Blutnacht
Sofa, während der Spaghettigeruch allmählich nachließ. Stellten mehrere Male die gleichen Fragen. Formulierten sie neu, zwischen Mitgefühl und Distanziertheit wechselnd. Bohrten nach Details, forschten nach einer Verbindung zwischen Murphy und Drummond.
Die Drummonds stritten sie ab – stritten alles ab. Keine Besorgnis. Ich glaubte ihnen. Glaubte, dass sie wenig über ihren Sohn wussten.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde das Gespräch entspannter. Leise Stimmen in der Runde.
Entmutigung in der Runde. Wir hatten nichts Wichtiges erfahren, und sie hatten einen vermissten Sohn.
Terry sagte: »Diese arme Frau. Sie sagen, sie war obdachlos?«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Milo.
»Warum um alles in der Welt sollte Kevin so jemanden kennen?«
»Er wohnte in Hollywood, Ma’am«, erklärte Petra. »In Hollywood laufen einem alle möglichen Leute über den Weg.«
Bei alle möglichen Leute verzog Frank Drummond das Gesicht. Dachte er an Kevins sexuelle Orientierung?
Er sagte: »Mir hat es nie gefallen, dass er dort wohnte.«
Terry sagte: »Er brauchte etwas Neues , Frank.« An uns gewandt: »Kevin würde nicht – ich meine, er ist vielleicht zu so jemandem freundlich gewesen und hat ihm Geld gegeben, aber das war’s dann auch. Er ist nie an Geisteskranken oder etwas in der Richtung interessiert gewesen.«
»Nur die Kunst«, sagte ich.
»Ja, Sir. Kevin liebt die Kunst. Das hat er von mir, ich hab früher getanzt.«
»Tatsächlich?«, sagte Petra. »Ballett?«
»Ich habe Ballettunterricht genommen«, erklärte Terry, »aber ich hab mich auf modernen Tanz spezialisiert. Rock’ n’ Roll, Disco, Jazztanz. Ich bin im Fernsehen gewesen.« Sie berührte ihr Haar. » Hullabaloo, Hit List, die ganzen Tanzshows. In grauer Vorzeit. Damals hab ich viel gearbeitet.«
Franks Augen wurden glasig.
Während ich sie über ihre Karriere reden hörte, fiel mir etwas ein. Ich fragte: »Haben Sie je von Baby Boy Lee gehört?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Er ist Musiker, stimmt’s?«
»Haben Sie ihn je kennen gelernt?«
»Mal sehen«, sagte sie. »Nein, ich glaube nicht, dass er bei einer meiner Tanzshows war. Ich hab The Dave Clark Five und die Byrds kennen gelernt, Little Richard –«
Franks lautes Ausatmen unterbrach sie.
»Warum haben Sie danach gefragt?«, sagte sie.
Jetzt brauchte ich die Zustimmung der anderen. Milo und Petra nickten.
»Baby Boy Lee wurde ermordet«, antwortete ich. »Kevin hat ein Porträt von ihm in GrooveRat gebracht, und er hat die Polizei angerufen und sich nach forensischen Details erkundigt.«
»Darum geht es also?«, erwiderte Frank. Sein Lachen war rau. »Mein Gott. Was für ein absoluter und kompletter Blödsinn.« Noch ein Lachen. »Ein Telefonanruf? Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie das ernst meinen!«
Milo sagte: »Das ist nicht alles, Mr. Drummond.«
»Was denn noch?«
Milo schüttelte den Kopf.
»Wunderbar«, sagte Drummond.
Ich schaltete mich ein: »Wie viel Geld haben Sie Kevin gegeben?«
»Warum ist das wichtig?«
»Warum ist das ein Geheimnis?«
»Weil –«
Terry sagte: »Zehntausend Dollar.«
»Wunderbar«, wiederholte Frank.
»Es ist kein Geheimnis, Frank.«
Ich fragte: »Auf einmal oder in Raten?«
»Auf einmal«, antwortete er. »Geschenk zum Examen. Ich wollte es aufteilen, aber sie … Ich bezahle außerdem seine Kfz-Versicherung und seine Krankenversicherung. Ich dachte mir, zehn würden eine Jahresmiete und Lebenshaltungskosten abdecken, wenn er es nicht übertrieb.«
»Wie hat Kevin das Magazin und den Rest seiner Ausgaben über zwei Jahre hinweg finanziert?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Drummond. »Ich nahm an, er hätte sich irgendeinen Job besorgt.«
»Hat er einen Job erwähnt?«
»Nein, aber er hat mich um nichts gebeten.«
Terry sagte: »Kevin ist immer unabhängig gewesen.«
»In was für Jobs hat er früher gearbeitet?«, fragte ich.
»Als College-Student hat er nicht gearbeitet«, erwiderte sie. »Ich habe davon abgeraten. Er hat sich auf sein Studium konzentriert.«
»Ein guter Student?«
»Oh ja.«
Kevins Mentor – Shull – hatte es anders gesehen: ein mittelmäßiger Student.
Ich sagte: »Also hat er vor dem College gearbeitet?«
»Oh, allerdings«, antwortete sie. »Er hat in einem Laden mit tropischen Fischen gearbeitet, Zeitschriftenabonnements verkauft, Gartenarbeit für uns erledigt.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Mehrere Sommer hat er Frank in der Kanzlei ausgeholfen.«
»Als
Weitere Kostenlose Bücher