Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Plektrum oben fast ein Loch reingemacht hätte. Diesmal hab ich den zweiten Ersatzbund reingezogen. Die Tele war einfacher. Ich hab beide früher fertig gemacht, unmittelbar bevor ich die Stadt verließ, weil ich immer versuchte, die Instrumente für Baby vorzeitig fertig zu kriegen.«
    »Wieso?«, sagte Petra.
    »Weil Baby seiner Gitarre Klänge entlockte wie kein Zweiter und ich meinen kleinen Beitrag dazu leisten wollte. Ich wusste, dass ich nach Vancouver gehen würde, und deshalb hab ich in seiner Wohnung eine Nachricht hinterlassen, er solle sie am Mittwoch abholen. Er hat mich nie zurückgerufen, aber das war nicht ungewöhnlich. Wie ich schon sagte, Baby und Pünktlichkeit waren kein harmonisches Paar. Die meisten von ihnen sind so.«
    »›Ihnen‹ heißt Musiker.«
    »Musiker«, wiederholte Robin und lächelte erneut.
    Petra sagte: »Also rief er nicht zurück, aber er notierte sich den Termin.«
    »Vermutlich. Normalerweise schneite Baby einfach so herein. Petra, was mache ich jetzt mit den Gitarren? Es sind keine Beweisstücke, oder?«
    »Sind sie irgendwas wert?«
    »Neu wären sie sehr teuer. Mit all den Modifizierungen … deutlich weniger.«
    »Haben sie nicht an Wert zugelegt, weil Baby Boy auf ihnen gespielt hat?«, fragte Petra. »Ich hab gelesen, dass Eric Clapton einige Gitarren hat versteigern lassen, und sie haben eine Menge mehr als die Schätzpreise erzielt.«
    »Baby war nicht Clapton.« Tränen rannen aus Robins Augen. Sie zog das rote Taschentuch hervor und tupfte sie weg. »Wie konnte jemand so etwas tun?«
    »Die Sache stinkt«, sagte Petra. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gitarren als Beweisstücke angesehen werden, aber halten Sie sich bedeckt. Wenn ich sie brauche, melde ich mich bei Ihnen.«
    Und dachte: Vielleicht sollte ich sie doch abholen. Auf die geringe Chance hin, dass sie den Täter schnappte und ihm der Prozess gemacht wurde und irgendein Strafverteidiger ein Theater machen wollte, weil …
    Robin sagte gerade: »Ich hoffe, Sie kriegen den Kerl, der das getan hat.«
    »Was können Sie mir sonst noch über Baby Boy erzählen?«, fragte Petra.
    »Ein lässiger Typ. Ein großer Junge. Die Leute haben seine Gutmütigkeit ausgenutzt. Wenn er einen Dollar zu fassen kriegte, wurde er gleich wieder auf den Kopf gehauen.«
    »Es sieht nicht so aus, als hätte er in letzter Zeit zu viele Dollars verdient.« Petra erinnerte sich daran, was Alex ihr über die Schuldscheine für Robin erzählt hatte. Kam zu dem Schluss, dass es keine gute Idee wäre, ihn gerade jetzt zu zitieren.
    »Es ging ihm tatsächlich finanziell nicht besonders«, sagte Robin. »Schon eine ganze Weile. Es hat ihm Auftrieb gegeben, als eine neue Pop-Band ihn bat, auf ihrem Album zu spielen. Typen, die jung genug waren, um seine Kinder sein zu können, aber er war Feuer und Flamme. Dachte, jetzt käme vielleicht der große Durchbruch. Das Album ist großartig gelaufen, aber ich glaube nicht, dass sie ihm viel gezahlt haben.«
    »Wieso?«
    Robin trat mit einem Tennisschuh gegen den andern. »Er schien pleite zu sein – wie üblich. Er hatte mich seit langem nicht bezahlt. Er schrieb immer diese Schuldscheine aus – im Grunde Miniverträge. Wir gaben beide vor, richtige Geschäftsleute zu sein. Dann nahm er seine Instrumente und bot mir ein paar Dollar als Anzahlung an, und ich sagte, vergiss es, und er widersprach heftig, gab dann aber schließlich nach. Und das war’s dann bis zum nächsten Mal. Das ging schon so lange so, dass ich nicht mehr damit rechnete, mein Geld zu bekommen. Aber als er die Platte mit diesen Kids machte, rief er mich an und versprach mir, sämtliche Schulden zu begleichen. ›Meine Rechnungen bei dir bezahlen, süßes Schwesterlein‹, wie er es formulierte. Er sagte immer, wenn er eine kleine Schwester gehabt hätte, dann hätte sie genauso sein müssen wie ich.«
    Ein weiterer Einsatz des Taschentuchs.
    »Aber die Rechnung wurde nie bezahlt«, sagte Petra.
    »Nicht ein Penny. Deshalb weiß ich, dass der Gig ihm nicht wirklich Geld gebracht hat. Falls Baby flüssig gewesen wäre, hätte ich ganz oben auf seiner Liste gestanden, direkt hinter Miete und Essen.«
    »Seine Miete war bezahlt, und in seinem Kühlschrank war Essen – kalorienarmes Essen.«
    Robin zuckte zusammen. »Das schon wieder? Auf der Bühne hat er sein Gewicht zur Schau gestellt – schüttelte seinen Bauch, wackelte mit dem Hintern, machte Witze über sein Gewicht. Aber der arme Kerl hasste es, dick zu sein, war

Weitere Kostenlose Bücher