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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Theorien darüber, wer China getötet hat?«
    »Klar«, sagte er. »Jemand, der die Schnauze voll hatte von ihr. Was auf rund zehn Millionen Leute zutrifft.«
    »Sie war nicht gerade charmant.«
    »China war ein Fünf-Sterne-Biest. Und wissen Sie was, Sie sind der erste Cop-Typ überhaupt, der mich nach Chinas Persönlichkeit fragt. Was ist los mit diesen Kerlen – sind die zurückgeblieben?«
    »Was haben sie gefragt?«
    »Wie im Polizeibericht. Die Fakten, nur die Fakten. Um welche Zeit hat sie das Studio verlassen, was hat sie in den letzten Tagen davor gemacht, mit wem hat sie Drogen eingeworfen, mit wem hat sie gefickt. Kein Versuch, sich wirklich damit zu befassen, wer sie war.«
    Rauch drang aus seinen Nasenlöchern und verflüchtigte sich schnell in der versmogten Luft. »Es war offensichtlich, dass sie uns und sie verachteten und unserer ganzen Lebensweise die Schuld gaben.«
    »Glauben Sie, dass Chinas Lebensweise irgendwas mit ihrem Tod zu tun hatte?«
    »Wer weiß? Hören Sie, ich weiß wirklich nicht, was das hier soll.«
    »Tun Sie mir den Gefallen«, sagte ich. »Ich muss mir ein bisschen Kontext verschaffen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel hab ich gehört, dass es für die Band bergauf ging. Es wurde von einem Vertrag mit einer großen Plattenfirma geredet. Stimmt das?«
    Brancusi setzte sich aufrecht hin, von Nostalgie aufgerüttelt. »Mehr als nur geredet. Wir hatten eine echte Chance. Hatten gerade bei Madame Boo unsere neuen Sachen präsentiert, wo einige der besseren Artists & Repertoire-Typen im Publikum saßen. Wir waren toll an dem Abend – wir haben richtig abgerockt. Am nächsten Tag wurden wir zu einem Gespräch mit Mickey Gittleson gebeten – irgendeine Ahnung, wer er war?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Eine ganz große Nummer unter den Managern. Wichtige Klienten.« Er rasselte eine Liste von Bands herunter. »Er war scharf darauf, China Whiteboy zu vertreten. Wenn er sich hinter uns gestellt hätte, wär die Post abgegangen.«
    »Sie sagten, ›wer er war‹.«
    »Er ist tot«, erwiderte Brancusi. »Letztes Jahr, Lungenkrebs. Der Idiot hat zu viel geraucht.« Er schnippte die Asche von der Zigarette und kicherte.
    »Wie war das mit Gittleson?«
    »China hat den ersten Termin platzen lassen – bekam einen regelrechten Tobsuchtsanfall, sagte, Gittleson repräsentierte alles, was am Musikbusiness faul sei, und sie würde sich nicht verkaufen. Was ganz lustig war, weil sie bei Madame Boo ausgeflippt ist, als sie Gittleson da sitzen sah, uns in der Garderobe erzählt hat, dass der Typ der Bringer wäre. Während der nächsten Nummer ging sie rüber zu seinem Tisch, quatschte ihn an und legte ihm fast auf dem Schoß einen Striptease hin. Was nicht geschadet hätte. Der Typ war ein geiler alter Bock, stand darauf, die jungen Talente zu ficken.«
    »China und Flirten«, sagte ich und versuchte mir das vorzustellen.
    Brancusi lachte. »China war zu etwas so Leichtem und Luftigem wie einem weiblichen Flirt nicht in der Lage. Aber sie konnte einen auf sexy machen, wenn sie wollte.«
    »Nach Stanislawski?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »War es real, oder hat sie so getan als ob? Wie aktiv war sie in sexueller Hinsicht?«
    »Sie war sehr aktiv«, antwortete Brancusi. »Nur mit Frauen, sie stand auf Frauen.«
    Er starrte in den Verkehr auf dem Cahuenga und schien das Interesse zu verlieren.
    »Also war sie diejenige, die Gittleson in ihr Netz gezogen hat, aber dann hat sie ihre Meinung geändert«, sagte ich.
    »Typisch China.«
    »Launenhaft.«
    Er schnippte die Zigarette auf den Bürgersteig. Sie lag qualmend da.
    Ich sagte: »Sie haben von einem ersten Termin gesprochen. Gittleson hat Ihnen nicht die kalte Schulter gezeigt nach der ersten Absage?«
    »Er ist ganz locker damit umgegangen, wir waren ein heißer Tipp, also hat er einen neuen Termin angesetzt. Aber einen Monat später war er in Europa und hat ein Treffen mit uns nach seiner Rückkehr organisiert. Er schlug vor, dass wir ein paar neue Sachen aufnehmen. Deshalb waren wir in dem Studio. Wir haben versucht, eine Auswahl-CD zu brennen, die Gittleson wirklich vom Stuhl hauen würde. Und wir waren mitten drin. Zogen an einem Strang. China hatte ihre Meinung geändert – jetzt war Gittleson cool. Sie war mit von der Partie, sie war motiviert. Das war das Gute an ihr. Selbst wenn sie high war, konnte sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.«
    »Richtig high?«
    »Gibt’s noch eine Art?«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Die

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