »Michael, das ist…«
    »Wir können ihn nicht einfach da draußen
lassen.«
    Harrison überlegte. »Ja, ich stimme Ihnen zu.«
    »Dann machen Sie sich daran!«

 
14
     
    Edward aß in einem Schnellimbiß, und nachdem er fertig
war, blieb er noch eine Weile sitzen, einen Arm auf dem Fensterbrett,
und starrte hinaus zum vorbeifließenden Verkehr. Etwas war bei
Genetron nicht in Ordnung. Er konnte sich auf seine Vermutungen stets
verlassen; ein Teil seines Gehirns war reserviert für genaue
Beobachtung und Aufzeichnung winziger Details. Da konnte es bisweilen
vorkommen, daß er zwei und zwei zusammenzählte und eine
beunruhigende Fünf erhielt, und eine Zwei konnte in Wirklichkeit
eine Drei sein; er hatte es vorher bloß nicht bemerkt.
    Bernard und Harrison verbargen eine sehr bedeutsame Tatsache.
Genetron half nicht bloß einem Exangestellten in einem
arbeitsbezogenen Problemfall, sondern man bereitete sich darauf vor,
die Vorteile eines wissenschaftlichen Durchbruchs einzuheimsen. Aber
sie konnten nicht allzu rasch handeln; das würde Argwohn
erregen. Und vielleicht waren sie nicht sicher, daß sie die
nötigen Geldmittel für eine Umsetzung großen Stils
würden aufbringen können.
    Er furchte die Stirn und versuchte die Kette seiner
Überlegungen Glied für Glied noch einmal

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