Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
dem Rücken zur Tür sagte sie: »Wenn meine Patienten mich jetzt sehen könnten. Ich bin eine große Expertin darin, anderen Übergänge zu erleichtern, habe aber selbst die größten Probleme.« Sie schüttelte den Kopf. »Übergänge. Jetzt werde ich anmaßend –«
    »Hey«, sagte ich. »Das erste Mal, als wir ausgegangen sind, habe ich dreimal das Hemd gewechselt.«
    Sie starrte mich von unten an. Ich fasste ihr unters Kinn und hob es an. Sie nahm meine Hand weg.
    »Die richtigen Worte finden«, sagte sie. »Bei Leuten wie uns weiß man nie, ob es an der Ausbildung liegt.«
    »Berufsrisiko«, erwiderte ich.
    Sie schlang die Arme um mich und küsste mich heftig. Ihre Zunge war energisch und beweglich. Ich hielt sie fest, streichelte ihr Gesicht, ihren Hals, ihren Rücken, wagte es, tiefer zu gehen, und als sie mich nicht bremste, ließ ich beide Hände fallen und umfasste ihren Hintern. Sie führte meine rechte Hand auf ihre Vorderseite, umschloss sie mit zwei baumwollbedeckten Oberschenkeln. Ich erforschte ihre Hitze, und sie machte etwas mit ihren Hüften, das reine Absicht war. Ich hob das schwarze Kleid, zog ihr den Slip herunter und fühlte, wie sich der Winkel ihrer Beine spreizte. Ich küsste sie. Eine ihrer Hände war in meinen Haaren verheddert, packte fest zu. Die andere fummelte an meinem Reißverschluss. Schließlich befreite sie mich, und wir lagen auf dem Parkettboden in ihrem Wohnzimmer, und ich war in ihr, und sie umklammerte mich, und wir bewegten uns zusammen, als hätten wir unser ganzes Leben nichts anderes getan.
    Sie küsste mein Gesicht und sagte: »Ich wage mich jetzt weit vor. Bei dir ist es nicht nur die Ausbildung. Du bist ein süßer Mann.«
    Die Gefühle kamen später. Nachdem wir miteinander geschlafen und Reste gegessen und unsere dehydrierten Körper mit viel Wasser wieder erneuert hatten und schließlich auf dem Pacific Coast Highway nach Norden fuhren. In Allisons Jaguar, weil es ein Cabrio war. Ich saß am Steuer, und Allison hatte es sich auf dem zurückgestellten Beifahrersitz bequem gemacht, in einen großen weißen Pulli gewickelt, während die losen Haare wie eine ebenholzfarbene Standarte im Fahrtwind flatterten.
    Eine Hand ruhte auf meinem Knie. Schöne Finger, lang und spitz zulaufend. Glatt und weiß.
    Keine Narben. Robin verletzte sich von Zeit zu Zeit, obwohl sie meisterhaft mit ihren Werkzeugen umging.
    Ich gab mehr Gas, flog an dem schwarzen Ozean und grauer Hügellandschaft, an den Scheinwerfern anderer Abenteurer vorbei. Warf verstohlene Blicke auf Allisons Gesicht, wenn die Straße gerade war. Meine Kopfhaut tat immer noch weh, wo sie an meinen Haaren gerissen hatte, und die Partie meiner Stirn, von der sie den Schweiß geleckt hatte, kribbelte wie elektrisiert.
    Ich beschleunigte weiter, und sie streichelte mein Knie, und mein Schwanz wurde wieder hart.
    Eine wunderschöne, eine sinnliche Frau.
    Schnelles Auto, herrliche kalifornische Nacht. Vollkommen.
    Aber die Freude dieses Idioten war gedämpft durch den drohenden Finger des Zweifels – eine Ahnung von Betrug.
    Mehr als blöd. Robin ist mit Tim zusammen.
    Und jetzt bin ich mit Allison zusammen.
    Die Dinge ändern sich. Änderung ist gut.
    Richtig?

5
    Hundert Stunden waren vergangen, seit Baby Boy in der Gasse verblutet war, und Petra hatte nichts herausgefunden. Der klamme, säuerliche Geruch eines rätselhaften Kriminalfalls drang in ihre Nebenhöhlen. Sie ertappte sich dabei, dass sie nach einer simplen Messerstecherei in einer Kneipe verlangte, bekam aber keine anderen Fälle zugeschanzt. Das Sinken der Verbrechenszahlen, auf das das Department so stolz war, bedeutete ausreichende Stellenbesetzung. Es würde noch eine Weile dauern, bevor wieder ein Mordfall auf ihrem Schreibtisch landen würde.
    Sie ging die Akte durch, bis ihr der Kopf brummte. Fragte ein paar der Jungs, ob sie irgendwelche Ideen hätten. Ein junger Detective namens Arbogast sagte: »Sie sollten sich seine Musik anhören.«
    Petra hatte einige CDs gekauft und die frühen Morgenstunden mit Baby Boys rauer Stimme und seinen klagenden Improvisationen verbracht. »Um einen Hinweis zu bekommen?«
    »Nein«, erwiderte Arbogast. »Weil er super war.«
    »Der Typ war ein verdammtes Genie«, pflichtete ihm ein anderer Detective bei. Ein älterer – Krauss. Petra hätte ihn nie für einen Blues-Fan gehalten. Dann wurde ihr klar, dass er in Baby Boys Alter und möglicherweise mit dessen Musik aufgewachsen war.
    Ein Genie stirbt, aber die großen

Weitere Kostenlose Bücher