Blutnacht
Gerichtsbeschluss«, sagte ich.
Er fluchte leise. »Ich habe mir die verständnisvollste Richterin ausgesucht, die ich finden konnte. Sie fühlt mit mir, aber sie will handfeste Beweise.«
»Wie die Barthaare in Mehrabians Bart«, sagte ich. »Aber du kannst nicht verifizieren, dass es sich um Shulls Haare handelt, bevor du einen Grund hast, ihn um eine Vergleichsprobe zu bitten.«
»Leider wahr«, erwiderte er. »Wenigstens haben wir ein Ziel vor Augen. Petra geht jetzt mit Shulls Foto bewaffnet denselben Weg wieder zurück. Außerdem habe ich mit Small und Schlesinger über die Haare gesprochen. Sie sagten, wir sollen sie weiter informieren. Meinem Gefühl nach würden sie uns Mehrabian liebend gern überlassen. Meinem Gefühl nach wird Mehrabian schließlich auch genau dort landen.« Er betrachtete meinen Computer. »Sonst noch was Interessantes im Cyberspace?«
»Shull hatte eine Website, aber sie ist außer Betrieb.«
»Verwischt er seine Spuren?«
»Oder technische Probleme«, sagte ich. »Bei einem solchen Ego würde er dort zu finden sein wollen. Ich würde gern wissen, was er in letzter Zeit so gemacht hat. Dr. Martin könnte uns da weiterhelfen.«
»Glaubst du, sie würde mit uns zusammenarbeiten?«
»Wie ich bei unserem Meeting sagte, ich habe den Eindruck, dass Shull nicht ihr liebster Mitarbeiter ist, also vielleicht schon.«
»Dann tun wir’s auch«, sagte er. »Bei ihr zu Hause, nicht am College.«
»Warum?«
»Damit sie sich nicht mehr in dem Bereich befindet, in dem sie sich beruflich am wohlsten fühlt.«
Elizabeth Gala Martins Arbeitszimmer war voller Antiquitäten gewesen, aber zu Hause zog sie das Moderne vor.
Ihr Haus bestand aus einer grauen Ansammlung von Würfeln, die auf einem großen Grundstück in einem der besseren Teile Pasadenas untergebracht waren. Die Landschaftsgestaltung war unauffällig, japanisch inspiriert, und strategisch geschickt platzierte Strahler sorgten für die Beleuchtung. Ein großer Gong stand seitlich versetzt auf einer weiten, makellosen Rasenfläche. Zwei Wagen teilten sich die extrabreite Zufahrt: eine silberne BMW-Limousine jüngeren Baujahrs und ein etwas älteres Mercedes-Coupe der gleichen Farbe.
Jeder Grashalm an seinem Platz. Als wenn draußen regelmäßig staubgesaugt würde.
Achthundert Meter von Everett Kippers Haus entfernt, aber das schien jetzt nicht mehr relevant. Es war 20 Uhr, als Milo an die Haustür klopfte.
Martin kam selbst in einem langen grünen Seidenkaftan an die Tür, der mit goldenen Drachen bestickt war. Ihre Füße steckten in goldenen Sandalen. Ihre Zehennägel waren rosa lackiert. Ihr hennagefärbtes Haar schien frisch frisiert zu sein, und sie trug große, sechseckige goldene Ohrringe. Hinter ihr lag eine große weiße Eingangsdiele mit einem Travertinboden.
Ihre anfängliche Überraschung wich einem harten, prüfenden Blick. »Professor Delaware.«
»Vielen Dank, dass Sie sich an mich erinnern«, sagte ich.
»Sie haben einen … Eindruck hinterlassen.« Sie musterte Milo. Ich stellte ihn vor.
»Die Polizei«, sagte sie gelassen. »Noch mehr Fragen zu Mr. Drummond?«
»Mehr Fragen über Mr. Shull«, erwiderte Milo.
Martins Hände ballten sich zu Fäusten, dann ließ sie sie sinken.
»Kommen Sie rein«, sagte sie.
Das Haus war weitläufig, stimmungsvoll beleuchtet, und ins Dach waren Oberlichter eingelassen. Eine Rückwand mit Fenstern zeigte hinaus auf einen sanft illuminierten Garten und einen langen, schmalen Pool, der den Windungen einer hohen weißen Mauer angepasst war. Messingvitrinen waren mit modernen Gläsern gefüllt, und an den Wänden hingen große, abstrakte Gemälde.
Elizabeth Martin ließ uns auf einer niedrigen schwarzen Wildledercouch Platz nehmen und setzte sich in einen schwarzen Ledersessel.
»Okay«, sagte sie. »Erzählen Sie mir, worum es hier geht.«
»Professor Martin«, sagte Milo, »wir untersuchen mögliche kriminelle Aktivitäten durch A. Gordon Shull. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann.«
Geräusche waren von der anderen Seite des Esszimmers zu hören. Schritte und Klappern hinter einer weißen Flügeltür. Klirren von Utensilien, laufendes Wasser. Jemand in der Küche.
»Sie können mir nicht mehr sagen, aber es würde Ihnen gefallen, wenn ich Ihnen alles sagte, was Sie wissen wollen.«
Milo lächelte. »Genau.«
»Nun ja, das erscheint mir fair.« Grüne Seide raschelte, als Martin die Beine übereinanderschlug. Sie hatte Parfüm aufgelegt – etwas
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