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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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vielleicht nach dem Weg gefragt hätte oder so. Dann ist Yuri allein nach Hause gegangen.«
    »Der Mann ist zu Fuß weggegangen?«
    »Hmm, ich glaube ja. Aber ich könnte das unmöglich bezeugen. Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich mich an Einzelheiten erinnere. Wer ist er?«
    »Vielleicht niemand. Vielen Dank, Ma’am.«
    Als Santos ihre Tür zumachte, sah sie bekümmert aus.
    Shull wohnte in einem Haus am Aspen Way in den Hollywood Hills, und Stahl hatte das Haus die ganze Nacht beobachtet und nichts zu berichten.
    »Wie weit ist der Aspen Way von dem Hollywood-Schild entfernt?«, fragte ich Milo.
    »Direkt den Berg runter und nach Osten. Auch nicht weit von Kevin.« Er war kurz nach dem Meeting vorbeigekommen, hatte viel telefoniert und sich schließlich an den Küchentisch gesetzt, um die Dinge von allen Seiten zu beleuchten.
    »Nicht weit von dem Studio, wo China mit ihrer Band die Aufnahme gemacht hat«, sagte ich. »Oder dem Snake Pit.
    Ich würde sagen, Shull fühlt sich in Hollywood wohl, aber wir haben auch drei Morde auf der Westside, von Boston ganz zu schweigen. Dieser Bursche ist schwer festzulegen.«
    »Wie schätzt du die Verbindung zwischen Shull und Kevin ein? Lehrer-Schüler-Beziehung, die üble Formen angenommen hat?«
    »Das ist eine Möglichkeit. Ich besuche Shull, er wird nervös, sagt Kevin, er solle sich rar machen. Einer von ihnen oder beide gabeln Erna auf und schaffen sie sich vom Hals, dann fährt Shull Kevin zum Flughafen, stellt den Wagen ab und nimmt ein Taxi zurück.«
    »Ich lasse meine Detectives bei den Taxiunternehmen nachfragen.« Er machte noch einen Anruf, erteilte den entsprechenden Auftrag. »Was ist die andere Möglichkeit?«
    »Terry Drummond hat Recht, und ihr Sohn ist unschuldig.«
    »Falls er das ist, ist er wahrscheinlich auch tot.« Er ging zum Kühlschrank, goss sich Milch ein und kam damit zurück. »Falls Kevin abgehauen ist, bezweifle ich, dass er nach Boston gegangen ist. Shull wäre schlau genug, Kevin dort nicht haben zu wollen.«
    Ich wusste, was er jetzt dachte: Wie viele andere Städte? Wie viele andere Leichen?
    Sein Piepser ertönte. Das Büro des Gerichtsmediziners. Er rief an, und ich ging in mein Arbeitszimmer und ließ alle allgemeinen Suchmaschinen nach A. Gordon Shull fahnden.
    Ein Link zu Shulls persönlicher Website führte zu einem Hinweis: inaktiv. Einunddreißig weitere Treffer, ein Drittel davon Wiederholungen. Zwölf der ursprünglichen zwanzig waren Erwähnungen von Shulls Namen in Veröffentlichungen des Charter College. Vorsitzender von Symposien des Fachbereichs Kommunikationswissenschaften, Vorträge, die er gehalten hatte.
    Die Rolle des Künstlers in der zeitgenössischen Gesell- schaft
    Gefälligkeitsjournalismus: Akzeptables Mittel zur
    Veränderung oder Täuschung?
    Liebesgurren im Rock V Roll: Sexualität als
    Metapher in zeitgenössischer Musik
    Linguistik als Schicksal: Warum Noam Chomsky Gott sein könnte
    Ein Titel schnürte mir die Kehle zu:
    Ein kaltes Herz: Der ultimative Fatalismus künstlerischen Strebens
    Keine Zusammenfassung des Texts, kein Nachweis. Shull hatte den Vortrag in einem Café in Venice gehalten. Eine Feier zu Ehren von Ezra Pound.
    Ich sah mir die Veranstaltungsorte seiner anderen Vorträge an. Alle waren informelle Zusammenkünfte in Cafés und ähnlichen Häusern. War das der Grund, warum Dr. Martin diesem Mitglied ihres Lehrkörpers ablehnend gegenüberstand? Oder ging es vielleicht darüber hinaus?
    Ich erinnerte mich an Shulls lockere Art mit der Studentin, die vor seinem Arbeitszimmer gewartet hatte. Cooler Prof? Überfreundlicher Schleimer? Wie die Politik bot die akademische Welt alle Möglichkeiten für einen amoralischen Typ.
    Ein Café in Venice. Was für eine Relevanz hatte in L.A. schon ein Stadtteil, in dem man sich wohl fühlte? Wenn man hier ein Auto hatte, meisterte man sein Schicksal.
    Dann dachte ich an etwas anderes …
    Milo kam zurück. »Die Stichwunden an Mehrabian entsprechen denen von Baby Boy. Und die Ligaturwunde an seinem Hals ebenfalls. Und stell dir vor: Diesmal hat unser böser Bube Spuren hinterlassen. Zwei kurze Barthaare, rotgrau. Mehrabian hatte auch einen Bart, aber der ist lang und schwarz. Der Mörder ist ihm praktisch ins Gesicht gesprungen. Buchstäblich.«
    »Shull hat einen dieser Fünf-Tage-Bärte. Rötlich grau.«
    »Hey, Sherlock, der Gerichtsmediziner schätzt, dass die Haare fünf, sechs Tage alt waren.«
    »Und was jetzt?«, sagte ich. »Du befragst ihn und

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