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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sorgfältige Durchsicht der verbleibenden Seiten erbrachte nichts über Baby Boy Lee, Juliet Kipper oder Vassily Levitch. Auch nichts zu dem Fall in Boston, den Alex aufgetan hatte – Bernet, die Ballerina. Petra hatte ihre Zweifel, was das anging, aber es war nicht ratsam, Alex’ Instinkt zu ignorieren.
    Sie bezahlte für das Blatt und machte sich auf den Weg zum Sitz von GrooveRat.
    Kleines Einkaufszentrum an der Ecke Gower und Sunset. Eine private Postfachagentur, Mailboxes N’ Stuff. Großer Schock.
    »Suite 248« war tatsächlich Postfach 248, das jetzt an Verna Joy Hollywood Cosmetics vermietet war. Petra wusste das, weil ihr zwei zusammengebundene Briefstapel am Schalter ins Auge gefallen waren, während sie darauf wartete, dass die Frau, die dahinter saß, aufhörte, ihre Nagelhaut zu bearbeiten, und sie zur Kenntnis nahm. Jede Menge Interesse an Verna Joy; zu viel für ein Postfach.
    Der oberste Umschlag war pinkfarben und trug eine Rücksendeadresse in Des Moines. Säuberliche, feminine Kursivschrift zeigte an:» Zahlung inliegend«.
    Die Frau von der Postfachagentur legte schließlich ihre Papiernagelfeile beiseite, entdeckte, dass Petra die Briefstapel studierte, schnappte sie sich und verstaute sie unter dem Schalter. Eine Wasserstoffblondine Mitte sechzig, die mit dem braunen Lidschatten und dem schwarzen Eyeliner zu viel des Guten getan und den Rest ihres müden, fleckigen Trinkergesichts unbemalt gelassen hatte. Sie legte Nachdruck auf die Augen – brachte die Verzweiflung zum Vorschein.
    Petra zeigte ihren Ausweis vor, und der Gesichtsausdruck der Frau wechselte von Verärgerung zu unverhohlener Verachtung. »Was wollen Sie denn?«
    »Ein Magazin namens GrooveRat hat früher Postfach 248 gemietet. Wann wurde das Fach aufgegeben, Ma’am?«
    »Ich weiß es nicht und würd’s Ihnen nicht sagen, wenn ich’s wüsste.« Die Frau reckte das Kinn vor.
    »Und warum, Ma’am?«
    »So lautet das Gesetz. Die Bill of Rights. Sie brauchen einen Durchsuchungsbefehl.«
    Petra entspannte sich und versuchte es mit einem sanften Lächeln. »Sie haben vollkommen Recht, Ma’am, aber ich will das Postfach nicht durchsuchen. Ich möchte einfach gern wissen, wann der Mieter es aufgegeben hat.«
    »Ich weiß es nicht und würd’s Ihnen nicht sagen, wenn ich’s wüsste.« Das Lächeln der Frau war schmallippig und triumphierend.
    »Haben Sie hier gearbeitet, während GrooveRat das Postfach gemietet hat?«
    Achselzucken.
    »Wer hat die Post von GrooveRat abgeholt?«
    Dito.
    »Ma’am«, sagte Petra. »Ich kann mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen.«
    »Dann tun Sie das«, entgegnete die Frau mit plötzlicher Wildheit.
    »Wo liegt das Problem, Ma’am?«
    »Ich habe kein Problem.«
    »Das hier könnte mit einem Mordfall in Zusammenhang stehen.«
    Die verschmierten Augen blieben entschlossen. Petra fixierte sie, brachte ein hartes Starren zustande. Die Frau sagte: »Sie beeindrucken mich nicht.«
    »Mord beeindruckt Sie nicht?«, fragte Petra.
    »Es ist immer Mord«, sagte die Frau. »Alles ist Mord.«
    »Was?«
    Die Frau stieß mit einem Finger in Petras Richtung. »Das hier ist mein Laden, und ich muss nicht mit Ihnen sprechen.« Aber dem Satz schickte sie hinterher: »Schütze dich selbst, und es ist Mord. Tritt für deine Rechte ein, und es ist Mord.«
    Schlacht der Blicke.
    »Wie heißen Sie, Ma’am?«
    »Ich muss Ihnen nicht sagen –«
    »Das müssen Sie allerdings, oder Sie werden wegen Behinderung von Polizeiarbeit festgenommen.« Petra griff nach ihren Handschellen.
    »Olive Gilwhite«, sagte die Frau mit bebenden Hängebacken.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht kooperieren wollen, Ms. Gilwhite?«
    »Ich sage Ihnen gar nichts.«
    Petra verließ die Postfachagentur und fuhr ins Revier zurück. Eric Stahl saß an seinem Schreibtisch, telefonierte und machte sich Notizen. Sie ignorierte ihn und spielte mit den Computern, gab Olive Gilwhites Namen und die Adresse der Postfachagentur ein und stieß schließlich auf etwas.
    Zwei Jahre zuvor war der Inhaber von Hollywood Mailboxes N’ Stuff, ein Mann namens Henry Gilwhite, wegen Mordes verhaftet worden.
    Petra stöberte in den Akten und fand die Zusammenfassung des Falls. Gilwhite, dreiundsechzig, hatte einen neunzehnjährigen Transvestiten und Strichjungen namens Gervazio Guzman hinter der Postfachagentur erschossen. Gilwhite hatte sich auf Notwehr gegen einen versuchten Raubüberfall berufen, aber sein Sperma auf Guzmans Kleid erzählte eine andere

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