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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ein paar Weißkitteln zeigt?«
    »Kann nicht schaden«, erwiderte sie. »Vielleicht legen sie sich weniger Zurückhaltung auf, wenn sie mit einem Kollegen sprechen. Was dagegen, Alex?«
    »Nein«, sagte ich, »aber wenn jemand mit Pillen handelt, wird er es mir gegenüber nicht beichten. Oder zugeben, dass er irgendwelche Dealer kennt.«
    »Aber du könntest Reaktionen studieren«, erklärte Milo, »sehen, ob dir irgendjemand merkwürdig vorkommt. Dann würden wir übernehmen.«
    »Okay.«
    »Ich denke, ein Tag sollte reichen. Es ist weit hergeholt, aber man weiß ja nie.«
    »Ich mach’s morgen«, sagte ich. »Aber wir sollten in Bezug auf Kevin auch über andere Einkommensquellen nachdenken. Die ganze Computerausrüstung, die Drucker, die Scanner. Und Kevin hat Pornographie gesammelt.«
    Sie starrten mich beide an.
    Petra sagte: »Daran hätte ich denken sollen. Als wir Frank Drummonds Kanzlei besuchten, fragte mich seine Sekretärin, ob das etwas mit Pornos zu tun hätte. Herrgott, direkt vor meiner Nase – vielleicht wusste sie, dass der Junge schon mal was damit zu tun hatte.«
    »Die Sommer in Daddys Kanzlei«, sagte Milo. »Schien keine glückliche Erinnerung für Daddy zu sein.«
    »Kevin, der Kreative«, sagte Petra. »Vielleicht auf eine Art, die Daddy nicht gefiel. Das Zeug, das Junior sammelt, ist harter Sado-Maso-Stoff.«
    »Oder Kevin war nicht der Einzige in dem Geschäft, und sie hatten kreative Differenzen«, erklärte ich. »Was ist, wenn Franks Feindseligkeit nicht nur von väterlicher Fürsorge herrührt?«
    Sie waren beide still. Petra spielte mit ihrer Gabel. »Ein Familienunternehmen … wisst ihr, Terry sieht so aus, als hätte sie in ihrer Jugend Pornofilme machen können.« Sie tippte mit den Zinken der Gabel auf den Tisch. »Ich überprüfe das bei der Sitte.«
    Ich verbrachte den ganzen Tag damit, mit freundlichen Gesichtern am Western Peds und in anderen Krankenhäusern am Sunset Boulevard zu sprechen. Niemand kannte Kevin. Ich versuchte es mit ein paar weniger freundlichen Gesichtern, erntete ausdruckslose Blicke und Kopfschütteln.
    Ich fuhr an der Stelle vorbei, wo Erna Murphy aufgegabelt worden war. Tagsüber war die Straße ruhig, sonnig, von alten Mietshäusern gesäumt. Nicht der geringste Hinweis darauf, was nach Einbruch der Dunkelheit hier los war.
    Ich sah eine junge hispanische Frau, die Zwillingsbabys in einem Doppelkinderwagen vor sich herschob. Lächelnd. Die Säuglinge dösten.
    Ein paar Meilen weiter westlich trüge sie eine Uniform, und die Babys würden nicht ihr gehören. Hier kümmerten sich die Mütter selbst um ihre Kinder.
    Und schlossen sie nachts ein.
    Bevor ich nach Hause fuhr, rief ich Milo an, um ihm mitzuteilen, dass ich nichts erreicht hatte. Er sagte: »Danke gleichfalls, mein Freund. Keine Fortschritte bei den Fluglinien, und ich hab den ganzen Vormittag mit Boston telefoniert und versucht herauszufinden, ob Kevin dort irgendwo eingecheckt hat – sowohl jetzt als auch zu der Zeit, als Angelique Bernet erstochen wurde. Nichts im ersteren Fall, und was den letzteren betrifft, ist es schwer zu sagen, weil die meisten kleineren Herbergen behaupten, sie würden ihre Gästebücher nicht länger als ein Jahr aufbewahren. Ein paar Häuser haben in ihren Computern nachgesehen, aber wenn Kevin sich in einem von ihnen aufhält, dann nicht unter seinem Namen. Die größeren Hotels sagen, sie wären in der Woche von Bernets Ermordung ausgebucht gewesen – viele Kongresse –, und sie heben ihre Unterlagen auf. Auch hier kein Kevin.«
    »Was für Kongresse?«
    »Mal sehen … es gab sechs ziemlich große Veranstaltungen in dieser Woche. Drei in Harvard – Rehabilitationsmedizin, Medien und Politik und Wissenschaftsgeschichte –, einer über Plasmaphysik am MIT, ein Jura-Symposion am Tufts und etwas über den Nahen Osten an der Brandeis University. Klingt davon irgendwas nach dem Geschmack unseres Jungen?«
    »Nein«, sagte ich, »und ein Student mit begrenztem Budget würde nicht im Four Seasons oder im Parker House übernachtet haben.«
    »Deswegen habe ich mich zunächst auf Motels und günstige Hotels beschränkt. Außerdem habe ich Autovermietungen angerufen und die Polizei in Boston und Cambridge genervt, sie mögen doch ihre Verkehrsakten durchsehen für den Fall, dass Kevin einen Leihwagen genommen und einen Strafzettel wegen Falschparkens bekommen hat. So ist der Son of Sam überfuhrt worden, und warum soll ich nicht auch mal Glück haben?« Langer

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