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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lächelte. »Wenn ich in Ihrer Situation wäre, würde ich gern wissen, wo sich mein Sohn aufhält.«
    Weiteres Schweigen. Ich musterte ihre Gesichter, suchte nach dem kleinsten Anzeichen einer Täuschung. Der abschweifende Blick, das unwillkürliche Zucken, die winzige körpersprachliche Verschiebung.
    Alles was ich sah, war Qual. Ein Schmerz, den ich schon viel zu oft gesehen hatte.
    Eltern von schwer kranken Kindern. Eltern von Ausreißern. Eltern von Jugendlichen, deren Benehmen seit langem aufgehört hat, vorhersagbar zu sein.
    Die Qual, es nicht zu wissen.
    Terry Drummonds Augen begegneten meinen. Ich lächelte, und sie lächelte zurück. Ihrem Mann fiel es nicht auf, er saß steif da, mit stumpfem Blick – weit weg an einem einsamen Ort.
    Milo sagte: »Es gibt einen positiven Aspekt an der Sache. Für uns und vielleicht für Sie. Kevin hat nie einen Pass bekommen, also besteht die Chance, dass er immer noch im Land ist.«
    Terry Drummond sagte: »Das darf nicht wahr sein.«
    »Schatz«, sagte Frank.
    »Das darf einfach nicht wahr sein – bitte. Was wollen Sie von uns?«
    »Informationen über Kevins Aufenthaltsort«, erwiderte Milo.
    »Ich kenne seinen Aufenthaltsort nicht! Deshalb verliere ich fast den Verstand!«
    »Terry«, sagte Frank.
    Sie beachtete ihn nicht, veränderte ihre Sitzposition und zeigte ihm den Rücken. »Glauben Sie denn nicht, dass ich es Ihnen sagen würde, wenn ich wüsste, wo er ist?«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Petra.
    Terry sah Petra voller Verachtung an. »Sie sind offensichtlich keine Mutter.«
    Petra wurde weiß im Gesicht, dann lächelte sie. »Weil …«
    »Mütter haben einen Beschützerinstinkt, junge Lady. Glauben Sie tatsächlich, ich will, dass Kevin von Leuten wie Ihnen gehetzt wird? Vielleicht, was Gott verhüten möge, erschossen wird, weil er Sie falsch angesehen hat? Ich weiß , wie Sie vorgehen. Schießwütig. Falls ich wüsste, wo er ist, würde ich ihn gern in Sicherheit wissen, und außer Verdacht!«
    Frank Drummond betrachtete seine Frau, wie es aussah, mit neuem Respekt.
    Niemand sprach.
    Schließlich sagte Terry: »Das ist absolut lächerlich – Kevin wegen irgendeiner Sache zu verdächtigen. Eine Mutter weiß das. Hat irgendjemand von Ihnen ein Kind?«
    Schweigen.
    »Ha. Das dachte ich mir. Und jetzt hören Sie mir mal zu: Kevin ist ein guter Junge, er hat nichts Unrechtes getan. Deshalb würde ich Ihnen sagen, wo er ist, wenn ich es wüsste. Weil ich seine Mutter bin.« Ein Blick auf Frank verriet, dass sie diesen Umstand erheblich höher bewertete als seine Vaterschaft.
    »Okay?«, sagte er mit sanfter Stimme. »Würden Sie jetzt bitte gehen?«
    Milo fragte: »Warum sollte Kevin die Stadt verlassen?«
    »Sie wissen nicht, ob er das getan hat«, sagte Terry.
    »Sein Wagen stand in der Nähe des Flughafens –«
    »Dafür kann es zahlreiche Gründe geben«, unterbrach Frank. Kämpferischer Tonfall. Wieder im Anwalts-Modus.
    Seine Frau warf ihm einen angewiderten Blick zu und wandte sich an Petra. »Falls Sie wirklich daran interessiert wären, Ihre Arbeit zu erledigen, würden Sie damit aufhören, meinen Sohn als Verbrecher anzusehen, und nach ihm suchen wie nach einem ganz normalen Menschen.«
    »Und das soll heißen?«, fragte Petra.
    »Das soll heißen – ich weiß nicht, was das heißen soll. Das ist Ihr Job – Ihre Welt.«
    »Ma’am–«
    Terry hob die Hände. »Wir sind ganz normale Menschen, wir wissen nicht, wie man sich in dieser Situation verhält!«
    »Unsere Fragen zu beantworten wäre ein guter Anfang«, sagte Petra.
    »Was für Fragen?«, rief Terry. Rot lackierte Fingernägel fuhren durch die Luft. Versuchten, eine unsichtbare Grenze niederzureißen. »Ich habe noch keine intelligente Frage gehört! Was? Was?«
    Milo und Petra warteten, bis sie sich beruhigt hatte, und stellten dann ihre Routinefragen. Zwanzig Minuten später hatten sie wenig mehr in Erfahrung gebracht als das ungefähre Datum von Kevins letztem Anruf bei seinen Eltern.
    Vor fast einem Monat.
    Franks Eingeständnis. Terry wurde blass, als er es aussprach.
    Ein Monat zwischen Anrufen sprach Bände über die Eltern-Kind-Beziehung.
    »Kevin brauchte Freiraum«, sagte sie. »Er war immer der Kreative unter meinen Söhnen.«
    Frank machte Anstalten, etwas zu sagen, hielt sich zurück und begann Flusen vom Sofa zu zupfen.
    Terry murmelte: »Hör auf damit, du machst es noch kaputt.«
    Frank gehorchte, schloss die Augen und lehnte seinen Nacken gegen ein Kissen.
    »Kevin ist

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