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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht.« Dann bekam sie einen Lachanfall.
    Als ich in ihrer kompakten weißen Küche saß, machte sie Omeletts mit Pilzen und Hühnerleber und holte einen Salat aus dem Kühlschrank. Sauerteigbrot, Weißwein, ein Eiskühler und ein Sechserpack Cola Light vervollständigten das Menü.
    Die Küche ging auf einen Garten im Westentaschenformat hinaus, und wir aßen draußen auf der Veranda unter einem Spalier. Der Garten bestand aus mit alten Ziegelsteinen gepflasterten Gehwegen und einem Flecken Gras, der von hohen Ligusterhecken umgeben war.
    Ich probierte das Omelett. »Das war ja kein großes Risiko.«
    »Es ist eins der wenigen Dinge, die ich hinkriege, ohne eine Katastrophe anzurichten. Grandmas Rezept.«
    »Ein Applaus für Grandma.«
    »Grandma war ein stures Biest, aber am Herd konnte man ihr nichts vormachen.« Sie sprach über ihre Familie, und schließlich offenbarte ich scheibchenweise Informationen über meine Wenigkeit. Als der Abend fortschritt, wurden meine Schultern lockerer. Allison hatte sich ebenfalls entspannt, machte es sich mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa bequem. Lachte eine Menge, und die blauen Augen blitzten lebhaft.
    Vergrößerte Pupillen; wer solche Dinge studiert, sagt, es sei ein gutes Zeichen. Aber kurz vor elf verkrampfte sich ihre Haltung, und sie schaute auf die Uhr und sagte: »Ich habe morgen früh einen Patienten.«
    Sie stand auf und warf einen Blick zur Tür, und ich fragte mich, was schief gegangen war.
    Als sie mich zur Tür brachte, sagte sie: »Tut mir Leid.«
    »Was?«
    »Dass ich so schroff bin.«
    »Patienten haben ihre Bedürfnisse«, erwiderte ich und hörte mich wie ein Trottel an.
    Sie zuckte mit den Schultern, als hätte es damit gar nichts zu tun. Aber sie sagte nichts mehr, als sie mir die Hand zum Abschied hinhielt. In ihrem Haus war es warm gewesen, aber ihre Haut war kalt und feucht. Barfuß war sie winzig, und ich wollte sie in den Arm nehmen.
    Ich sagte: »Es war schön, Sie wiederzusehen.«
    »Es war schön, Sie zu sehen.« Ich trat auf die vordere Veranda hinaus. Ihr Lächeln war schmerzlich, als sie begann die Tür zu schließen, dann kam sie nach draußen und küsste mich auf die Wange.
    Ich berührte ihre Haare. Sie drehte ihren Kopf und gab mir noch einen Kuss, diesmal auf die Lippen, aber mit geschlossenem Mund. Hart, fast aggressiv. Ich versuchte sie noch einmal zu küssen, aber sie entzog sich mir und sagte: »Fahr vorsichtig«, und diesmal schloss sie die Tür.
    Sie rief mich am nächsten Tag um die Mittagszeit an. »Ich hätt’s mir ja denken können, mein früher Patient hat sich nicht blicken lassen.«
    »Wie blöd«, sagte ich.
    »Ja … ich … könnten wir … möchtest du … Ich hab heute Abend um sieben Uhr frei, falls du Lust hast.«
    »Sieben ist prima. Soll ich was zum Essen machen?«
    »Alex, könnten wir nicht etwas anderes machen als bloß herumsitzen und essen? Vielleicht eine Fahrt mit dem Auto? Ich komme mir so eingezwängt vor. Fahren hilft mir beim Abschalten.«
    »Mir auch.« Wie viele Hunderte von Meilen hatte ich mit dem Seville zurückgelegt, seit Robin weggegangen war? »Wir könnten eine Spritztour die Küste hoch nach Malibu machen.«
    Meine Lieblingsstrecke. All diese nächtlichen Fahrten am Pazifik mit Robin – halt’s Maul.
    »Perfekt«, sagte sie. »Falls wir hungrig werden, gibt es dort viele Lokale, wo wir anhalten können. Bis um sieben.«
    »Sollen wir uns irgendwo treffen?«
    »Nein, hol mich bei mir zu Hause ab.«
    Ich war um 7:02 bei ihr. Bevor ich die Tür erreichte, wurde sie geöffnet, und Allison kam mir auf halbem Weg entgegen, wobei sie das Licht des Bewegungsmelders auslöste. Sie trug ein ärmelloses schwarzes Baumwollkleid, keine Strümpfe, schwarze Sandalen mit niedrigen Absätzen. Keine Diamanten, nur einen dünnen Goldreif, der die Länge und das Weiß ihres Halses unterstrich. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es ließ sie jünger wirken, unsicher.
    »Ich muss das erklären mit gestern Abend«, sagte sie – sie redete schnell, klang atemlos. »Die Wahrheit ist, der frühe Patient hatte einen Termin um halb zehn. Ich hatte genug Zeit, musste nicht alles vermasseln. Ich war – nennen wir das Kind beim Namen: Ich war nervös. Mit dir zusammen zu sein hat mich äußerst nervös gemacht, Alex.«
    »Ich –«
    »Das lag nicht an dir.« Ihre Schultern hoben und senkten sich wieder. Ihr Lachen war schnell, fast brüchig, als sie meinen Arm nahm und mich in ihr Haus führte. Mit

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