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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zornig sein,
aber ich kann nicht.
    Nicht notwendig.
    - Geht fort! Edward, ich möchte mich wehren -
    - Verlaßt uns, bitte, verlaßt uns!
    GEDULD. Schwierigkeiten.
    Sie verstummten und begnügten sich mit der Freude ihrer
beiderseitigen Nähe und Gesellschaft. Was Edward nahebei
spürte, war nicht Gails körperliche Gegenwart; nicht einmal
sein eigenes Vorstellungsbild von ihrer Persönlichkeit, sondern
etwas Überzeugenderes, mit allen Unvollkommenheiten und Details
der Realität, aber nicht so, wie er sie bis dahin je erfahren
hatte.
    - Wieviel Zeit ist vergangen?
    - Ich weiß es nicht. Frag sie! Keine Antwort.
    - Haben sie es dir gesagt?
    - Nein, ich glaube nicht, daß sie tatsächlich
verstehen, zu uns zu sprechen… noch nicht. Vielleicht ist dies
alles Halluzination. Vergil halluzinierte, und vielleicht imitiere
ich bloß seine Fieberträume…
    - Sag mir, wer wen halluziniert? Warte. Etwas kommt. Kannst du es
sehen?
    - Ich kann nichts sehen… aber ich fühle es.
    - Beschreibe es mir!
    - Ich kann nicht.
    - Sieh mal, es tut etwas.
    - Es ist schön.
    - Es ist sehr… ich finde nicht, daß es
beängstigend ist. Es ist jetzt näher.
    Kein SCHMERZ. Kein SCHADEN. »Lernen« hier,
»anpassen«.
    Es war keine Halluzination, doch ließ es sich mit Worten
nicht beschreiben. Edward wehrte sich nicht, als es über ihn
kam.
    - Was ist es?
    - Es ist, wo wir einige Zeit sein werden, glaube ich.
    - Bleib bei mir!
    - Natürlich…
    Auf einmal gab es eine Menge zu tun und vorzubereiten.
    Edward und Gail wuchsen auf dem Bett zusammen, Substanz durchdrang
ihre Kleider, die Haut verschmolz, wo sie einander umarmten, die
Lippen, wo sie sich berührten.

 
18
     
    Bernard war sehr stolz auf seine Falcon 10. Er hatte sie in Paris
vom Präsidenten eines Computerherstellers erworben, der bankrott
gegangen war. Er hatte die schnittige Düsenmaschine drei Jahre
benutzt, hatte fliegen gelernt und innerhalb von drei Monaten nach
einem »sitzenden Start«, wie sein Fluglehrer es
ausgedrückt hatte, die Pilotenlizenz erworben. Liebevoll
berührte er den Rand des schwarzen Armaturenbretts mit einem
Finger, dann strich er mit dem Daumen über die eingelegte
Holzverblendung. Sonderbar, daß von so vielen Dingen, die
zurückblieben – und so viel Verlust – eine tote
Maschine derartige Bedeutung gewinnen konnte. Freiheit,
Prestige… In den nächsten Wochen, wenn er noch so viel Zeit
hatte, würde es offensichtlich viele Veränderungen geben,
auch jenseits des Physischen. Er würde sich mit seiner
Schwäche, seiner Vergänglichkeit abfinden müssen.
    Die Maschine war auf dem New Yorker La Guardia-Flughafen
aufgetankt worden, ohne daß er das Cockpit verlassen hatte. Er
hatte die Anweisungen über Funk durchgegeben, war zur
Auftankanlage für Privatmaschinen gerollt und hatte die
Triebwerke ausgeschaltet. Das Flughafenpersonal hatte seine Arbeit
rasch und routiniert verrichtet, und er hatte mit der Flugkontrolle
den Weiterflug verabredet. Nicht ein einziges Mal hatte er
menschliche Haut berühren oder auch nur dieselbe Luft atmen
müssen wie das Bodenpersonal.
    In Reykjavik mußte er die Maschine verlassen und dem
Auftanken selbst beiwohnen. Aber er trug einen Schal fest um Mund und
Nase gewickelt und vergewisserte sich, daß er mit den
bloßen Händen nichts berührte.
    Auf dem Flug nach Deutschland schien sein Sinn sich
aufzuklären – und wurde in seiner Selbstanalyse unbequem
akut. Keine der Schlußfolgerungen, zu denen er gelangte, wollte
ihm gefallen. Er versuchte, sie zu verdrängen, doch gab es im
Cockpit wenig, was seine Aufmerksamkeit vollständig fesseln
konnte, und die Bemerkungen und Selbstanklagen kehrten alle paar
Minuten wieder, bis er den Autopiloten einschaltete und sie
gewähren ließ.
    Sehr bald würde er tot sein. Es war sicherlich eine edle Art
der Selbstaufopferung, daß er sich Pharmek zur Verfügung
stellte, und damit der Welt, die möglicherweise noch nicht
kontaminiert war. Aber es konnte bei weitem nicht gutmachen, was er
hatte geschehen lassen.
    Wie hätte er es wissen können?
    »Milligan wußte es«, sagte er zwischen
zusammengebissenen Zähnen. »Hol sie alle der Teufel!«
Vor allem Vergil Ulam; aber war er Vergil nicht ähnlich? Nein,
er weigerte sich, das zuzugeben. Vergil war ein kluger Kopf gewesen
(er sah den geröteten, blasigen Körper in der Badewanne
schwimmen, war gewesen war gewesen), aber unverantwortlich,
blind für die Sicherheitsvorkehrungen, die er als
Wissenschaftler schon beinahe instinktiv

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