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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sollte?«
    »Die üblichen Datenbanken – Moment mal, eine Frau ist gerade vor dem Haus vorgefahren, könnte Kevins Mutter sein – sieht nicht gerade glücklich aus. Tun Sie einfach das Übliche, Eric, ich melde mich später wieder bei Ihnen.«
    Sie blieb in ihrem Accord sitzen und beobachtete, wie die Frau aus ihrer babyblauen Corvette stieg. Das niedrige, mit einer Plane versehene Ding, das sie und Stahl bei ihrem ersten Besuch vor Franklin Drummonds Haus gesehen hatten.
    Der rote Honda war auf Anna Martinez zugelassen – ein hispanisches Dienstmädchen, das offenbar im Haus wohnte; die anderen drei Fahrzeuge waren auf Franklin Drummond eingetragen. Sein Auto für jeden Tag war der graue Baby Benz, die Corvette war das Spielzeug der Missus, und um den weißen Explorer schien sich niemand zu kümmern. Vielleicht das Ersatzauto für die beiden jüngeren Söhne, wenn sie vom College zu Besuch kamen.
    Kevin fuhr ein billiges Auto. Er war nicht das bevorzugte Kind.
    Die Frau warf die Haare zurück, wackelte mit dem Hintern und schaltete an der Corvette die Alarmanlage ein. Sie war mittleren Alters, hoch gewachsen, schlank und hatte lange Beine. Großes, volles Gesicht. Hausbacken, aber auf eine nicht unattraktive Weise. Die Haare bildeten einen leuchtenden orangefarbenen Helm – die gleiche Farbe wie Erna Murphys Haare, wenn das nicht interessant war, Dr. Freud. Sie trug einen weißen, mit Rheinkieseln bestickten Jersey- Sweater, die an ihren großen Brüsten baumelten, schwarze Leggings und Sandaletten mit bleistiftdünnen Absätzen.
    Fick-mich-Schuhe. Alternde Diva?
    Vögelte Kevins Mom mit jemand anderem als mit Kevins Daddy?
    Petra sah zu, wie sie zur Haustür ging, in ihrer Gucci- Handtasche herumfummelte und einen Schlüsselbund hervorzog.
    Definitiv Kevins Mom. Er hatte seine schlaksige Figur nicht vom Hydranten Franklin geerbt.
    Der Wagen, die Absätze und der Rest verrieten, dass Mama kein Kind von Traurigkeit war. Eine Frau, die mit ihrer Sexualität im Reinen war. Kaum vorstellbar, wie Kevins Kindheit ausgesehen hatte, wenn man diese Daten der Familienmischung hinzufügte.
    Heute Nachmittag sah Mama Mitleid erregend aus. Angespannt, steifer Hals, ein Mund wie ein Krockettor. Sie ließ den Schlüsselbund fallen, bückte sich und hob ihn wieder auf.
    Petra stieg aus dem Wagen, als die Frau mit dem Schlüssel auf das Schloss zielte. Stand neben ihr, bevor sie ihn hineinstecken und umdrehen konnte.
    Die Frau sah sie an. Petra zeigte ihr Abzeichen.
    »Ich habe nichts zu sagen.« Stimme einer Raucherin. Die Kleidung der Rothaarigen verströmte Tabak, vermischt mit Chanel Nr. 19.
    »Sie sind Mrs. Drummond«, sagte Petra.
    »Ich bin Terry Drummond.« Angst in der Stimme.
    »Haben Sie einen Moment Zeit, um über Kevin zu reden?«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Terry Drummond. »Mein Mann hat mich davor gewarnt, dass Sie vorbeikommen würden. Ich bin nicht dazu verpflichtet, mit Ihnen zu reden.«
    Petra lächelte. Die Rheinkiesel auf Terrys Pulli bildeten den groben Umriss zweier Terrier. Die sich küssten. Süß. »Sicher nicht, Mrs. Drummond. Aber ich bin nicht hier, um Sie zu belästigen.«
    An Terry Drummonds Arm mit dem Schlüssel traten Sehnen hervor. »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich gehe jetzt rein.«
    »Ma’am, man hat Kevin seit fast einer Woche nicht mehr gesehen. Als Mutter machen Sie sich doch bestimmt Sorgen.«
    Sie musterte die Frau nach Anzeichen dafür, dass Kevin sich mit ihr in Verbindung gesetzt hatte.
    Tränen traten in Terry Drummonds Augen. Sanfte braune, mit Gold gesprenkelte Augen. In der Tat herrliche Augen trotz der überaus großzügigen Applikation von Lidschatten und Mascara. Petra revidierte ihre erste Einschätzung. Trotz des vollen Gesichts war Terry Drummond mehr als attraktiv; sie verströmte Sinnlichkeit. Als junge Frau war sie vermutlich richtig sexy gewesen.
    Wie wäre es gewesen, eine solche Mutter zu haben?
    Petra hatte keine Ahnung von Müttern; ihre war bei ihrer Geburt gestorben.
    Sie nahm eine entspanntere Haltung ein, gab Mrs. Drummond Zeit zum Nachdenken. Terry trug schweren Goldschmuck und einen dreikarätigen Klunker am Ringfinger. Aus der Nähe sah die Gucci-Tasche echt aus.
    Petra sah in ihr eine Frau, die mit ihrer Wärme und ihrem atemberaubenden Aussehen einen aufstrebenden Anwalt in ihren Bann geschlagen hatte. Eine Frau, die in gesellschaftlicher Hinsicht einige Stufen nach oben geklettert war, wahrscheinlich die von ihr eingeschlagene berufliche Laufbahn

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