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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Also, mir ist nicht
geheuer«, sagte er. »Hier unten wird mir angst und
bange.«
    »Das erfreut mein Herz«, sagte John.
    »Du bist derjenige, der den Vorschlag machte, wir sollten
hier hinein«, sagte Jerry. John erhob keine Einwände gegen
die Umkehrung der Wahrheit. »Also sagst du jetzt auch, wohin wir
gehen sollen.«
    »Geradeaus«, sagte John. »Und gib acht auf
Kobolde!«
    »Ja, mein Gott. Kobolde!«
    Langsam gingen sie über den schwammigen, purpurnen Boden.
Mehrere feuchte und unglückliche Minuten vergingen, bevor der
Lichtkegel voraus eine Oberfläche zeigte. Glänzende,
unregelmäßige Röhren, grau und braun gefleckt und
pulsierend, bedeckten eine Wand. Zur Linken bogen sie um und
verschwanden in einem dunklen Tunnel. »Ich kann es nicht
glauben«, sagte Jerry.
    »Na?« John zeigte zum Tunnel.
    Jerry nickte. »Dunkel wie eine Negerhochzeit, aber wir wissen
bereits, was das Schlimmste ist«, sagte er.
    »Hoffentlich«, brummte John.
    Jerry zeigte. »Du zuerst.«
    »Du gefällst mir.«
    »Los!«
    Sie betraten den Tunnel.

 
26
     
    Paulsen-Fuchs wies Uwe an, auf der Anhöhe zu halten. Das
Feldlager der Protestierenden um das Firmengelände der Pharmek
hatte sich in nur einer Woche um das Doppelte vergrößert.
Die Zahl der Demonstranten wurde auf hunderttausend geschätzt,
ein Meer von Zelten und Transparenten und Fahnen, die meisten davon
auf der Ostseite, wo die Hauptzufahrt lag. Der Protest schien ohne
irgendeine besondere Organisation zustande gekommen zu sein, was ihm
Sorgen bereitete.
    Die Leute waren nicht politisch motiviert – bloß ein
Querschnitt der Bevölkerung, von Verhängnissen, die sie
nicht begreifen konnte, zur Verzweiflung getrieben. Sie waren
Bernards wegen zur Pharmek gekommen und wußten noch nicht, was
sie wollten. Aber das würde sich ändern. Jemand –
wahrscheinlich aus dem Lager politischer Unruhestifter –
würde die Initiative ergreifen und dem Massenprotest Richtung
geben.
    Weniger gut informierte Teile der Öffentlichkeit verlangten
Bernards Tötung und die Sterilisierung der Isolierkammer, doch
war nicht anzunehmen, daß sie mit der Forderung durchdringen
würden. Die meisten europäischen Regierungen waren sich
darin einig, daß Forschung an Bernards Person die einzige
Möglichkeit sei, die Seuche zu studieren und Möglichkeiten
zu finden, sie zu beherrschen.
    Gleichwohl war ganz Europa in Panik. Viele Reisende –
Touristen, Geschäftsleute; Militärpersonal – waren vor
der Quarantäne aus Nordamerika zurückgekehrt. Nicht alle
von ihnen waren ermittelt und untersucht worden. Einige von ihnen
waren in Hotels, Wohnungen, Häusern im Zustand der
Transformation aufgefunden worden. Die Opfer waren beinahe
ausnahmslos von den örtlichen Behörden getötet, die
Gebäude desinfiziert und eingeäschert worden, und die
Abwässer und Wasserleitungen hatte man mit starken Dosen
Desinfektionsmitteln behandelt.
    Niemand wußte jedoch, ob solche Maßnahmen wirksam
waren.
    Die Mehrzahl der Menschen überall auf der Welt war
überzeugt, daß es lediglich eine Frage der Zeit sei.
    Die Nachrichten, die er an diesem Morgen erhalten hatte,
ließen ihn beinahe hoffen, daß diese Leute recht
hätten. Die Seuche mochte dem Selbstmord vorzuziehen sein.
»Zur Nordeinfahrt«, sagte Paulsen-Fuchs, nachdem er wieder
eingestiegen war.
    Die Ausrüstung war endlich geliefert worden und nahm jetzt
die Hälfte der Isolierkammer ein. Bernard stellte Feldbett und
Schreibtisch um und betrachtete das kompakte Laboratorium mit
Befriedigung. Endlich würde er etwas zu tun bekommen. Er konnte
sich selbst stechen und anzapfen.
    Wochen waren verstrichen, und er hatte die endgültige
Transformation noch immer nicht erfahren. Niemand konnte ihm sagen,
warum; doch konnte er sich selbst erklären, warum noch keine
Kommunikation zwischen ihm und den Noozyten zustande gekommen war,
wie Vergil sie erlebt hatte. Oder sich eingebildet hatte.
    Vielleicht hatte Vergil einfach den Verstand verloren, war
halluzinatorischen Wahrnehmungen zum Opfer gefallen. Es war denkbar,
daß eine Kommunikation überhaupt nicht möglich
war.
    Er benötigte weitaus mehr Ausrüstungen als in die Kammer
gezwängt werden konnten, aber der größte Teil der
chemischen Analysen, die er plante, konnte draußen vorgenommen
und die Information seinem Datenanschluß eingegeben werden.
    Er fühlte sich ein wenig wie der alte Michael Bernard. Er war
auf einer Fährte. Er würde herausbringen oder den anderen
helfen, zu entdecken, wie die Zellen

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