Blutnacht
Tage dort lag.«
»Direkt nachdem Erna mitgenommen wurde«, sagte ich. »Genau um die Zeit, als Kevins Auto in Flughafennähe stehen gelassen wurde. Die Marina ist nicht weit vom Flughafen entfernt.«
»Der Fundort der Leiche liegt direkt am Weg. Sieht so aus, als hätte Kevin sich ein Abschiedsgeschenk gemacht.
Das Opfer ist eindeutig ein Künstler, ein Bildhauer namens Armand Mehrabian. Er lebte in New York und war hergekommen, um für ein großes Unternehmensprojekt in der Downtown vorzusprechen. Arbeiten mit Stein und Bronze und fließendem Wasser – kinetische Skulptur nennt man das. Er hat im Loews in Santa Monica übernachtet und wurde vermisst gemeldet. Jung, begabt, wurde gerade von der Kunstszene zur Kenntnis genommen. Hatte eine gute Chance, diesen Unternehmensauftrag zu bekommen. Er wurde genau wie Baby Boy aufgeschlitzt, und sein Hals war von einem gewundenen Draht aufgerissen worden. Ich habe der Technikerin des Gerichtsmediziners gesagt, es sei vermutlich die tiefe E-Saite einer Gitarre gewesen. Sie war sehr beeindruckt.«
»Bei einem Fundort neben der Marina ist Pacific für den Fall zuständig.«
»Zwei Detectives I, die ich nicht kenne«, erklärte er. »Schlesinger und Small. Petra sagt, Small sei früher in Wilshire gewesen und habe schon mit ihr zusammengearbeitet, er sei okay. Wir verschieben das Meeting auf einen späteren Zeitpunkt, damit sie dabei sein können. Ich denke an morgen Vormittag, damit Schlesinger und Small Zeit für eine vorläufige Aufbereitung der Mehrabian-Daten haben. Nicht bei Gino’s, sondern ihnen zuliebe auf der Westside. Bei meinen indischen Freunden, sagen wir um zehn. Klappt das bei dir?«
»Ja, kein Problem.«
40
Dasselbe kleine Hinterzimmer im Café Moghul, dieselben Gerüche nach heißem Öl und Curry.
Zwei weitere Leute, die sich um den Tisch drängten, verliehen dem Raum Ähnlichkeit mit einer Zelle.
Die Detectives der Pacific Division waren Männer in den Vierzigern. Dick Schlesinger war groß und dunkelhaarig und hatte ein längliches, nachdenkliches Gesicht und einen dunkelbraunen Schnurrbart, der sein Gesicht wie ein Freeway durchzog. Marvin Small war kleiner, rundlich und graublond; bei seinem Tribut an Gesichtsbehaarung handelte es sich um eine silberne Bürste, die unter einer Boxernase hervorspross. Er kicherte viel, auch wenn nichts lustig war.
Die Frau im Sari brachte chai und Eiswasser und lächelte Milo an, als sie den Raum verließ.
Marvin Small fragte: »Dieser Clown, Drummond, könnte er irgendwo anders hin abgehauen sein als nach Boston?«
»Wir sind genauso auf Vermutungen angewiesen wie Sie«, erwiderte Milo.
Dick Schlesinger schüttelte den Kopf. »Noch ein Whodunit.«
»Hatten Sie in letzter Zeit ein paar?«, fragte Petra.
»Zwei andere, noch in der Mache. Ein kleines Mädchen verschwindet aus einem Supermarkt, wo es mit seiner Mutter einkaufen ist. Wir haben einen der Ladenjungen in Verdacht, er hat eine Vorstrafe wegen Missbrauchs. Aber keine Leiche, keine Beweise, und für einen Dummkopf ist er ziemlich schlau. Außerdem haben wir einen Mord auf dem Lincoln Boulevard, eine der Nutten, die auf dem Stück zwischen Rose und LAX arbeiten. Derjenige, der sie erschossen hat, hat sie mit einer Handtasche voller Drogen und Bargeld liegen lassen, und diesmal haben wir einen Zuhälter, dem es tatsächlich etwas auszumachen scheint. Sie hatte drei Kinder von ihm. Ein paar städtische Angestellte sind kürzlich dort festgenommen worden, hauptsächlich Pfeifen von der Cal Trans und Typen von der Busgesellschaft, die auf dem Heimweg von der Nachtschicht zu einem Quickie rechts ranfahren. Wir hoffen, es ist nicht der Anfang einer weiteren Mordserie. Noch dazu mit einem städtischen Angestellten als Killer.«
Small sagte: »Aber don’t cry for me, Argentina. Klingt so, als hättet ihr selbst viel zu tun gehabt.«
Es klopfte an der Tür. Die lächelnde Frau trat mit einem Tablett voller Appetithäppchen ein, das sie auf den Tisch stellte. Milo dankte ihr, und sie ging wieder hinaus.
»Die ist in Sie verschossen«, sagte Marvin Small.
»Meinem Charme ist schwer zu widerstehen«, erwiderte Milo.
Petra grinste.
Jeder versuchte, der Frustration mit Frohsinn zu begegnen. Bis auf Stahl; er saß bloß da.
Detective Small musterte das Tablett mit einer gewissen Besorgnis. »Die Multikulti-Zeit ist gekommen. Das ist eine Kultur, die ich noch nie ausprobiert habe, essensmäßig.«
»Ist nicht schlecht, Marve«, sagte Schlesinger. »Meine
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